Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
O Tod du grimmer Menschen Fraß/ Du Streckebein du Leute Schlächter/ Du Lebens-Dieb/ du Blecke-Zahn/ Du Schatten-Kind/ du Sensen-Mann/ Du Freund der Atropos, O du der Clotho Schwager/ Du Hertz der Lachesis, sag an/ was heist denn das? Du
O Tod du grimmer Menſchen Fraß/ Du Streckebein du Leute Schlaͤchter/ Du Lebens-Dieb/ du Blecke-Zahn/ Du Schatten-Kind/ du Senſen-Mann/ Du Freund der Atropos, O du der Clotho Schwager/ Du Hertz der Lacheſis, ſag an/ was heiſt denn das? Du
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Ende noch die Gnade gehabt/ daß er zum Er-
kaͤntniß kommen iſt. Jhr andern wagt es
nicht darauff/ ihr habt kein Brieff und Siegel
daruͤber/ daß ihr auch mit ſolcher Vernunfft
hinfahren koͤnnet. Unter dieſen Reden hat-
ten ſie auf das uͤbrige nicht achtung gegeben/
daß ſie alſo nichts mehr davon zu hoͤren krieg-
ten: alldieweil die Muſic wieder angieng/ und
alle mie hellem Halſe zu ſammen anſtimmten/
deñ der Tod koͤmmt uns gleicher Weiß.
Als ſie nach Hauſe kamen/ brachte der Wirth
einen Pack Leichen Carmina mit/ darein er
haͤtte vor zehen Thaler Pfeffer und vor fuͤnff-
zehn Guͤlden Jngwer einwickeln koͤnnen/ Ge-
lanor ſahe ſich in denſelben etwas umb/ und
fand unter andern folgende Kern-Verſe/ oder
daß ich einer iedweden Sache ihren rechten
Namen gebe/ folgendes Madrigal, von vier-
tzig Verſen weniger eins.
O Tod du grimmer Menſchen Fraß/
Du Streckebein du Leute Schlaͤchter/
Du Lebens-Dieb/ du Blecke-Zahn/
Du Schatten-Kind/ du Senſen-Mann/
Du Freund der Atropos, O du der Clotho
Schwager/
Du Hertz der Lacheſis, ſag an/ was heiſt denn
das?
Du
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