Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673. L. Ach Herr Doctor/ ich versteh nicht/ was er saget. Chr. Sie versteht was sie will. Aber wa- rumb ist die Frau Mutter nicht mit herauß kommen. L. Sie hat sich schon entschuldigen lassen/ es giebt ietzund allerhand zu thun/ daß sie gar übel abkommen kan/ und darzu was hat ei- ne alte Frau vor Freude im Garten? Chr. Es ist so eine Entschuldigung; doch steht mirs frey/ daß ich andere Gedancken dar- bey habe. L. Jch will nicht hoffen Hr. Doctor/ daß er meine Mutter wird was Unfreundliches zutrauen. Chr. Bey Leibe nicht. Jch dachte nur/ was sie zu thun hätte. L. Geht nicht alle Stunden was in der Haus- haltung vor? Chr. Mich deucht/ sie schickt auf eine Hoch- zeit zu. L. Was vor eine Hochzeit? Chr. Hat sie nicht die grosse Tochter? L. Daß mir nicht die grosse Tochter weg- kömmt; Ach es ist noch Zeit vor mich/ eine Butterbamme davor/ die ist mir gesünder. Chr. Ach Jungf. Ließgen/ sie rede nicht wider ihr Gewissen. L. Was
L. Ach Herr Doctor/ ich verſteh nicht/ was er ſaget. Chr. Sie verſteht was ſie will. Aber wa- rumb iſt die Frau Mutter nicht mit herauß kommen. L. Sie hat ſich ſchon entſchuldigen laſſen/ es giebt ietzund allerhand zu thun/ daß ſie gar uͤbel abkommen kan/ und darzu was hat ei- ne alte Frau vor Freude im Garten? Chr. Es iſt ſo eine Entſchuldigung; doch ſteht mirs frey/ daß ich andere Gedancken dar- bey habe. L. Jch will nicht hoffen Hr. Doctor/ daß er meine Mutter wird was Unfreundliches zutrauen. Chr. Bey Leibe nicht. Jch dachte nur/ was ſie zu thun haͤtte. L. Geht nicht alle Stunden was in der Haus- haltung vor? Chr. Mich deucht/ ſie ſchickt auf eine Hoch- zeit zu. L. Was vor eine Hochzeit? Chr. Hat ſie nicht die groſſe Tochter? L. Daß mir nicht die groſſe Tochter weg- koͤmmt; Ach es iſt noch Zeit vor mich/ eine Butterbamme davor/ die iſt mir geſuͤnder. Chr. Ach Jungf. Ließgen/ ſie rede nicht wider ihr Gewiſſen. L. Was
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Chr. Sie verſteht was ſie will. Aber wa-
rumb iſt die Frau Mutter nicht mit herauß
kommen.
L. Sie hat ſich ſchon entſchuldigen laſſen/ es
giebt ietzund allerhand zu thun/ daß ſie gar
uͤbel abkommen kan/ und darzu was hat ei-
ne alte Frau vor Freude im Garten?
Chr. Es iſt ſo eine Entſchuldigung; doch ſteht
mirs frey/ daß ich andere Gedancken dar-
bey habe.
L. Jch will nicht hoffen Hr. Doctor/ daß er
meine Mutter wird was Unfreundliches
zutrauen.
Chr. Bey Leibe nicht. Jch dachte nur/ was
ſie zu thun haͤtte.
L. Geht nicht alle Stunden was in der Haus-
haltung vor?
Chr. Mich deucht/ ſie ſchickt auf eine Hoch-
zeit zu.
L. Was vor eine Hochzeit?
Chr. Hat ſie nicht die groſſe Tochter?
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koͤmmt; Ach es iſt noch Zeit vor mich/ eine
Butterbamme davor/ die iſt mir geſuͤnder.
Chr. Ach Jungf. Ließgen/ ſie rede nicht wider
ihr Gewiſſen.
L. Was
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/130>, abgerufen am 16.06.2024. |