Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
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Hertzen geht/ war ein gantzer Kram von aller-
hand liederlichen Baͤndergen aufgehefft/ wel-
che/ weil ſie keine Accordiren de Farben hatten/
ſich anſehen lieſſen/ als waͤren ſie von baͤnder-
ſuͤchtigen Perſonen zum Almoſen ſpendiret
worden. Zur Kappe baumelten wohl ſechs
Trodelchen vom Schnuptuche herauß/ die
Schuh waren mit ſo viel Roſen beſetzt/ daß
man nicht wuſte/ ob ſie von Corduan/ oder von
Engliſchen Leder waren. Der Degen gieng
ſo lang hinauß/ daß ſieben Dutzent Sperlinge
drauff haͤtten Platz gehabt/ und im Gehen
ſchlug er ſo unbarmhertzig an die Waden/ daß
wenn die Kniebaͤnder nicht etwas auffgehal-
ten/ er ohn Zweiffel in acht Tagen haͤtte den
Vulcanum agiren koͤnnen. Und welches vor
allen dingen zu mercken war/ ſo lieffen die arti-
gen und verliebten Mienen dermaſſen nett/
als wolte er die Circe ſelbſt bezaubern. Mit
den Haͤnden legte er ſich in ſo ſchoͤne poſitur,
daß er gleichen Weg in den Schiebſack und
auf den Hut haben koͤnte. Die Fuͤſſe ſetzte er
ſo außwerts/ daß man augenſcheinlich abneh-
men muſte/ der Menſch waͤre uͤber vier Mon-
den zum Tantzmeiſter gegangen. Mit einem
Worte/ das Muſter von allen perfecten Po-
liticis ſtund da. Gelanor ſahe ihn wohl an/
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