Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.Capitel. der Publiq-Personen. vierdte Facultät mit einem gedoppelten Nahmen Artium & Philoso-phiae Facultas heisset. Wie weit aber diese Zusammenschlagung die Würcklichkeit der vierdten Facultät hierauff zurücke gesetzet/ ist am Tag/ in dem die ihr vornemlich aufgetragene dritte Special Weißheit von dem ihr zugeselleten so weitleufftigen Generalwerck bey nahen ver- drenget worden/ so gar/ daß/ weil man der beyderseits so grossen Weitleufftigkeit wegen/ nicht alles abwarten können/ man auchbeym Generalwerck mehr auff die Benennungen/ als auff die tiefen Kunst- Ermessungen sich befleißigen müssen. §. 7. Dahero gekommen ist/ daß sich etliche bißher fast gäntz- §. 8. Nun begreifft die General-Weißheit/ ausser dem/ was die D ij
Capitel. der Publiq-Perſonen. vierdte Facultaͤt mit einem gedoppelten Nahmen Artium & Philoſo-phiæ Facultas heiſſet. Wie weit aber dieſe Zuſammenſchlagung die Wuͤrcklichkeit der vierdten Facultaͤt hierauff zuruͤcke geſetzet/ iſt am Tag/ in dem die ihr vornemlich aufgetragene dritte Special Weißheit von dem ihr zugeſelleten ſo weitleufftigen Generalwerck bey nahen ver- drenget worden/ ſo gar/ daß/ weil man der beyderſeits ſo groſſen Weitleufftigkeit wegen/ nicht alles abwarten koͤnnen/ man auchbeym Generalwerck mehr auff die Benennungen/ als auff die tiefen Kunſt- Ermeſſungen ſich befleißigen muͤſſen. §. 7. Dahero gekommen iſt/ daß ſich etliche bißher faſt gaͤntz- §. 8. Nun begreifft die General-Weißheit/ auſſer dem/ was die D ij
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Capitel. der Publiq-Perſonen.
vierdte Facultaͤt mit einem gedoppelten Nahmen Artium & Philoſo-
phiæ Facultas heiſſet. Wie weit aber dieſe Zuſammenſchlagung die
Wuͤrcklichkeit der vierdten Facultaͤt hierauff zuruͤcke geſetzet/ iſt am
Tag/ in dem die ihr vornemlich aufgetragene dritte Special Weißheit
von dem ihr zugeſelleten ſo weitleufftigen Generalwerck bey nahen ver-
drenget worden/ ſo gar/ daß/ weil man der beyderſeits ſo groſſen
Weitleufftigkeit wegen/ nicht alles abwarten koͤnnen/ man auchbeym
Generalwerck mehr auff die Benennungen/ als auff die tiefen Kunſt-
Ermeſſungen ſich befleißigen muͤſſen.
§. 7. Dahero gekommen iſt/ daß ſich etliche bißher faſt gaͤntz-
lich eingebildet/ die vierdte Facultaͤt haͤtte nichts/ als nur die Characte-
res und Kenn- oder Denckzeichen der Weißheit/ nemlich die Terminos
und Woͤrter/ welche denen andern Facultaͤten zu Dienſte ſtehen/ zube-
ſorgen; Weil aber ſolche Facultaͤten ſich wenig nach denen Philoſophi-
ſchen Woͤrter-Graͤntzen richten/ indem bey ihnen manches Wort/ zum
Exempel/ concio bey der Theologie, genus, ſpecies in jure, gra-
dus in der Medicin/ ꝛc. gantz anders als in der Philoſophia gebrauchet
zu werden pfleget/ ſo haben etliche gar geſchloſſen/ es waͤre beym ſtudi-
ren die Philoſophia nichts nuͤtze/ man muͤſſe ſtracks ad rem gehen/ und
nur die Recept/ oder die Leges, oder die Poſtillen/ zur Hand nehmen.
Die Kuͤnſte/ davon die vierdte Facultaͤt den Nahmen bekommen/ hat
man nur auff die Grammatic und Logic gezogen: an die Real-Kuͤn-
ſte/ dadurch dem Beduͤrffnuͤß geholffen werden kan/ hat faſt niemand
groß gedacht.
§. 8. Nun begreifft die General-Weißheit/ auſſer dem/ was
andern Facultaͤten zutractiren aſſigniret/ deſſen Fundament ſie doch
legen muß/ uͤberaus viel in ſich: Jnſonderheit 1. die natuͤrliche
Theologie/ wie man nemlich aus der Natur/ daß ein Gott ſey/ den
man zuehren/ zulieben und zufuͤrchten hat/ erkennen/ und deßwegen nicht
allein die Natur/ als Gottes Werckſtatt/ fleißig betrachten/ und den
Verſtand erbauen/ ſondern auch das menſchliche Leben vor ſich und ge-
gen andere fein tugendhafft anſtellen und fuͤhren ſolle/ welches eben das
Summum Bonum, das iſt/ das hoͤchſte Gut in der Welt/ zu ſeyn/ auch
von den heydniſchen Leuthen ſelbſt erkennet worden. Worbey vornem-
lich aus der natuͤrlichen Weltweißheit die wuͤrckliche Metaphyſica,
(nicht nur das Lexicon philoſophicum) und aus der Moraliſchen
die
D ij
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