Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Uberflüssiger gedancken 3. Gib die wangen/ liebstes kind/ Recht und niedlich lieb zu kosen/ In der zier/ da nechst den rosen/ Tulpen und narcissen |sind/ Gib den mund da mir der safft Einer honig-süssen krafft/ Nicht geringen trost verschafft. 4. Gute nacht ich werde dir/ Ruhm und schönen danck zu wissen/ In dem hertzen seyn beflissen. Tugend deine pracht und zier Gläntzt an ihren stralen voll Eben da ich reisen soll/ Nun ich scheide/ lebe wohl. 5. Geh und wachse spat und früh/ Reich an seegen/ reich an glücke. Itzt da ich zur reise schicke/ Thu mir noch die courtesie/ Güldnes kind/ und lasse du/ Endlich mir die letzte ruh/ Nur auff deinen lippen zu. IX. Jn eines andern nahmen. DRey Sommer sind vergangen/ Dreymahl hat sich das leyd Des Winters angefangen/ Seyt meine junge zeit/ Der werthen Linden-Stadt/ Sich gantz ergeben hat. 2. Soll ich die zeit besinnen/ Die nun verflossen ist/ So ist sie zwar von hinnen Als
Uberfluͤſſiger gedancken 3. Gib die wangen/ liebſtes kind/ Recht und niedlich lieb zu koſen/ In der zier/ da nechſt den roſen/ Tulpen und narciſſen |ſind/ Gib den mund da mir der ſafft Einer honig-ſuͤſſen krafft/ Nicht geringen troſt verſchafft. 4. Gute nacht ich werde dir/ Ruhm und ſchoͤnen danck zu wiſſen/ In dem hertzen ſeyn befliſſen. Tugend deine pracht und zier Glaͤntzt an ihren ſtralen voll Eben da ich reiſen ſoll/ Nun ich ſcheide/ lebe wohl. 5. Geh und wachſe ſpat und fruͤh/ Reich an ſeegen/ reich an gluͤcke. Itzt da ich zur reiſe ſchicke/ Thu mir noch die courteſie/ Guͤldnes kind/ und laſſe du/ Endlich mir die letzte ruh/ Nur auff deinen lippen zu. IX. Jn eines andern nahmen. DRey Sommer ſind vergangen/ Dreymahl hat ſich das leyd Des Winters angefangen/ Seyt meine junge zeit/ Der werthen Linden-Stadt/ Sich gantz ergeben hat. 2. Soll ich die zeit beſinnen/ Die nun verfloſſen iſt/ So iſt ſie zwar von hinnen Als
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Uberfluͤſſiger gedancken
3. Gib die wangen/ liebſtes kind/
Recht und niedlich lieb zu koſen/
In der zier/ da nechſt den roſen/
Tulpen und narciſſen |ſind/
Gib den mund da mir der ſafft
Einer honig-ſuͤſſen krafft/
Nicht geringen troſt verſchafft.
4. Gute nacht ich werde dir/
Ruhm und ſchoͤnen danck zu wiſſen/
In dem hertzen ſeyn befliſſen.
Tugend deine pracht und zier
Glaͤntzt an ihren ſtralen voll
Eben da ich reiſen ſoll/
Nun ich ſcheide/ lebe wohl.
5. Geh und wachſe ſpat und fruͤh/
Reich an ſeegen/ reich an gluͤcke.
Itzt da ich zur reiſe ſchicke/
Thu mir noch die courteſie/
Guͤldnes kind/ und laſſe du/
Endlich mir die letzte ruh/
Nur auff deinen lippen zu.
IX.
Jn eines andern nahmen.
DRey Sommer ſind vergangen/
Dreymahl hat ſich das leyd
Des Winters angefangen/
Seyt meine junge zeit/
Der werthen Linden-Stadt/
Sich gantz ergeben hat.
2. Soll ich die zeit beſinnen/
Die nun verfloſſen iſt/
So iſt ſie zwar von hinnen
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