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Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.

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Von der Ehrenachtbarkeit Das XV.
heit eigentlicher beschreiben; weil aber die meisten/ ihrer blossen
Benennung nach/ ohne das wohl bekandt; auch alle diese Qua-
litäten/ ihrer Quantität nach/ und wie solche wohl zuermessen
und hierauff zum Effect einzurichten/ bey dem andern Theil (der
zur Prax und würcklicher Darstellung Anweisung giebet) ohne
das reassumirt und wieder vorgenommen werden müssen; so wol-
len wir allhier nur die Vornehmsten weiter beschreiben/ derer
viererley sich finden

1. die Ehrenachtbarkeit/ als durch welche wir das förmli-
che Wesen und die Essentz der Personen zu bemercken
pflegen.
2. die Dringung oder die Obligation, welche die Personen
zusammen bindet/ und die gantze Moralische Welt zum
Stand bringet.
3. die Richtsamkeit oder das Recht und Gesetz/ wornach al-
les Thun des Menschen eingerichtet werden muß.
4. die Geltung/ worinnen die Essentz der im gemeinen We-
sen üblichen oder gebräuchlichen Sachen bestehet.

§. 2. Gleich wie nun bey der Natur/ ob wohl die Vestig-
keit derer Cörper/ das ist die Impenetrabilität und undurchbrü-
chigkeit ihrer Stücklein/ aus welchen sie bestehen/ voran gesetzet
werden muß/ wenn man darstellen will/ wie unter denen beweg-
lichen Dingen dem Geschlechte derer Cörper die Extension und
Erstreckung zukomme/ dadurch ihre Stücklein aneinander eines
ausser dem andern stehen/ und eine gewisse Grösse/ Weitschafft
und Erstreckung machen müssen/ nehmlich weil die Stücklein
vest sind/ so läst eines das andere/ welches ihm durch Bewegung
zustösset/ oder sonst neben ihm zu stehen bekompt/ nicht in sich
hinein/ sondern wiewohl eines das andere so genau berühren kan/
daß dero beyderseits zusammenstossende Flächen/ Linien/ oder
puncta gantz ineinander fallen und überein kommen/ so muß doch
die rechte vollkommene Substantz des einen gantz ausser des an-
dern seiner Substantz bleiben/ und also bey allen/ auch flüssigen/
Cörpern/ wenn sie vor sich als gantze Dinge betrachtet werden/
muß jeder Theil ausser dem andern (pars extra partem) seyn/ da
sonst/ wenn die Stücklein durchbrüchig wären/ eines in das an-

dre

Von der Ehrenachtbarkeit Das XV.
heit eigentlicher beſchreiben; weil aber die meiſten/ ihrer bloſſen
Benennung nach/ ohne das wohl bekandt; auch alle dieſe Qua-
litaͤten/ ihrer Quantitaͤt nach/ und wie ſolche wohl zuermeſſen
und hierauff zum Effect einzurichten/ bey dem andern Theil (der
zur Prax und wuͤrcklicher Darſtellung Anweiſung giebet) ohne
das reaſſumirt und wieder vorgenommen werden muͤſſen; ſo wol-
len wir allhier nur die Vornehmſten weiter beſchreiben/ derer
viererley ſich finden

1. die Ehrenachtbarkeit/ als durch welche wir das foͤrmli-
che Weſen und die Eſſentz der Perſonen zu bemercken
pflegen.
2. die Dringung oder die Obligation, welche die Perſonen
zuſammen bindet/ und die gantze Moraliſche Welt zum
Stand bringet.
3. die Richtſamkeit oder das Recht und Geſetz/ wornach al-
les Thun des Menſchen eingerichtet werden muß.
4. die Geltung/ worinnen die Eſſentz der im gemeinen We-
ſen uͤblichen oder gebraͤuchlichen Sachen beſtehet.

§. 2. Gleich wie nun bey der Natur/ ob wohl die Veſtig-
keit derer Coͤrper/ das iſt die Impenetrabilitaͤt und undurchbruͤ-
chigkeit ihrer Stuͤcklein/ aus welchen ſie beſtehen/ voran geſetzet
werden muß/ wenn man darſtellen will/ wie unter denen beweg-
lichen Dingen dem Geſchlechte derer Coͤrper die Extenſion und
Erſtreckung zukomme/ dadurch ihre Stuͤcklein aneinander eines
auſſer dem andern ſtehen/ und eine gewiſſe Groͤſſe/ Weitſchafft
und Erſtreckung machen muͤſſen/ nehmlich weil die Stuͤcklein
veſt ſind/ ſo laͤſt eines das andere/ welches ihm durch Bewegung
zuſtoͤſſet/ oder ſonſt neben ihm zu ſtehen bekompt/ nicht in ſich
hinein/ ſondern wiewohl eines das andere ſo genau beruͤhren kan/
daß dero beyderſeits zuſammenſtoſſende Flaͤchen/ Linien/ oder
puncta gantz ineinander fallen und uͤberein kommen/ ſo muß doch
die rechte vollkommene Subſtantz des einen gantz auſſer des an-
dern ſeiner Subſtantz bleiben/ und alſo bey allen/ auch fluͤſſigen/
Coͤrpern/ wenn ſie vor ſich als gantze Dinge betrachtet werden/
muß jeder Theil auſſer dem andern (pars extra partem) ſeyn/ da
ſonſt/ wenn die Stuͤcklein durchbruͤchig waͤren/ eines in das an-

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[100/0110] Von der Ehrenachtbarkeit Das XV. heit eigentlicher beſchreiben; weil aber die meiſten/ ihrer bloſſen Benennung nach/ ohne das wohl bekandt; auch alle dieſe Qua- litaͤten/ ihrer Quantitaͤt nach/ und wie ſolche wohl zuermeſſen und hierauff zum Effect einzurichten/ bey dem andern Theil (der zur Prax und wuͤrcklicher Darſtellung Anweiſung giebet) ohne das reaſſumirt und wieder vorgenommen werden muͤſſen; ſo wol- len wir allhier nur die Vornehmſten weiter beſchreiben/ derer viererley ſich finden 1. die Ehrenachtbarkeit/ als durch welche wir das foͤrmli- che Weſen und die Eſſentz der Perſonen zu bemercken pflegen. 2. die Dringung oder die Obligation, welche die Perſonen zuſammen bindet/ und die gantze Moraliſche Welt zum Stand bringet. 3. die Richtſamkeit oder das Recht und Geſetz/ wornach al- les Thun des Menſchen eingerichtet werden muß. 4. die Geltung/ worinnen die Eſſentz der im gemeinen We- ſen uͤblichen oder gebraͤuchlichen Sachen beſtehet. §. 2. Gleich wie nun bey der Natur/ ob wohl die Veſtig- keit derer Coͤrper/ das iſt die Impenetrabilitaͤt und undurchbruͤ- chigkeit ihrer Stuͤcklein/ aus welchen ſie beſtehen/ voran geſetzet werden muß/ wenn man darſtellen will/ wie unter denen beweg- lichen Dingen dem Geſchlechte derer Coͤrper die Extenſion und Erſtreckung zukomme/ dadurch ihre Stuͤcklein aneinander eines auſſer dem andern ſtehen/ und eine gewiſſe Groͤſſe/ Weitſchafft und Erſtreckung machen muͤſſen/ nehmlich weil die Stuͤcklein veſt ſind/ ſo laͤſt eines das andere/ welches ihm durch Bewegung zuſtoͤſſet/ oder ſonſt neben ihm zu ſtehen bekompt/ nicht in ſich hinein/ ſondern wiewohl eines das andere ſo genau beruͤhren kan/ daß dero beyderſeits zuſammenſtoſſende Flaͤchen/ Linien/ oder puncta gantz ineinander fallen und uͤberein kommen/ ſo muß doch die rechte vollkommene Subſtantz des einen gantz auſſer des an- dern ſeiner Subſtantz bleiben/ und alſo bey allen/ auch fluͤſſigen/ Coͤrpern/ wenn ſie vor ſich als gantze Dinge betrachtet werden/ muß jeder Theil auſſer dem andern (pars extra partem) ſeyn/ da ſonſt/ wenn die Stuͤcklein durchbruͤchig waͤren/ eines in das an- dre

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Zitationshilfe: Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/110>, abgerufen am 21.11.2024.