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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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werffen geschienen/ allein diese Falsch-Heili-
ge hatte zu Hause gantz einen andern Got-
tesdienst gepfleget/ sie hatte in einer Schach-
tel ein klein Cupidchen verwahret gehabt/
von welcher heimlichen Verehrung niemand
als die Magd gewüst/ vielweniger der Mann/
welcher vermeinet/ darinnen wäre der Weib-
liche Schmuck/ so er ihr zur Heyrath gege-
ben/ enthalten/ dieser Götze wäre mit beson-
derm Fleiß unter vertrautesten Brieffen/
unter etlichen Mannesbildern/ und auff al-
lerhand Weise geknüpfften/ und inner Pur-
pur und Gold eingeflochtenen Haarlocken
sorgfältig eingeleget gewesen/ sie hätte ihm
gewisse Tage geopffert/ und als ob sie etwas
sonderliches vorhätte/ gebeten/ daß nicht ir-
gend der liebenden Gelübde gehindert/ oder
[v]erkundschaffet würde/ Gyges habe darü-
ber gelächelt/ daß/ weil sie sich allein zusein
einbildete/ ihre sündliche Wollust so frey er-
kändte/ welche sie offentlich geläugnet/ sin-
temal die jenigen/ welche zu damaliger
Zeit mit dem Cupido Abgötterey getrie-
ben/ nicht nur solches offentlich geläugnet/
sondern auch zu ihrer Rechtfertigung diene
mit hefftigen Schmäh-Worten um sich ge-

worf-

weꝛffen geſchienen/ allein dieſe Falſch-Heili-
ge hatte zu Hauſe gantz einen andern Got-
tesdienſt gepfleget/ ſie hatte in einer Schach-
tel ein klein Cupidchen verwahret gehabt/
von welcher heimlichen Veꝛehrung niemand
als die Magd gewuͤſt/ vielweniger der Mañ/
welcher vermeinet/ darinnen waͤre deꝛ Weib-
liche Schmuck/ ſo er ihr zur Heyrath gege-
ben/ enthalten/ dieſer Goͤtze waͤre mit beſon-
derm Fleiß unter vertrauteſten Brieffen/
unter etlichen Mannesbildern/ und auff al-
lerhand Weiſe geknuͤpfften/ und inner Pur-
pur und Gold eingeflochtenen Haarlocken
ſorgfaͤltig eingeleget geweſen/ ſie haͤtte ihm
gewiſſe Tage geopffert/ und als ob ſie etwas
ſonderliches vorhaͤtte/ gebeten/ daß nicht ir-
gend der liebenden Geluͤbde gehindert/ oder
[v]erkundſchaffet wuͤrde/ Gyges habe daruͤ-
ber gelaͤchelt/ daß/ weil ſie ſich allein zuſein
einbildete/ ihre ſuͤndliche Wolluſt ſo frey er-
kaͤndte/ welche ſie offentlich gelaͤugnet/ ſin-
temal die jenigen/ welche zu damaliger
Zeit mit dem Cupido Abgoͤtterey getrie-
ben/ nicht nur ſolches offentlich gelaͤugnet/
ſondern auch zu ihrer Rechtfertigung diene
mit hefftigen Schmaͤh-Worten um ſich ge-

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[0222] weꝛffen geſchienen/ allein dieſe Falſch-Heili- ge hatte zu Hauſe gantz einen andern Got- tesdienſt gepfleget/ ſie hatte in einer Schach- tel ein klein Cupidchen verwahret gehabt/ von welcher heimlichen Veꝛehrung niemand als die Magd gewuͤſt/ vielweniger der Mañ/ welcher vermeinet/ darinnen waͤre deꝛ Weib- liche Schmuck/ ſo er ihr zur Heyrath gege- ben/ enthalten/ dieſer Goͤtze waͤre mit beſon- derm Fleiß unter vertrauteſten Brieffen/ unter etlichen Mannesbildern/ und auff al- lerhand Weiſe geknuͤpfften/ und inner Pur- pur und Gold eingeflochtenen Haarlocken ſorgfaͤltig eingeleget geweſen/ ſie haͤtte ihm gewiſſe Tage geopffert/ und als ob ſie etwas ſonderliches vorhaͤtte/ gebeten/ daß nicht ir- gend der liebenden Geluͤbde gehindert/ oder verkundſchaffet wuͤrde/ Gyges habe daruͤ- ber gelaͤchelt/ daß/ weil ſie ſich allein zuſein einbildete/ ihre ſuͤndliche Wolluſt ſo frey er- kaͤndte/ welche ſie offentlich gelaͤugnet/ ſin- temal die jenigen/ welche zu damaliger Zeit mit dem Cupido Abgoͤtterey getrie- ben/ nicht nur ſolches offentlich gelaͤugnet/ ſondern auch zu ihrer Rechtfertigung diene mit hefftigen Schmaͤh-Worten um ſich ge- worf-

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/222>, abgerufen am 29.11.2024.