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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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che Laster so beschaffen sind/ daß ich sie we-
der loben noch lieben kan/ solches geht die
Leute so eigentlich nicht an. Es ist auch
keiner gemeint/ als wer sichs annehmen
will. Und diesem wünsch ich gut Glück
zur Besserung/ vielleicht wirckt diese Pos-
sierliche Apothecker-Büchse bey etlichen
mehr/ als wenn ich den Catonem mit gros-
sen Commentariis hätte auflegen lassen.
Plato hat gesagt: Imperare est legitime
fallere populum.
Es scheint als müste
man die Tugend auch per piam fraudem,
der kützlichten und neubegierigen Welt auf
eine solche Manier beybringen/ drum
wünsche ich nichts mehr/ als die Welt wol-
le sich zu ihrem Besten allhier betriegen
lassen. Sie bilde sich lauter lustige und
zeitvertreibende Sachen bey diesen Nar-
ren ein: wenn sie nur unvermerckt die klu-
gen Lebens-Regeln mit lesen und erwegen
will. Und wer will die Satyrische Art
zu schreiben der ietzigen Zeit verbieten/ da
solches bey den klugen Griechen und Rö-
mern mit sonderbahrer Beliebung erhalten
worden? Jch mache es ja so unhöfflich und

un-


che Laſter ſo beſchaffen ſind/ daß ich ſie we-
der loben noch lieben kan/ ſolches geht die
Leute ſo eigentlich nicht an. Es iſt auch
keiner gemeint/ als wer ſichs annehmen
will. Und dieſem wuͤnſch ich gut Gluͤck
zur Beſſerung/ vielleicht wirckt dieſe Poſ-
ſierliche Apothecker-Buͤchſe bey etlichen
mehr/ als wenn ich den Catonem mit groſ-
ſen Commentariis haͤtte auflegen laſſen.
Plato hat geſagt: Imperare eſt legitimè
fallere populum.
Es ſcheint als muͤſte
man die Tugend auch per piam fraudem,
der kuͤtzlichten und neubegierigen Welt auf
eine ſolche Manier beybringen/ drum
wuͤnſche ich nichts mehr/ als die Welt wol-
le ſich zu ihrem Beſten allhier betriegen
laſſen. Sie bilde ſich lauter luſtige und
zeitvertreibende Sachen bey dieſen Nar-
ren ein: wenn ſie nur unvermerckt die klu-
gen Lebens-Regeln mit leſen und erwegen
will. Und wer will die Satyriſche Art
zu ſchreiben der ietzigen Zeit verbieten/ da
ſolches bey den klugen Griechen und Roͤ-
mern mit ſonderbahrer Beliebung erhalten
worden? Jch mache es ja ſo unhoͤfflich und

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[6/0012] che Laſter ſo beſchaffen ſind/ daß ich ſie we- der loben noch lieben kan/ ſolches geht die Leute ſo eigentlich nicht an. Es iſt auch keiner gemeint/ als wer ſichs annehmen will. Und dieſem wuͤnſch ich gut Gluͤck zur Beſſerung/ vielleicht wirckt dieſe Poſ- ſierliche Apothecker-Buͤchſe bey etlichen mehr/ als wenn ich den Catonem mit groſ- ſen Commentariis haͤtte auflegen laſſen. Plato hat geſagt: Imperare eſt legitimè fallere populum. Es ſcheint als muͤſte man die Tugend auch per piam fraudem, der kuͤtzlichten und neubegierigen Welt auf eine ſolche Manier beybringen/ drum wuͤnſche ich nichts mehr/ als die Welt wol- le ſich zu ihrem Beſten allhier betriegen laſſen. Sie bilde ſich lauter luſtige und zeitvertreibende Sachen bey dieſen Nar- ren ein: wenn ſie nur unvermerckt die klu- gen Lebens-Regeln mit leſen und erwegen will. Und wer will die Satyriſche Art zu ſchreiben der ietzigen Zeit verbieten/ da ſolches bey den klugen Griechen und Roͤ- mern mit ſonderbahrer Beliebung erhalten worden? Jch mache es ja ſo unhoͤfflich und un-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/12>, abgerufen am 21.11.2024.