Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.Capitel. Elementar-Qualitäten. beweglich Wesen haben/ von aller bewegenden Würckung außzu-schliessen/ gemeynet gewesen. §. 4. Eben also haben die Personen und die Sachen im ge- §. 5. Nun bestehet diese Fühlbarkeit auch in gewissen Zahlen/ §. 6. Jn einer solchen Zahlbarkeit bestehen auch alle natürliche oder K ij
Capitel. Elementar-Qualitaͤten. beweglich Weſen haben/ von aller bewegenden Wuͤrckung außzu-ſchlieſſen/ gemeynet geweſen. §. 4. Eben alſo haben die Perſonen und die Sachen im ge- §. 5. Nun beſtehet dieſe Fuͤhlbarkeit auch in gewiſſen Zahlen/ §. 6. Jn einer ſolchen Zahlbarkeit beſtehen auch alle natuͤrliche oder K ij
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Capitel. Elementar-Qualitaͤten.
beweglich Weſen haben/ von aller bewegenden Wuͤrckung außzu-
ſchlieſſen/ gemeynet geweſen.
§. 4. Eben alſo haben die Perſonen und die Sachen im ge-
meinen Weſen/ ſo fern ſie Moraliſche Dinge ſind/ auch keine euſſerliche
Fuͤhlbarkeit an ſich (dann ſo ferne ſie euſſerlich fuͤhlbar/ ſo ſind ſie nicht
moraliſche/ ſondern natuͤrliche Sachen) innerlich aber koͤnnen ſie den
Verſtand und Willen des Menſchen viel kraͤfftiger/ als die natuͤrlichen
Sachen unſere Sinnen/ ruͤhren und bewegen: ſo gar/ daß man ihre
Annehmligkeit oftmahls lieber als alle wohlſchmaͤckende/ oder ſonſt
wohlthuende Natuͤrligkeiten geneuſt; ihre Unannehmligkeiten aber oft-
mahls aͤrger/ als Todt und Schmertzen/ empfindet.
§. 5. Nun beſtehet dieſe Fuͤhlbarkeit auch in gewiſſen Zahlen/
nemlich in einem geſchickten oder ungeſchicktẽ Gegenmaß und Propor-
tion/ welche unſerer Erbarkeit und exiſtimation gemaͤß oder ungemaͤß
iſt/ zuviel oder zuwenig außtraͤgt. Dahero man bey Empfindung ei-
nes Moraliſchen Schmertzen und Verdruſſes ſaget: es iſt mir zuviel ge-
ſchehen/ ich kan das nicht leiden; bey Genieſung der Moraliſchen Lieb-
ligkeit aber ſagt man: wohlan/ es iſt eben recht/ das ſchicket ſich/ es iſt
genug/ ich begehre nicht mehr/ ſo und ſoviel gebuͤhrt mir eben/ ich laſſe
es beym gleichen bleiben/ und ſo fort an.
§. 6. Jn einer ſolchen Zahlbarkeit beſtehen auch alle natuͤrliche
Geſchick- und Fuͤhlbarkeiten. Dann/ wann man die Natur etwas ge-
nauer anſihet/ befindet man/ daß keine natuͤrliche Geſtalt- und Fuͤhl-
barkeit ſey/ welche ſich nicht in den Zahlen gruͤndet. Wie dahero klaͤr-
lich abzunehmen/ weil die allererſten wuͤrcklichen natuͤrlichen Geſchick-
ligkeiten/ als die Fluͤchtigkeit/ und das Beſtehen/ zu latein humiditas,
ſiccitas, ſich bey ihrem Urſprung aus der Materie nicht ehe koͤnnen er-
eignen/ biß die mit ihren aneinander hangenden Theilen innerlich un-
zertrennete Natur der Coͤrper durch Vermittelung der unterſchiedenen
Bewegungen euſſerlich in gewiſſe Zahlen zerſchlagen worden/ nicht al-
lein in dem ihre ſonderbahre kleine Stuͤcklein/ daraus die Coͤrper beſte-
hen/ allezeit eine gewiſſe Anzahl machen; ſondern auch in dem ſolche
Stuͤcklein nach ihrer Form nicht anders als durch Zahlen und auff
Zahlen-Manier unterſchieden werden koͤnnen. Dann ſie beſtehen ent-
weder nur von einem in einerley Strich gantz ohne Verwinckelung oder
Vereckung rings herumb fortgehenden Umbkraͤiß/ als runde Stuͤcklein/
oder
K ij
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