Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
Kind/
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mehr nun der Wein in den Kopff ſtieg/ deſto
ſchaͤrffer fieng die Liebe an zu brennen:alſo daß
Herr Storax dem Florindo eine Humpe zu-
tranck auf des liebſten Maͤdgens Geſundheit/
er ſoff ſie hauſtikôs auß/ rieß damit das Hals-
tuch ab/ und verbrennte es auf Geſundheit uͤ-
ber dem Lichte. Solches ſolte Florindo nach-
thun/ der verſtund ſich endlich auf die Humpe/
aber wegen der Hals-Krauſe bat er/ man
moͤchte ihm ſolche Thorheit nicht zumuthen.
Das junge Faͤntgen fragte wieder/ ob man
ſeine Liebſte ſchimpfen wolte/ und ſolches Knar-
ren waͤhrete ſo lange/ biß Florindo ſich erbar-
mete/ und mit ſeinen fuͤnff Fingern auf ſeinem
Backen ſpielete; da wolten zwar die andern zu-
greiffen/ allein der Mahler hatte die Diener
ſchon aufgeboten/ die ſich in voller battaille
ins Mittel ſchlugen/ und den armen Stutzer
ohne Hals-Krauſe dermaſſen koberten/ daß er
ſeines Kuſſes und ſeines Balſambuͤchsgens
haͤtte vergeſſen moͤgen. Letzlich machte der
Wirth Friede/ und daließ der gute blau-au-
gichte Storax ſeines Ungluͤcks ungeacht die
Stadtpfeiffer hohlen/ und ſpendierte einem
ied weden einen Thaler/ daß ſie vor der Liebſten
Thuͤre ein Staͤndgen machten. Dazumahl
war das Lied noch neu: Hier lieg ich nun/ mein
Kind/
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