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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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siebendes dutzent.
Fürwahr/ wo ihr euch nicht beqvemt/
Und höfflich euren abschied nehmt/
So hust ihr auf den schlegel:

6. Er sah mir die gedancken an/
Drum gieng er als ein nasser hahn/
Und kratzte mit den füssen/
Jch hab hingegen grosse müh/
Und werde noch zu meinem knie
Den zahn- artzt brauchen müssen.
IV.
Auf die alten Junggesellen.
WEm das glücke wiederfähret/
Daß er in der jungen zeit
Auch ein junges mädgen freyt/
Dem ist doch ein schatz bescheret/
Welchen alles gold und geld
Lange nicht die wage hält.
2. Er gebraucht sich seiner jugend/
Und vexiert mit höchster lust
Aus der allerliebsten brust
Die verborgne liebes- tugend
Und vertauscht zum uberfluß
Lieb um liebe/ kuß um kuß.
3. Er verjungt sich alle morgen/
Und wie unsre lebens-frist
Niemahls ohne sorgen ist/
Also schenckt er seine sorgen/
Zwischen liebe/ lust und pein/
Jn der liebsten mund hinein.
4. Ach die atlen junggesellen
Wissen von der freude nicht/
Wann sie gleich ihr angesicht
Unter-

ſiebendes dutzent.
Fuͤrwahr/ wo ihr euch nicht beqvemt/
Und hoͤfflich euren abſchied nehmt/
So huſt ihr auf den ſchlegel:

6. Er ſah mir die gedancken an/
Drum gieng er als ein naſſer hahn/
Und kratzte mit den fuͤſſen/
Jch hab hingegen groſſe muͤh/
Und werde noch zu meinem knie
Den zahn- artzt brauchen muͤſſen.
IV.
Auf die alten Junggeſellen.
WEm das gluͤcke wiederfaͤhret/
Daß er in der jungen zeit
Auch ein junges maͤdgen freyt/
Dem iſt doch ein ſchatz beſcheret/
Welchen alles gold und geld
Lange nicht die wage haͤlt.
2. Er gebraucht ſich ſeiner jugend/
Und vexiert mit hoͤchſter luſt
Aus der allerliebſten bruſt
Die verborgne liebes- tugend
Und vertauſcht zum uberfluß
Lieb um liebe/ kuß um kuß.
3. Er verjungt ſich alle morgen/
Und wie unſre lebens-friſt
Niemahls ohne ſorgen iſt/
Alſo ſchenckt er ſeine ſorgen/
Zwiſchen liebe/ luſt und pein/
Jn der liebſten mund hinein.
4. Ach die atlen junggeſellen
Wiſſen von der freude nicht/
Wann ſie gleich ihr angeſicht
Unter-
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[127/0143] ſiebendes dutzent. Fuͤrwahr/ wo ihr euch nicht beqvemt/ Und hoͤfflich euren abſchied nehmt/ So huſt ihr auf den ſchlegel: 6. Er ſah mir die gedancken an/ Drum gieng er als ein naſſer hahn/ Und kratzte mit den fuͤſſen/ Jch hab hingegen groſſe muͤh/ Und werde noch zu meinem knie Den zahn- artzt brauchen muͤſſen. IV. Auf die alten Junggeſellen. WEm das gluͤcke wiederfaͤhret/ Daß er in der jungen zeit Auch ein junges maͤdgen freyt/ Dem iſt doch ein ſchatz beſcheret/ Welchen alles gold und geld Lange nicht die wage haͤlt. 2. Er gebraucht ſich ſeiner jugend/ Und vexiert mit hoͤchſter luſt Aus der allerliebſten bruſt Die verborgne liebes- tugend Und vertauſcht zum uberfluß Lieb um liebe/ kuß um kuß. 3. Er verjungt ſich alle morgen/ Und wie unſre lebens-friſt Niemahls ohne ſorgen iſt/ Alſo ſchenckt er ſeine ſorgen/ Zwiſchen liebe/ luſt und pein/ Jn der liebſten mund hinein. 4. Ach die atlen junggeſellen Wiſſen von der freude nicht/ Wann ſie gleich ihr angeſicht Unter-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/143>, abgerufen am 17.05.2024.