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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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ten gleichsam als eine Gifft/ was solte sie nicht
einem Krancken schaden können: Doch des-
sen allen ungeacht/ blieb Florindo bey seinem
Sauerkraute/ und bat seinen Hoffmeister
Himmel hoch/ wenn er ja nichts davon essen sol-
te/ er möchte ihm doch etwas bringen lassen/
daran er nur riechen könte. Wiewol es blieb
darbey/ der Patiente solte kein Kraut essen.
Aber was hat Florindo zu thun? er kriegte
einen Pagen auff die Seite/ bey dem vernimmt
er/ daß die Köchin einen grossen Topff voll
Sauer-Kraut gekocht/ und in den Küchen-
Schranck gesetzt habe: Damit als es Abend
wird/ und ein Diener nebenst einer alten
Frau bey ihm wachen/ schickt er den Diener
in die Apothecke nach Julep; der alten Frau
befiehlt er/ sie solte noch ein Hauptküssen bey
der Wirthin borgen/ und wenn sie auß dem
Schlaffe müste erwecket werden. Nach-
dem er also allein ist/ schleichet er auß allen
Leibeskräfften zur Stuben hinauß/ und die
Treppen hinunter zur Küchen zu und über
den Kraut-Topff her/ fristu nicht/ so hastu
nicht/ die Frau und der Diener kommen
wieder/ und weil der Patiente nicht da ist/
vermeinen sie/ er sey mit Leib und Seele davon
gefahren. Machen derohalben einen Lermen

und
O iij


ten gleichſam als eine Gifft/ was ſolte ſie nicht
einem Krancken ſchaden koͤnnen: Doch deſ-
ſen allen ungeacht/ blieb Florindo bey ſeinem
Sauerkraute/ und bat ſeinen Hoffmeiſter
Himmel hoch/ weñ er ja nichts davon eſſen ſol-
te/ er moͤchte ihm doch etwas bringen laſſen/
daran er nur riechen koͤnte. Wiewol es blieb
darbey/ der Patiente ſolte kein Kraut eſſen.
Aber was hat Florindo zu thun? er kriegte
einen Pagen auff die Seite/ bey dem vernim̃t
er/ daß die Koͤchin einen groſſen Topff voll
Sauer-Kraut gekocht/ und in den Kuͤchen-
Schranck geſetzt habe: Damit als es Abend
wird/ und ein Diener nebenſt einer alten
Frau bey ihm wachen/ ſchickt er den Diener
in die Apothecke nach Julep; der alten Frau
befiehlt er/ ſie ſolte noch ein Hauptkuͤſſen bey
der Wirthin borgen/ und wenn ſie auß dem
Schlaffe muͤſte erwecket werden. Nach-
dem er alſo allein iſt/ ſchleichet er auß allen
Leibeskraͤfften zur Stuben hinauß/ und die
Treppen hinunter zur Kuͤchen zu und uͤber
den Kraut-Topff her/ friſtu nicht/ ſo haſtu
nicht/ die Frau und der Diener kommen
wieder/ und weil der Patiente nicht da iſt/
vermeinen ſie/ er ſey mit Leib und Seele davon
gefahren. Machen derohalben einen Lermen

und
O iij
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[317/0323] ten gleichſam als eine Gifft/ was ſolte ſie nicht einem Krancken ſchaden koͤnnen: Doch deſ- ſen allen ungeacht/ blieb Florindo bey ſeinem Sauerkraute/ und bat ſeinen Hoffmeiſter Himmel hoch/ weñ er ja nichts davon eſſen ſol- te/ er moͤchte ihm doch etwas bringen laſſen/ daran er nur riechen koͤnte. Wiewol es blieb darbey/ der Patiente ſolte kein Kraut eſſen. Aber was hat Florindo zu thun? er kriegte einen Pagen auff die Seite/ bey dem vernim̃t er/ daß die Koͤchin einen groſſen Topff voll Sauer-Kraut gekocht/ und in den Kuͤchen- Schranck geſetzt habe: Damit als es Abend wird/ und ein Diener nebenſt einer alten Frau bey ihm wachen/ ſchickt er den Diener in die Apothecke nach Julep; der alten Frau befiehlt er/ ſie ſolte noch ein Hauptkuͤſſen bey der Wirthin borgen/ und wenn ſie auß dem Schlaffe muͤſte erwecket werden. Nach- dem er alſo allein iſt/ ſchleichet er auß allen Leibeskraͤfften zur Stuben hinauß/ und die Treppen hinunter zur Kuͤchen zu und uͤber den Kraut-Topff her/ friſtu nicht/ ſo haſtu nicht/ die Frau und der Diener kommen wieder/ und weil der Patiente nicht da iſt/ vermeinen ſie/ er ſey mit Leib und Seele davon gefahren. Machen derohalben einen Lermen und O iij

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/323>, abgerufen am 22.11.2024.