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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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sechstes dutzent.
4. Schweig und lern es besser treffen
Dieses war noch weit gefehlt/
Wer kan euch mit worten äffen/
Wann ihr uns das hertze stehlt/
Jhr/ ihr mädgen seyd uns hold/
Wann ihr uns vexiren wolt.
5. Und darzu was sols bedeuten/
Daß du nicht so vornehm bist?
Wann nur bey den armen leuten
Tugend lieb und schönheit ist/
Ach so trifft man alles an/
Was die liebe wünschen kan.
6. Alles was ich bey den reichen
Forn und hinten suchen wil/
Das kan ich mit dir vergleichen:
Dann du hast doch gleich so viel/
Bein und adern/ fleisch und blut/
Hast du eben auch so gut.
7. Wann sich andre mädgen schmincken/
Bist du von natur so schön/
Wann sie nach ziebethe stincken/
Kanst du ohne diß bestehn/
Manche tauschte gern mit dir/
Und geb alles geld dafür.
8. Drum so laß dich noch gewinnen/
Wo ich anders bitten kan/
Schaue mit geneigten sinnen
Meines hertzens unschuld an/
Liebstes seelgen ich will dein
Und du solst mein liebgen seyn.
9. Hast du nicht viel edelsteine/
Trägst du keine perle nicht;
Ach
ſechſtes dutzent.
4. Schweig und lern es beſſer treffen
Dieſes war noch weit gefehlt/
Wer kan euch mit worten aͤffen/
Wann ihr uns das hertze ſtehlt/
Jhr/ ihr maͤdgen ſeyd uns hold/
Wann ihr uns vexiren wolt.
5. Und darzu was ſols bedeuten/
Daß du nicht ſo vornehm biſt?
Wann nur bey den armen leuten
Tugend lieb und ſchoͤnheit iſt/
Ach ſo trifft man alles an/
Was die liebe wuͤnſchen kan.
6. Alles was ich bey den reichen
Forn und hinten ſuchen wil/
Das kan ich mit dir vergleichen:
Dann du haſt doch gleich ſo viel/
Bein und adern/ fleiſch und blut/
Haſt du eben auch ſo gut.
7. Wann ſich andre maͤdgen ſchmincken/
Biſt du von natur ſo ſchoͤn/
Wann ſie nach ziebethe ſtincken/
Kanſt du ohne diß beſtehn/
Manche tauſchte gern mit dir/
Und geb alles geld dafuͤr.
8. Drum ſo laß dich noch gewinnen/
Wo ich anders bitten kan/
Schaue mit geneigten ſinnen
Meines hertzens unſchuld an/
Liebſtes ſeelgen ich will dein
Und du ſolſt mein liebgen ſeyn.
9. Haſt du nicht viel edelſteine/
Traͤgſt du keine perle nicht;
Ach
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[111/0127] ſechſtes dutzent. 4. Schweig und lern es beſſer treffen Dieſes war noch weit gefehlt/ Wer kan euch mit worten aͤffen/ Wann ihr uns das hertze ſtehlt/ Jhr/ ihr maͤdgen ſeyd uns hold/ Wann ihr uns vexiren wolt. 5. Und darzu was ſols bedeuten/ Daß du nicht ſo vornehm biſt? Wann nur bey den armen leuten Tugend lieb und ſchoͤnheit iſt/ Ach ſo trifft man alles an/ Was die liebe wuͤnſchen kan. 6. Alles was ich bey den reichen Forn und hinten ſuchen wil/ Das kan ich mit dir vergleichen: Dann du haſt doch gleich ſo viel/ Bein und adern/ fleiſch und blut/ Haſt du eben auch ſo gut. 7. Wann ſich andre maͤdgen ſchmincken/ Biſt du von natur ſo ſchoͤn/ Wann ſie nach ziebethe ſtincken/ Kanſt du ohne diß beſtehn/ Manche tauſchte gern mit dir/ Und geb alles geld dafuͤr. 8. Drum ſo laß dich noch gewinnen/ Wo ich anders bitten kan/ Schaue mit geneigten ſinnen Meines hertzens unſchuld an/ Liebſtes ſeelgen ich will dein Und du ſolſt mein liebgen ſeyn. 9. Haſt du nicht viel edelſteine/ Traͤgſt du keine perle nicht; Ach

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/127>, abgerufen am 17.05.2024.