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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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ihr eure Authorität itabilirt, daß die Spra-
che/ welche von Fürsten und Herren gebraucht
wird/ nach eurem Gefallen soll umgeschmeltzet
werden? Mit den elenden Buchstaben ist
es noch erbärmlicher/ die werden ohn Ursach
relegirt, und auß dem A B C gestossen/ welches
künfftig A B D heissen muß. Gesetzt sie wä-
ren bey den Alten nicht gebraucht worden:
Mein was sollen die alten Pritschmeister/
welche die Teutsche Schreiberey durch viel
Secula fortgepflantzt haben/ uns vor Gesetze
geben/ und warumb soll man nicht dabey blei-
ben/ nachdem etliche Secula geruhig und ein-
stimmig so geschrieben haben? Darzu/ was
stecket dann vor Klugheit dahinder/ ob ich die
neue oder die alte Mode brauchen will? Lese-
bengel und Papierverderber seyd ihr. Wäre
es euer Ernst der Welt nütze zu seyn/ so wür-
det ihr nicht an den blossen Schalen kleben/
und den Kern gantz dahinden lassen. Wann
ihr auch die Antiquität so gar lieb habt/ war-
umb wärmet ihr nicht alle altväterische Re-
dens-Arten wieder auf? Jch habe ein Alt
Complimentir-Buch/ welches Petrus Dres-
densis,
der das Lied In dulci jubilo gemacht/
ungefehr A. 1400. bey seiner Liebsten gebraucht/
meynet ihr/ daß alles darauß wieder mag ge-

braucht


ihr eure Authoritaͤt itabilirt, daß die Spra-
che/ welche von Fuͤrſten und Herren gebraucht
wird/ nach eurem Gefallen ſoll umgeſchmeltzet
werden? Mit den elenden Buchſtaben iſt
es noch erbaͤrmlicher/ die werden ohn Urſach
relegirt, und auß dem A B C geſtoſſen/ welches
kuͤnfftig A B D heiſſen muß. Geſetzt ſie waͤ-
ren bey den Alten nicht gebraucht worden:
Mein was ſollen die alten Pritſchmeiſter/
welche die Teutſche Schreiberey durch viel
Secula fortgepflantzt haben/ uns vor Geſetze
geben/ und warumb ſoll man nicht dabey blei-
ben/ nachdem etliche Secula geruhig und ein-
ſtimmig ſo geſchrieben haben? Darzu/ was
ſtecket dann vor Klugheit dahinder/ ob ich die
neue oder die alte Mode brauchen will? Leſe-
bengel und Papierverderber ſeyd ihr. Waͤre
es euer Ernſt der Welt nuͤtze zu ſeyn/ ſo wuͤr-
det ihr nicht an den bloſſen Schalen kleben/
und den Kern gantz dahinden laſſen. Wann
ihr auch die Antiquitaͤt ſo gar lieb habt/ war-
umb waͤrmet ihr nicht alle altvaͤteriſche Re-
dens-Arten wieder auf? Jch habe ein Alt
Complimentir-Buch/ welches Petrus Dres-
denſis,
der das Lied In dulci jubilo gemacht/
ungefehr A. 1400. bey ſeiner Liebſtẽ gebraucht/
meynet ihr/ daß alles darauß wieder mag ge-

braucht
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[119/0125] ihr eure Authoritaͤt itabilirt, daß die Spra- che/ welche von Fuͤrſten und Herren gebraucht wird/ nach eurem Gefallen ſoll umgeſchmeltzet werden? Mit den elenden Buchſtaben iſt es noch erbaͤrmlicher/ die werden ohn Urſach relegirt, und auß dem A B C geſtoſſen/ welches kuͤnfftig A B D heiſſen muß. Geſetzt ſie waͤ- ren bey den Alten nicht gebraucht worden: Mein was ſollen die alten Pritſchmeiſter/ welche die Teutſche Schreiberey durch viel Secula fortgepflantzt haben/ uns vor Geſetze geben/ und warumb ſoll man nicht dabey blei- ben/ nachdem etliche Secula geruhig und ein- ſtimmig ſo geſchrieben haben? Darzu/ was ſtecket dann vor Klugheit dahinder/ ob ich die neue oder die alte Mode brauchen will? Leſe- bengel und Papierverderber ſeyd ihr. Waͤre es euer Ernſt der Welt nuͤtze zu ſeyn/ ſo wuͤr- det ihr nicht an den bloſſen Schalen kleben/ und den Kern gantz dahinden laſſen. Wann ihr auch die Antiquitaͤt ſo gar lieb habt/ war- umb waͤrmet ihr nicht alle altvaͤteriſche Re- dens-Arten wieder auf? Jch habe ein Alt Complimentir-Buch/ welches Petrus Dres- denſis, der das Lied In dulci jubilo gemacht/ ungefehr A. 1400. bey ſeiner Liebſtẽ gebraucht/ meynet ihr/ daß alles darauß wieder mag ge- braucht

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/125>, abgerufen am 21.11.2024.