Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.Von der Geltung und dem Werth. Das XVIII. Cap. nach die gantze Welt so schreyet. Dieses wird in allerhand Sorten ein-getheilet/ deren die großen Specie Geld heissen/ die kleinen aber heissen Müntze/ vom Lateinischen Minutien, welche weilen sie am meisten ge- macht werden/ so heist die Werckstadt dahero die Müntze/ und das Geld schlagen/ heist müntzen. Wiewohl nun des Geldes seine bloße materie genug wäre/ die Was nun bey diesem allen zubeobachten/ kan füglicher bey der Jn der Affter-Welt gilt eben das Geld/ welches in der auffrichti- Das
Von der Geltung und dem Werth. Das XVIII. Cap. nach die gantze Welt ſo ſchreyet. Dieſes wird in allerhand Sorten ein-getheilet/ deren die großen Specie Geld heiſſen/ die kleinen aber heiſſen Muͤntze/ vom Lateiniſchen Minutien, welche weilen ſie am meiſten ge- macht werden/ ſo heiſt die Werckſtadt dahero die Muͤntze/ und das Geld ſchlagen/ heiſt muͤntzen. Wiewohl nun des Geldes ſeine bloße materie genug waͤre/ die Was nun bey dieſem allen zubeobachten/ kan fuͤglicher bey der Jn der Affter-Welt gilt eben das Geld/ welches in der auffrichti- Das
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0144" n="134"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Geltung und dem Werth. Das <hi rendition="#aq">XVIII.</hi> Cap.</hi></fw><lb/> nach die gantze Welt ſo ſchreyet. Dieſes wird in allerhand Sorten ein-<lb/> getheilet/ deren die großen <hi rendition="#aq">Specie</hi> Geld heiſſen/ die kleinen aber heiſſen<lb/> Muͤntze/ vom Lateiniſchen <hi rendition="#aq">Minutien,</hi> welche weilen ſie am meiſten ge-<lb/> macht werden/ ſo heiſt die Werckſtadt dahero die Muͤntze/ und das<lb/> Geld ſchlagen/ heiſt muͤntzen.</p><lb/> <p>Wiewohl nun des Geldes ſeine bloße <hi rendition="#aq">materie</hi> genug waͤre/ die<lb/> meßbare Preißligkeit/ dergleichen auch ſie bey ſich auf den Ruͤcken fuͤh-<lb/> ret/ an den andern Wahren zu beniemen/ dahero vor dieſem das Geld<lb/> auch ohne Gepraͤg/ nur in bloſſer Materie/ beſtanden/ und mit Zuwaͤ-<lb/> gung gezahlet worden; So hat man doch/ (der Unbequemligkeit des<lb/> waͤgens uͤberhaben/ darneben auch ohne Probierſtein verſichert/ zu ſeyn/<lb/> daß es gut Silber oder Gold/) den Vortel des Gepraͤgs erdacht/ wel-<lb/> ches nichts anders iſt/ als der Titul des ſo und ſo viel werthen Geldes/<lb/> auff deſſen Parole man dieſes Maß in ſeinem richtigen Schrot und<lb/> Korn/ nach ſeiner uͤberſchriebenen Quantitaͤt/ ohne waͤgen und probi-<lb/> ren annimbt/ und mit Wahren vertauſcht/ das iſt/ Wahre darumb<lb/> kaufft und bezahlet.</p><lb/> <p>Was nun bey dieſem allen zubeobachten/ kan fuͤglicher bey der<lb/> Prax angefuͤhret werden. Allhier ſehen wir daß der gantzen Rechen-<lb/> Kunſt ihr taͤgliches Exempel nichts anders ſey/ als eine Moraliſche<lb/> Qualitaͤt/ und das alſo die Rechen-Kunſt nicht ſo wohl eine Wiſſen-<lb/> ſchafft von natuͤrlichen Dingen/ als eine von Moraliſchen Sachen<lb/> ſey/ ſo gar daß hier auff das Wort <hi rendition="#fr">zehlen/</hi> mit der Ermeſſung des Gel-<lb/> des zu einen Wort worden/ indem das Geld zehlen/ als bloß zehlen/ nur<lb/> mit einen gar geringen Unterſcheid und Gemerck/ <hi rendition="#fr">zahlen</hi> heiſſet.</p><lb/> <p>Jn der Affter-Welt gilt eben das Geld/ welches in der auffrichti-<lb/> gen Welt geſchlagen und gemuͤntzet wordẽ: Aber was man hier <hi rendition="#aq">addirt,</hi><lb/> das <hi rendition="#aq">ſubtrahirt</hi> man dort/ uñ was man hier <hi rendition="#aq">multipliciret,</hi> das <hi rendition="#aq">dividi-<lb/> ret</hi> man daſelbſt. Das iſt/ hier hilfft einer dem andern/ dort ſchadet eineꝛ<lb/> dem andern/ hier ſamblen ſie/ dort zerſtreuen ſie/ dieſe belohnet man da-<lb/><hi rendition="#c">hero mit Geld/ jene ſtrafft man umbs Geld/ wo nicht gar umb<lb/> Leib und Leben.</hi></p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Das</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [134/0144]
Von der Geltung und dem Werth. Das XVIII. Cap.
nach die gantze Welt ſo ſchreyet. Dieſes wird in allerhand Sorten ein-
getheilet/ deren die großen Specie Geld heiſſen/ die kleinen aber heiſſen
Muͤntze/ vom Lateiniſchen Minutien, welche weilen ſie am meiſten ge-
macht werden/ ſo heiſt die Werckſtadt dahero die Muͤntze/ und das
Geld ſchlagen/ heiſt muͤntzen.
Wiewohl nun des Geldes ſeine bloße materie genug waͤre/ die
meßbare Preißligkeit/ dergleichen auch ſie bey ſich auf den Ruͤcken fuͤh-
ret/ an den andern Wahren zu beniemen/ dahero vor dieſem das Geld
auch ohne Gepraͤg/ nur in bloſſer Materie/ beſtanden/ und mit Zuwaͤ-
gung gezahlet worden; So hat man doch/ (der Unbequemligkeit des
waͤgens uͤberhaben/ darneben auch ohne Probierſtein verſichert/ zu ſeyn/
daß es gut Silber oder Gold/) den Vortel des Gepraͤgs erdacht/ wel-
ches nichts anders iſt/ als der Titul des ſo und ſo viel werthen Geldes/
auff deſſen Parole man dieſes Maß in ſeinem richtigen Schrot und
Korn/ nach ſeiner uͤberſchriebenen Quantitaͤt/ ohne waͤgen und probi-
ren annimbt/ und mit Wahren vertauſcht/ das iſt/ Wahre darumb
kaufft und bezahlet.
Was nun bey dieſem allen zubeobachten/ kan fuͤglicher bey der
Prax angefuͤhret werden. Allhier ſehen wir daß der gantzen Rechen-
Kunſt ihr taͤgliches Exempel nichts anders ſey/ als eine Moraliſche
Qualitaͤt/ und das alſo die Rechen-Kunſt nicht ſo wohl eine Wiſſen-
ſchafft von natuͤrlichen Dingen/ als eine von Moraliſchen Sachen
ſey/ ſo gar daß hier auff das Wort zehlen/ mit der Ermeſſung des Gel-
des zu einen Wort worden/ indem das Geld zehlen/ als bloß zehlen/ nur
mit einen gar geringen Unterſcheid und Gemerck/ zahlen heiſſet.
Jn der Affter-Welt gilt eben das Geld/ welches in der auffrichti-
gen Welt geſchlagen und gemuͤntzet wordẽ: Aber was man hier addirt,
das ſubtrahirt man dort/ uñ was man hier multipliciret, das dividi-
ret man daſelbſt. Das iſt/ hier hilfft einer dem andern/ dort ſchadet eineꝛ
dem andern/ hier ſamblen ſie/ dort zerſtreuen ſie/ dieſe belohnet man da-
hero mit Geld/ jene ſtrafft man umbs Geld/ wo nicht gar umb
Leib und Leben.
Das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |