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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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fente mahlen. Damit saß der Mahler wie-
der/ also daß ihn Gelanor ermahnte/ er wä-
re nun so weit gereißt/ er solte doch klüger
werden. Sonst gienge es ihm wie jenem
Schweitzer/ der fünf und zwantzig Jahr zu
Pariß gedienet/ und doch nicht Frantzösisch
reden gelernet hatte. Und als er gefraget wor-
den/ warumb er so nachlässig gewesen/ hatte
er geantwortet: was könte man in so kurtzer
Zeit lernen; Doch hätte es noch sollen ein halb
Jahr währen/ so hätte er die Sprache wollen
weg haben. Eurylas sagte hierauff: Ach last
ihn gehn/ er ist klug genug/ aber er schont die
Klugheit/ daß er sie spanfunckelneu mit nach
Hause bringen kan. Florindo sagte: Was
soll er sie schonen/ schont er doch sein Geld
nicht. Es ist ihm gangen wie jenem kleinstäd-
tischen Bürgemeister/ dem begegneten et-
liche im harten Winter/ und sagten: Eure
Weißheit ist treflich erfroren. Der Bür-
gemeister dachte/ das wäre seyn Ehren-Titul/
und gab zur Antwort: Ach ja/ ich bin treff-
lich erfroren. Der Mahler konte nicht lann-
ger zuhören/ und gieng zur Thür hin-
auß. Da sagte der Wirth/ Jhr Herren/
morgen ist der erste April/ der Mensch solte
sich der Jahr-Zeit zu Ehren brauchen lassen.

Flo-


fente mahlen. Damit ſaß der Mahler wie-
der/ alſo daß ihn Gelanor ermahnte/ er waͤ-
re nun ſo weit gereißt/ er ſolte doch kluͤger
werden. Sonſt gienge es ihm wie jenem
Schweitzer/ der fuͤnf und zwantzig Jahr zu
Pariß gedienet/ und doch nicht Frantzoͤſiſch
reden gelernet hatte. Und als er gefraget wor-
den/ warumb er ſo nachlaͤſſig geweſen/ hatte
er geantwortet: was koͤnte man in ſo kurtzer
Zeit lernen; Doch haͤtte es noch ſollen ein halb
Jahr waͤhren/ ſo haͤtte er die Sprache wollen
weg haben. Eurylas ſagte hierauff: Ach laſt
ihn gehn/ er iſt klug genug/ aber er ſchont die
Klugheit/ daß er ſie ſpanfunckelneu mit nach
Hauſe bringen kan. Florindo ſagte: Was
ſoll er ſie ſchonen/ ſchont er doch ſein Geld
nicht. Es iſt ihm gangen wie jenem kleinſtaͤd-
tiſchen Buͤrgemeiſter/ dem begegneten et-
liche im harten Winter/ und ſagten: Eure
Weißheit iſt treflich erfroren. Der Buͤr-
gemeiſter dachte/ das waͤre ſeyn Ehren-Titul/
und gab zur Antwort: Ach ja/ ich bin treff-
lich erfroren. Der Mahler konte nicht lān-
ger zuhoͤren/ und gieng zur Thuͤr hin-
auß. Da ſagte der Wirth/ Jhr Herren/
morgen iſt der erſte April/ der Menſch ſolte
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Flo-
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[390/0396] fente mahlen. Damit ſaß der Mahler wie- der/ alſo daß ihn Gelanor ermahnte/ er waͤ- re nun ſo weit gereißt/ er ſolte doch kluͤger werden. Sonſt gienge es ihm wie jenem Schweitzer/ der fuͤnf und zwantzig Jahr zu Pariß gedienet/ und doch nicht Frantzoͤſiſch reden gelernet hatte. Und als er gefraget wor- den/ warumb er ſo nachlaͤſſig geweſen/ hatte er geantwortet: was koͤnte man in ſo kurtzer Zeit lernen; Doch haͤtte es noch ſollen ein halb Jahr waͤhren/ ſo haͤtte er die Sprache wollen weg haben. Eurylas ſagte hierauff: Ach laſt ihn gehn/ er iſt klug genug/ aber er ſchont die Klugheit/ daß er ſie ſpanfunckelneu mit nach Hauſe bringen kan. Florindo ſagte: Was ſoll er ſie ſchonen/ ſchont er doch ſein Geld nicht. Es iſt ihm gangen wie jenem kleinſtaͤd- tiſchen Buͤrgemeiſter/ dem begegneten et- liche im harten Winter/ und ſagten: Eure Weißheit iſt treflich erfroren. Der Buͤr- gemeiſter dachte/ das waͤre ſeyn Ehren-Titul/ und gab zur Antwort: Ach ja/ ich bin treff- lich erfroren. Der Mahler konte nicht lān- ger zuhoͤren/ und gieng zur Thuͤr hin- auß. Da ſagte der Wirth/ Jhr Herren/ morgen iſt der erſte April/ der Menſch ſolte ſich der Jahr-Zeit zu Ehren brauchen laſſen. Flo-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/396>, abgerufen am 22.11.2024.