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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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habt/ dieselbe in Augenschein zu nehmen. Sie
hatten in dem verdeutschten Lucas de Linda
gelesen/ es wäre daselbst Frauenzimmer/ das
auch auß einem steinern Hertzen die Liebe er-
zwingen könte. Ja sie wusten sich zu besin-
nen/ daß schon vor anderthalbhundert Jah-
ren D. Ecken von D. Luthern vorgeworffen
worden/ wie daß er sich die venereas veneres
daselbst auffhalten lassen: doch glaubten sie
nicht/ daß dieses der eintzige Ruhm sey/ da-
durch die hochlöbliche Stadt fast in der gan-
tzen Welt bekand und beruffen wäre/ sondern
sie verhofften daselbst gleichsam in einem kur-
tzen begrieff anzutreffen/ was sie anderswo zu
einzelen Stücken gefunden und rühmlich ob-
servirt
hatten. Die herrliche Universität/ den
wohlgefasten Rath/ die hochansehnlichen
Rechts Collegia, die nutzbare Kauffmann-
schafft/ und was sonst an zierlichen und beque-
men Wohnungen/ an niedlicher Schnabel-
weyde/ an köstlicher Music/ und an anderer
Lustigkeit mag gefunden werden. Doch in
solcher Hoffnung wurden sie zwar nicht betro-
gen/ wenn sie nur solche hätten fortsetzen kön-
nen. Denn als sie auf Leipzig kamen/ fügte
sich das Glücke oder das Unglücke/ daß sie
gleich eine anständige Gelegenheit biß auf

Am-


[…]
habt/ dieſelbe in Augenſchein zu nehmen. Sie
hatten in dem verdeutſchten Lucas de Linda
geleſen/ es waͤre daſelbſt Frauenzimmer/ das
auch auß einem ſteinern Hertzen die Liebe er-
zwingen koͤnte. Ja ſie wuſten ſich zu beſin-
nen/ daß ſchon vor anderthalbhundert Jah-
ren D. Ecken von D. Luthern vorgeworffen
worden/ wie daß er ſich die venereas veneres
daſelbſt auffhalten laſſen: doch glaubten ſie
nicht/ daß dieſes der eintzige Ruhm ſey/ da-
durch die hochloͤbliche Stadt faſt in der gan-
tzen Welt bekand und beruffen waͤre/ ſondern
ſie verhofften daſelbſt gleichſam in einem kur-
tzen begrieff anzutreffen/ was ſie anderswo zu
einzelen Stuͤcken gefunden und ruͤhmlich ob-
ſervirt
hatten. Die herrliche Univerſitaͤt/ den
wohlgefaſten Rath/ die hochanſehnlichen
Rechts Collegia, die nutzbare Kauffmann-
ſchafft/ und was ſonſt an zierlichen und beque-
men Wohnungen/ an niedlicher Schnabel-
weyde/ an koͤſtlicher Muſic/ und an anderer
Luſtigkeit mag gefunden werden. Doch in
ſolcher Hoffnung wurden ſie zwar nicht betro-
gen/ wenn ſie nur ſolche haͤtten fortſetzen koͤn-
nen. Denn als ſie auf Leipzig kamen/ fuͤgte
ſich das Gluͤcke oder das Ungluͤcke/ daß ſie
gleich eine anſtaͤndige Gelegenheit biß auf

Am-
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[381/0387] habt/ dieſelbe in Augenſchein zu nehmen. Sie hatten in dem verdeutſchten Lucas de Linda geleſen/ es waͤre daſelbſt Frauenzimmer/ das auch auß einem ſteinern Hertzen die Liebe er- zwingen koͤnte. Ja ſie wuſten ſich zu beſin- nen/ daß ſchon vor anderthalbhundert Jah- ren D. Ecken von D. Luthern vorgeworffen worden/ wie daß er ſich die venereas veneres daſelbſt auffhalten laſſen: doch glaubten ſie nicht/ daß dieſes der eintzige Ruhm ſey/ da- durch die hochloͤbliche Stadt faſt in der gan- tzen Welt bekand und beruffen waͤre/ ſondern ſie verhofften daſelbſt gleichſam in einem kur- tzen begrieff anzutreffen/ was ſie anderswo zu einzelen Stuͤcken gefunden und ruͤhmlich ob- ſervirt hatten. Die herrliche Univerſitaͤt/ den wohlgefaſten Rath/ die hochanſehnlichen Rechts Collegia, die nutzbare Kauffmann- ſchafft/ und was ſonſt an zierlichen und beque- men Wohnungen/ an niedlicher Schnabel- weyde/ an koͤſtlicher Muſic/ und an anderer Luſtigkeit mag gefunden werden. Doch in ſolcher Hoffnung wurden ſie zwar nicht betro- gen/ wenn ſie nur ſolche haͤtten fortſetzen koͤn- nen. Denn als ſie auf Leipzig kamen/ fuͤgte ſich das Gluͤcke oder das Ungluͤcke/ daß ſie gleich eine anſtaͤndige Gelegenheit biß auf Am-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/387>, abgerufen am 22.11.2024.