Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite
Capitel. zur Veränderung.
nem Tau ein Regen; also gibts dergleichen auch in der
Moralischen Welt
als des Moralischen Wesens selbst/ als
3. Creatio, promotio, constitutio, ordinatio, wenn eine
Person zum Mitbürger angenommen/ eine Societät
angerichtet/ ein Stand eingesetzet wird.
4. Depositio, wenn eine Person seinen Moralisch-We-
seutlichen Character ableget/ oder er ihr benommen/ sol-
che abgesetzet/ außgeschlossen oder außgetilget wird.
II. So finden sich die viererley äusserlichen und anderwertigen
Veränderungen/
so wohl nach dem Moralischen Ort-Raum/ als
1. unermessen/ wenn eine Person oder Gemeine von einer
Stelle zur andern versetzt/ promovirt und befördert wird/
wofern solche Stellen-Veränderung nicht auch zugleich
das gantze Moralische Wesen (wie bißweilen allhier zu
geschehen pfleget) mit verändert.
2. ermessen/ wenn eine Person oder Gemeine die praecedentz
bekompt/ oder nachgehen muß/ unbeschadet seines Mora-
lischen Wesens.
als auch nach dem Moralischen Zeit-Raum/ nehmlich
3. unermessen/ wenn einer von einem Termin zu dem an-
dern fortschreitet.
4. ermessen/ wenn einer auß den Lehr-Jahren in die Mei-
sterschafft/ auß den Minder-Jahren in die Alter-Jahre
schreitet/ und die Kinder-Schuh außtritt.

Gleichwie aber bey den Zahlen/ wann sie nach der Kunst einge-
richtet und unter gewissen Ziffern tractirt werden/ die Veränderung de-
rer Glieder-Stellen in einer Ziffer-Zeil eine gantz andere Geltung
gibt/ dadurch das Wesen der Ziffer selbst verändert wird; aber die
Veränderung derer Reihen-Stellen in einen perpendickel/ die Geltung
und das Zifferwesen unverändert läst; Also bey denen Menschen/ wenn
sie nach der politischen Kunst eingerichtet/ und unter dem Namen ge-
wisser Personen und Stände tractiret werden/ so gibt die Veränderung
eines Glieder-Standes/ welcher also bloß der Stand genennt wird/ eine
gantz andere Geltung/ dadurch das Moralische Wesen selbst verändert
wird// in dem ein gemeiner Mann/ wan er in den Stand einer Publiq-

Person
Capitel. zur Veraͤnderung.
nem Tau ein Regen; alſo gibts dergleichen auch in der
Moraliſchen Welt
♎ als des Moraliſchen Weſens ſelbſt/ als
3. Creatio, promotio, conſtitutio, ordinatio, wenn eine
Perſon zum Mitbuͤrger angenommen/ eine Societaͤt
angerichtet/ ein Stand eingeſetzet wird.
4. Depoſitio, wenn eine Perſon ſeinen Moraliſch-We-
ſeutlichen Character ableget/ oder er ihr benommen/ ſol-
che abgeſetzet/ außgeſchloſſen oder außgetilget wird.
II. So finden ſich die viererley aͤuſſerlichen und anderwertigen
Veraͤnderungen/
♉ ſo wohl nach dem Moraliſchen Ort-Raum/ als
1. unermeſſen/ wenn eine Perſon oder Gemeine von einer
Stelle zur andern verſetzt/ promovirt und befoͤrdeꝛt wird/
wofern ſolche Stellen-Veraͤnderung nicht auch zugleich
das gantze Moraliſche Weſen (wie bißweilen allhier zu
geſchehen pfleget) mit veraͤndert.
2. ermeſſen/ wenn eine Perſon oder Gemeine die præcedentz
bekompt/ oder nachgehen muß/ unbeſchadet ſeines Mora-
liſchen Weſens.
♏ als auch nach dem Moraliſchen Zeit-Raum/ nehmlich
3. unermeſſen/ wenn einer von einem Termin zu dem an-
dern fortſchreitet.
4. ermeſſen/ wenn einer auß den Lehr-Jahren in die Mei-
ſterſchafft/ auß den Minder-Jahren in die Alter-Jahre
ſchreitet/ und die Kinder-Schuh außtritt.

Gleichwie aber bey den Zahlen/ wann ſie nach der Kunſt einge-
richtet und unter gewiſſen Ziffern tractirt werden/ die Veraͤnderung de-
rer Glieder-Stellen in einer Ziffer-Zeil eine gantz andere Geltung
gibt/ dadurch das Weſen der Ziffer ſelbſt veraͤndert wird; aber die
Veraͤnderung derer Reihen-Stellen in einen perpendickel/ die Geltung
und das Zifferweſen unveraͤndert laͤſt; Alſo bey denen Menſchen/ wenn
ſie nach der politiſchen Kunſt eingerichtet/ und unter dem Namen ge-
wiſſer Perſonen und Staͤnde tractiret werden/ ſo gibt die Veraͤnderung
eines Glieder-Standes/ welcher alſo bloß der Stand genennt wird/ eine
gantz andere Geltung/ dadurch das Moraliſche Weſen ſelbſt veraͤndert
wird// in dem ein gemeiner Mann/ wan er in den Stand einer Publiq-

Perſon
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item>
              <list>
                <item>
                  <list>
                    <item><pb facs="#f0161" n="151"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Capitel. zur Vera&#x0364;nderung.</hi></fw><lb/>
nem Tau ein Regen; al&#x017F;o gibts dergleichen auch in der<lb/>
Morali&#x017F;chen Welt</item>
                  </list>
                </item><lb/>
                <item>&#x264E; als des Morali&#x017F;chen We&#x017F;ens &#x017F;elb&#x017F;t/ als<lb/><list><item>3. <hi rendition="#aq">Creatio, promotio, con&#x017F;titutio, ordinatio,</hi> wenn eine<lb/>
Per&#x017F;on zum Mitbu&#x0364;rger angenommen/ eine Societa&#x0364;t<lb/>
angerichtet/ ein Stand einge&#x017F;etzet wird.</item><lb/><item>4. <hi rendition="#aq">Depo&#x017F;itio,</hi> wenn eine Per&#x017F;on &#x017F;einen Morali&#x017F;ch-We-<lb/>
&#x017F;eutlichen Character ableget/ oder er ihr benommen/ &#x017F;ol-<lb/>
che abge&#x017F;etzet/ außge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en oder außgetilget wird.</item></list></item>
              </list>
            </item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">II.</hi> So finden &#x017F;ich die viererley a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen und anderwertigen<lb/>
Vera&#x0364;nderungen/<lb/><list><item>&#x2649; &#x017F;o wohl nach dem Morali&#x017F;chen Ort-Raum/ als<lb/><list><item>1. unerme&#x017F;&#x017F;en/ wenn eine Per&#x017F;on oder Gemeine von einer<lb/>
Stelle zur andern ver&#x017F;etzt/ <hi rendition="#aq">promovi</hi>rt und befo&#x0364;rde&#xA75B;t wird/<lb/>
wofern &#x017F;olche Stellen-Vera&#x0364;nderung nicht auch zugleich<lb/>
das gantze Morali&#x017F;che We&#x017F;en (wie bißweilen allhier zu<lb/>
ge&#x017F;chehen pfleget) mit vera&#x0364;ndert.</item><lb/><item>2. erme&#x017F;&#x017F;en/ wenn eine Per&#x017F;on oder Gemeine die <hi rendition="#aq">præceden</hi>tz<lb/>
bekompt/ oder nachgehen muß/ unbe&#x017F;chadet &#x017F;eines Mora-<lb/>
li&#x017F;chen We&#x017F;ens.</item></list></item><lb/><item>&#x264F; als auch nach dem Morali&#x017F;chen Zeit-Raum/ nehmlich<lb/><list><item>3. unerme&#x017F;&#x017F;en/ wenn einer von einem Termin zu dem an-<lb/>
dern fort&#x017F;chreitet.</item><lb/><item>4. erme&#x017F;&#x017F;en/ wenn einer auß den Lehr-Jahren in die Mei-<lb/>
&#x017F;ter&#x017F;chafft/ auß den Minder-Jahren in die Alter-Jahre<lb/>
&#x017F;chreitet/ und die Kinder-Schuh außtritt.</item></list></item></list></item>
          </list><lb/>
          <p>Gleichwie aber bey den Zahlen/ wann &#x017F;ie nach der Kun&#x017F;t einge-<lb/>
richtet und unter gewi&#x017F;&#x017F;en Ziffern tractirt werden/ die Vera&#x0364;nderung de-<lb/>
rer Glieder-Stellen in einer Ziffer-Zeil eine gantz andere Geltung<lb/>
gibt/ dadurch das We&#x017F;en der Ziffer &#x017F;elb&#x017F;t vera&#x0364;ndert wird; aber die<lb/>
Vera&#x0364;nderung derer Reihen-Stellen in einen <hi rendition="#aq">perpendi</hi>ckel/ die Geltung<lb/>
und das Zifferwe&#x017F;en unvera&#x0364;ndert la&#x0364;&#x017F;t; Al&#x017F;o bey denen Men&#x017F;chen/ wenn<lb/>
&#x017F;ie nach der politi&#x017F;chen Kun&#x017F;t eingerichtet/ und unter dem Namen ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;er Per&#x017F;onen und Sta&#x0364;nde tractiret werden/ &#x017F;o gibt die Vera&#x0364;nderung<lb/>
eines Glieder-Standes/ welcher al&#x017F;o bloß der Stand genennt wird/ eine<lb/>
gantz andere Geltung/ dadurch das Morali&#x017F;che We&#x017F;en &#x017F;elb&#x017F;t vera&#x0364;ndert<lb/>
wird// in dem ein gemeiner Mann/ wan er in den Stand einer Publiq-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Per&#x017F;on</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0161] Capitel. zur Veraͤnderung. nem Tau ein Regen; alſo gibts dergleichen auch in der Moraliſchen Welt ♎ als des Moraliſchen Weſens ſelbſt/ als 3. Creatio, promotio, conſtitutio, ordinatio, wenn eine Perſon zum Mitbuͤrger angenommen/ eine Societaͤt angerichtet/ ein Stand eingeſetzet wird. 4. Depoſitio, wenn eine Perſon ſeinen Moraliſch-We- ſeutlichen Character ableget/ oder er ihr benommen/ ſol- che abgeſetzet/ außgeſchloſſen oder außgetilget wird. II. So finden ſich die viererley aͤuſſerlichen und anderwertigen Veraͤnderungen/ ♉ ſo wohl nach dem Moraliſchen Ort-Raum/ als 1. unermeſſen/ wenn eine Perſon oder Gemeine von einer Stelle zur andern verſetzt/ promovirt und befoͤrdeꝛt wird/ wofern ſolche Stellen-Veraͤnderung nicht auch zugleich das gantze Moraliſche Weſen (wie bißweilen allhier zu geſchehen pfleget) mit veraͤndert. 2. ermeſſen/ wenn eine Perſon oder Gemeine die præcedentz bekompt/ oder nachgehen muß/ unbeſchadet ſeines Mora- liſchen Weſens. ♏ als auch nach dem Moraliſchen Zeit-Raum/ nehmlich 3. unermeſſen/ wenn einer von einem Termin zu dem an- dern fortſchreitet. 4. ermeſſen/ wenn einer auß den Lehr-Jahren in die Mei- ſterſchafft/ auß den Minder-Jahren in die Alter-Jahre ſchreitet/ und die Kinder-Schuh außtritt. Gleichwie aber bey den Zahlen/ wann ſie nach der Kunſt einge- richtet und unter gewiſſen Ziffern tractirt werden/ die Veraͤnderung de- rer Glieder-Stellen in einer Ziffer-Zeil eine gantz andere Geltung gibt/ dadurch das Weſen der Ziffer ſelbſt veraͤndert wird; aber die Veraͤnderung derer Reihen-Stellen in einen perpendickel/ die Geltung und das Zifferweſen unveraͤndert laͤſt; Alſo bey denen Menſchen/ wenn ſie nach der politiſchen Kunſt eingerichtet/ und unter dem Namen ge- wiſſer Perſonen und Staͤnde tractiret werden/ ſo gibt die Veraͤnderung eines Glieder-Standes/ welcher alſo bloß der Stand genennt wird/ eine gantz andere Geltung/ dadurch das Moraliſche Weſen ſelbſt veraͤndert wird// in dem ein gemeiner Mann/ wan er in den Stand einer Publiq- Perſon

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/161
Zitationshilfe: Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/161>, abgerufen am 21.11.2024.