Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

auf wasserley Weise mich in Geschäff-
te zuverstrikken/ muß aber höchlich be-
klagen/ daß auch dißfalls durch die sel-
tzamen Uberwerffungen der Zeiten mir
so gar Gelegenheit benommen gewesen/
mich auß den Finsternüssen einer unbe-
kandten Lebensart zu winden; so sehr
weyland über die Mänge der Rechts-
stritte Klage geführet worden/ so sehr
möchte man über derer Mängel klagen/
Jst vorzeiten Mängel an Gelehrten ge-
wesen/ so ist itzo die Mänge/ ja der Uber-
fluß desto grösser; Zu dem so schiene die
Themis mit betrübtem Angesicht/ mit
offenen Augen/ leeren Händen/ sich vor
Gerichte darzustellen/ sie speisete nicht
mehr mit Körnern/ sondern Spreu; wie
unerträglich mir ware die langwierige
Einsamkeit/ die Erduldung des mir
nachgesagten Müssiggangs/ das Frucht
und Hoffnungslose Bücher lesen/ so un-
gerne muste ich auff einige Zeit Vertrei-

bung

auf waſſerley Weiſe mich in Geſchaͤff-
te zuverſtrikken/ muß aber hoͤchlich be-
klagen/ daß auch dißfalls durch die ſel-
tzamen Uberwerffungen der Zeiten mir
ſo gar Gelegenheit benommen geweſen/
mich auß den Finſternuͤſſen einer unbe-
kandten Lebensart zu winden; ſo ſehr
weyland uͤber die Maͤnge der Rechts-
ſtritte Klage gefuͤhret worden/ ſo ſehr
moͤchte man uͤber dereꝛ Maͤngel klagen/
Jſt vorzeiten Maͤngel an Gelehꝛten ge-
weſen/ ſo iſt itzo die Maͤnge/ ja der Uber-
fluß deſto groͤſſer; Zu dem ſo ſchiene die
Themis mit betruͤbtem Angeſicht/ mit
offenen Augen/ leeren Haͤnden/ ſich vor
Gerichte darzuſtellen/ ſie ſpeiſete nicht
mehr mit Koͤrnern/ ſondern Spreu; wie
unertraͤglich mir ware die langwierige
Einſamkeit/ die Erduldung des mir
nachgeſagten Muͤſſiggangs/ das Fꝛucht
und Hoffnungsloſe Buͤcher leſen/ ſo un-
gerne muſte ich auff einige Zeit Vertrei-

bung
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0028"/>
auf wa&#x017F;&#x017F;erley Wei&#x017F;e mich in Ge&#x017F;cha&#x0364;ff-<lb/>
te zuver&#x017F;trikken/ muß aber ho&#x0364;chlich be-<lb/>
klagen/ daß auch dißfalls durch die &#x017F;el-<lb/>
tzamen Uberwerffungen der Zeiten mir<lb/>
&#x017F;o gar Gelegenheit benommen gewe&#x017F;en/<lb/>
mich auß den Fin&#x017F;ternu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en einer unbe-<lb/>
kandten Lebensart zu winden; &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
weyland u&#x0364;ber die Ma&#x0364;nge der Rechts-<lb/>
&#x017F;tritte Klage gefu&#x0364;hret worden/ &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
mo&#x0364;chte man u&#x0364;ber dere&#xA75B; Ma&#x0364;ngel klagen/<lb/>
J&#x017F;t vorzeiten Ma&#x0364;ngel an Geleh&#xA75B;ten ge-<lb/>
we&#x017F;en/ &#x017F;o i&#x017F;t itzo die Ma&#x0364;nge/ ja der Uber-<lb/>
fluß de&#x017F;to gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er; Zu dem &#x017F;o &#x017F;chiene die<lb/><hi rendition="#aq">Themis</hi> mit betru&#x0364;btem Ange&#x017F;icht/ mit<lb/>
offenen Augen/ leeren Ha&#x0364;nden/ &#x017F;ich vor<lb/>
Gerichte darzu&#x017F;tellen/ &#x017F;ie &#x017F;pei&#x017F;ete nicht<lb/>
mehr mit Ko&#x0364;rnern/ &#x017F;ondern Spreu; wie<lb/>
unertra&#x0364;glich mir ware die langwierige<lb/>
Ein&#x017F;amkeit/ die Erduldung des mir<lb/>
nachge&#x017F;agten Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iggangs/ das F&#xA75B;ucht<lb/>
und Hoffnungslo&#x017F;e Bu&#x0364;cher le&#x017F;en/ &#x017F;o un-<lb/>
gerne mu&#x017F;te ich auff einige Zeit Vertrei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bung</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0028] auf waſſerley Weiſe mich in Geſchaͤff- te zuverſtrikken/ muß aber hoͤchlich be- klagen/ daß auch dißfalls durch die ſel- tzamen Uberwerffungen der Zeiten mir ſo gar Gelegenheit benommen geweſen/ mich auß den Finſternuͤſſen einer unbe- kandten Lebensart zu winden; ſo ſehr weyland uͤber die Maͤnge der Rechts- ſtritte Klage gefuͤhret worden/ ſo ſehr moͤchte man uͤber dereꝛ Maͤngel klagen/ Jſt vorzeiten Maͤngel an Gelehꝛten ge- weſen/ ſo iſt itzo die Maͤnge/ ja der Uber- fluß deſto groͤſſer; Zu dem ſo ſchiene die Themis mit betruͤbtem Angeſicht/ mit offenen Augen/ leeren Haͤnden/ ſich vor Gerichte darzuſtellen/ ſie ſpeiſete nicht mehr mit Koͤrnern/ ſondern Spreu; wie unertraͤglich mir ware die langwierige Einſamkeit/ die Erduldung des mir nachgeſagten Muͤſſiggangs/ das Fꝛucht und Hoffnungsloſe Buͤcher leſen/ ſo un- gerne muſte ich auff einige Zeit Vertrei- bung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/28
Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/28>, abgerufen am 23.11.2024.