Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
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<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031" n="25"/><lb/> Sie machten bald Bekandſchafft/ und be-<lb/> ſchloſſen die Mahlzeit beyſammen einzuneh-<lb/> men/ inzwiſchen ließ <hi rendition="#aq">Florindo</hi> einen Becher<lb/> Wein langen/ und brachte dem unbekanten<lb/><hi rendition="#aq">Cavallier</hi> eins auf Geſundheit zu: Allein wie<lb/> er darnach greiſſen wolte/ kam die Liebſte dar-<lb/> zwiſchen/ ach mein Engel/ ſagte ſie / was will<lb/> er mit dem ungeſunden Wein in dem Leibe/ er<lb/> gedencke doch/ daß er durch einen jedweden<lb/> Becher etliche Tage von ſeinem Alter/ und<lb/> noch einmahl ſo viel Bluts-Tropfen von mei-<lb/> nem Hertzen abſauffen muß. Ach er thu den<lb/> Becher weg! Er ſchuͤttelt den Kopff/ und gab<lb/> zur Antwort:meine Frau/ das iſt kein uͤberfluß/<lb/> wenn man vornehmen Leuten zu beſtaͤtigung<lb/> fernerer Bekandſchafft einen erleidlichen Eh-<lb/> ren-Becher beſcheid thut/ ich werde darum<lb/> weder eher noch langſamer ſterben/ ob ich den<lb/> Becher trincke oder auf die Erde gieſſe. Gleich-<lb/> wohl dieſer Worte ungeacht/ grieff ſie noch<lb/> haͤrter zu/ und bat ihn/ er ſolte doch ſeine Liebſte<lb/> bedencken/ welche ſeine Geſundheit ſo genau<lb/> und ſorgfaͤltig in Acht nehme. Kurtz von der<lb/> Sache zu reden/ ſie brachte ihm ſo viel bewe-<lb/> gliche Worte fuͤr/ fing auch ein bißgen an zu<lb/> weinen/ daß der gute Herr ſich muſte gefan-<lb/> gen geben; und ſolches that ſie ohn unterlaß/<lb/> wenn er einen Biſſen wider ihren Willen eſ-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch">ſen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0031]
Sie machten bald Bekandſchafft/ und be-
ſchloſſen die Mahlzeit beyſammen einzuneh-
men/ inzwiſchen ließ Florindo einen Becher
Wein langen/ und brachte dem unbekanten
Cavallier eins auf Geſundheit zu: Allein wie
er darnach greiſſen wolte/ kam die Liebſte dar-
zwiſchen/ ach mein Engel/ ſagte ſie / was will
er mit dem ungeſunden Wein in dem Leibe/ er
gedencke doch/ daß er durch einen jedweden
Becher etliche Tage von ſeinem Alter/ und
noch einmahl ſo viel Bluts-Tropfen von mei-
nem Hertzen abſauffen muß. Ach er thu den
Becher weg! Er ſchuͤttelt den Kopff/ und gab
zur Antwort:meine Frau/ das iſt kein uͤberfluß/
wenn man vornehmen Leuten zu beſtaͤtigung
fernerer Bekandſchafft einen erleidlichen Eh-
ren-Becher beſcheid thut/ ich werde darum
weder eher noch langſamer ſterben/ ob ich den
Becher trincke oder auf die Erde gieſſe. Gleich-
wohl dieſer Worte ungeacht/ grieff ſie noch
haͤrter zu/ und bat ihn/ er ſolte doch ſeine Liebſte
bedencken/ welche ſeine Geſundheit ſo genau
und ſorgfaͤltig in Acht nehme. Kurtz von der
Sache zu reden/ ſie brachte ihm ſo viel bewe-
gliche Worte fuͤr/ fing auch ein bißgen an zu
weinen/ daß der gute Herr ſich muſte gefan-
gen geben; und ſolches that ſie ohn unterlaß/
wenn er einen Biſſen wider ihren Willen eſ-
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