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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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sti. Derogleichen Lästerungen zwar de-
sto geringschätziger seyn sollen/ weilen sie
eine so unbedachtsame und unverschäm-
te Straff-schrifft ausspeyet/ daß sie sich
auch nicht scheuet/ die Christen schlechter
Dinges vor Pessimos mortalium auß-
zuschelten. Sonsten halt ich selbst da-
vor/ daß wo Ratio Status entweder in
einer schnöden Begierde zu herrschen/
oder in dem Nutzen des jenigen/ welcher
der Mächtigste ist/ bestehen solle/ davor
sie von etlichen Gelehrten will zur Unge-
bühr an-und außgegeben werden/ daß
nemlich je mächtiger einer seyden/ Schwä-
cheren möge bevortheilen/ unterdrucken/
vertilgen zu seinem Auffnehmen und
Wachsthum/ so sey sie unvernünfftig/
viehisch/ und müsse nicht mehr Ratio die
Vernunfft heissen/ sondern eine wilde
Begierde zuergreiffen diß/ welches nütz-
lich scheinet/ und an sich selbst verterblich
ist/ ja eine Bestie ergreiffet nicht einmal/
was sie ihr schädlich befindet/ und also
wäre ein solch Ratio Status welche bloß
das Absehen auf einen schnöden Gewinn
gerichtet/ es geschehe auf was Weise es

wolle/

ſti. Derogleichen Laͤſterungen zwar de-
ſto geringſchaͤtziger ſeyn ſollen/ weilen ſie
eine ſo unbedachtſame und unverſchaͤm-
te Straff-ſchrifft ausſpeyet/ daß ſie ſich
auch nicht ſcheuet/ die Chriſten ſchlechter
Dinges vor Peſſimos mortalium auß-
zuſchelten. Sonſten halt ich ſelbſt da-
vor/ daß wo Ratio Status entweder in
einer ſchnoͤden Begierde zu herꝛſchen/
oder in dem Nutzen des jenigen/ welcher
der Maͤchtigſte iſt/ beſtehen ſolle/ davor
ſie von etlichen Gelehrten will zur Unge-
buͤhr an-und außgegeben werden/ daß
nemlich je maͤchtigeꝛ eineꝛ ſeydẽ/ Schwaͤ-
cheren moͤge bevortheilen/ unterdrucken/
vertilgen zu ſeinem Auffnehmen und
Wachsthum/ ſo ſey ſie unvernuͤnfftig/
viehiſch/ und muͤſſe nicht mehr Ratio die
Vernunfft heiſſen/ ſondern eine wilde
Begierde zuergreiffen diß/ welches nuͤtz-
lich ſcheinet/ und an ſich ſelbſt verterblich
iſt/ ja eine Beſtie ergreiffet nicht einmal/
was ſie ihr ſchaͤdlich befindet/ und alſo
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[0088] ſti. Derogleichen Laͤſterungen zwar de- ſto geringſchaͤtziger ſeyn ſollen/ weilen ſie eine ſo unbedachtſame und unverſchaͤm- te Straff-ſchrifft ausſpeyet/ daß ſie ſich auch nicht ſcheuet/ die Chriſten ſchlechter Dinges vor Peſſimos mortalium auß- zuſchelten. Sonſten halt ich ſelbſt da- vor/ daß wo Ratio Status entweder in einer ſchnoͤden Begierde zu herꝛſchen/ oder in dem Nutzen des jenigen/ welcher der Maͤchtigſte iſt/ beſtehen ſolle/ davor ſie von etlichen Gelehrten will zur Unge- buͤhr an-und außgegeben werden/ daß nemlich je maͤchtigeꝛ eineꝛ ſeydẽ/ Schwaͤ- cheren moͤge bevortheilen/ unterdrucken/ vertilgen zu ſeinem Auffnehmen und Wachsthum/ ſo ſey ſie unvernuͤnfftig/ viehiſch/ und muͤſſe nicht mehr Ratio die Vernunfft heiſſen/ ſondern eine wilde Begierde zuergreiffen diß/ welches nuͤtz- lich ſcheinet/ und an ſich ſelbſt verterblich iſt/ ja eine Beſtie ergreiffet nicht einmal/ was ſie ihr ſchaͤdlich befindet/ und alſo waͤre ein ſolch Ratio Status welche bloß das Abſehen auf einen ſchnoͤden Gewiñ gerichtet/ es geſchehe auf was Weiſe es wolle/

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/88>, abgerufen am 21.11.2024.