Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
gehört;
gehoͤrt;
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0118" n="112"/><lb/> du aber ſitzt bey deinem Reichthum mit ge-<lb/> bundenen Haͤnden/ und fuͤhrſt ein Leben/ der-<lb/> gleichen ſich kein Vieh wuͤnſchen ſoll. Du<lb/> biſt nicht Herr uͤber das Geld: das Geld iſt<lb/> Herr uͤber dich. Bedencke doch/ was Geld<lb/> iſt. Es iſt ja nichts anders/ als ein Mittel/<lb/> dadurch man alle andere Sachen an ſich brin-<lb/> gen kan. <hi rendition="#fr">V</hi>or ſich ſelbſt iſt es ein glaͤntzend<lb/> Metall/ das ſo viel hilfft/ als ein bißgen Glaß/<lb/> oder ein zerbrochener Kieſelſtein. Waͤre der<lb/> Schmiedt nicht ein Narr/ der nicht arbeiten<lb/> wolte/ auß Urſachen/ er moͤchte den Hammer<lb/> verderben? Oder ſolte man den Muͤller nicht<lb/> in die Lache werffen/ der die Rāder nicht lauf-<lb/> fen lieſſe/ auß Beyſorge es moͤchte zu viel Waſ-<lb/> ſer darneben weg flieſſen. Warumb ſetzt man<lb/> denn ſolchen Geld Narren keine Eſels-Ohren<lb/> auf/ der elende Schoͤpsbraten moͤchte alle Jahꝛ<lb/> 500. Thaler verzehren/ ich wolte ihm gut da-<lb/> vor ſeyn/ ehe ſechtzig Jahr ins Land kaͤmen/<lb/> wuͤrde er kein Geld beduͤrffen. So nimt er<lb/> noch die jaͤhrlichen Renten darzu ein/ und<lb/> ſchlaͤgt ſie lieber zum Capital/ als daß er ſeine<lb/> Luſt davon haͤtte. Nun freuet euch ihr zukuͤnf-<lb/> tigen Erben/ die Luſt ſoll bey euch zuſammen<lb/> kommen; ihr ſollet die Heller wieder unter die<lb/> Leute bringen; ihr ſollet wiſſen/ wohin das Geld<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gehoͤrt;</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0118]
du aber ſitzt bey deinem Reichthum mit ge-
bundenen Haͤnden/ und fuͤhrſt ein Leben/ der-
gleichen ſich kein Vieh wuͤnſchen ſoll. Du
biſt nicht Herr uͤber das Geld: das Geld iſt
Herr uͤber dich. Bedencke doch/ was Geld
iſt. Es iſt ja nichts anders/ als ein Mittel/
dadurch man alle andere Sachen an ſich brin-
gen kan. Vor ſich ſelbſt iſt es ein glaͤntzend
Metall/ das ſo viel hilfft/ als ein bißgen Glaß/
oder ein zerbrochener Kieſelſtein. Waͤre der
Schmiedt nicht ein Narr/ der nicht arbeiten
wolte/ auß Urſachen/ er moͤchte den Hammer
verderben? Oder ſolte man den Muͤller nicht
in die Lache werffen/ der die Rāder nicht lauf-
fen lieſſe/ auß Beyſorge es moͤchte zu viel Waſ-
ſer darneben weg flieſſen. Warumb ſetzt man
denn ſolchen Geld Narren keine Eſels-Ohren
auf/ der elende Schoͤpsbraten moͤchte alle Jahꝛ
500. Thaler verzehren/ ich wolte ihm gut da-
vor ſeyn/ ehe ſechtzig Jahr ins Land kaͤmen/
wuͤrde er kein Geld beduͤrffen. So nimt er
noch die jaͤhrlichen Renten darzu ein/ und
ſchlaͤgt ſie lieber zum Capital/ als daß er ſeine
Luſt davon haͤtte. Nun freuet euch ihr zukuͤnf-
tigen Erben/ die Luſt ſoll bey euch zuſammen
kommen; ihr ſollet die Heller wieder unter die
Leute bringen; ihr ſollet wiſſen/ wohin das Geld
gehoͤrt;
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