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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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siebendes dutzent.
Zu seiner wollust schaut/
Die selben kommen mir
Todt und verdorben für.

5. Die freude der reitzenden ballen/
Die wunder-schöne brust/
Mag andern personen gefallen/
Jch hasse diese lust/
Und die gelegenheit
Zu solcher eitelkeit.
6. Sie mögen ihr angesicht weiden/
Noch hundertmahl so schön/
Sie mögen sich butzen und kleiden
Und vor den spiegel stehn/
Nun mehr so bleib ich schon
Am liebsten weit darvon.
7. Drum weichet ihr zarten gesichter/
Blickt mich nicht weiter an/
Mein hertze sey zwischen uns richter/
Daß ich nicht liebeu kan/
Bemüht euch anderswo/
Jch bleibe lieber so.
XII
Die verliebten Nahmen.
NUnmehr bedarff sie einen nahmen
Den sie dem neuen liebsten gibt/
Dann allesheist doch ja und amen/
Uud was sie denckt/ das ist verliebt/
Der halben muß ein wort allein
Der neuen freundschafft zeuge seyn.
2. Mein schatz ist vor die handwercks-leute/
Vor diesem wars ein hübsches wort:
Mein liebgen schickt sich auf die freythe/
Doch

ſiebendes dutzent.
Zu ſeiner wolluſt ſchaut/
Die ſelben kommen mir
Todt und verdorben fuͤr.

5. Die freude der reitzenden ballen/
Die wunder-ſchoͤne bruſt/
Mag andern perſonen gefallen/
Jch haſſe dieſe luſt/
Und die gelegenheit
Zu ſolcher eitelkeit.
6. Sie moͤgen ihr angeſicht weiden/
Noch hundertmahl ſo ſchoͤn/
Sie moͤgen ſich butzen und kleiden
Und vor den ſpiegel ſtehn/
Nun mehr ſo bleib ich ſchon
Am liebſten weit darvon.
7. Drum weichet ihr zarten geſichter/
Blickt mich nicht weiter an/
Mein hertze ſey zwiſchen uns richter/
Daß ich nicht liebeu kan/
Bemuͤht euch anderswo/
Jch bleibe lieber ſo.
XII
Die verliebten Nahmen.
NUnmehr bedarff ſie einen nahmen
Den ſie dem neuen liebſten gibt/
Dann allesheiſt doch ja und amen/
Uud was ſie denckt/ das iſt verliebt/
Der halben muß ein wort allein
Der neuen freundſchafft zeuge ſeyn.
2. Mein ſchatz iſt vor die handwercks-leute/
Vor dieſem wars ein huͤbſches wort:
Mein liebgen ſchickt ſich auf die freythe/
Doch
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[139/0155] ſiebendes dutzent. Zu ſeiner wolluſt ſchaut/ Die ſelben kommen mir Todt und verdorben fuͤr. 5. Die freude der reitzenden ballen/ Die wunder-ſchoͤne bruſt/ Mag andern perſonen gefallen/ Jch haſſe dieſe luſt/ Und die gelegenheit Zu ſolcher eitelkeit. 6. Sie moͤgen ihr angeſicht weiden/ Noch hundertmahl ſo ſchoͤn/ Sie moͤgen ſich butzen und kleiden Und vor den ſpiegel ſtehn/ Nun mehr ſo bleib ich ſchon Am liebſten weit darvon. 7. Drum weichet ihr zarten geſichter/ Blickt mich nicht weiter an/ Mein hertze ſey zwiſchen uns richter/ Daß ich nicht liebeu kan/ Bemuͤht euch anderswo/ Jch bleibe lieber ſo. XII Die verliebten Nahmen. NUnmehr bedarff ſie einen nahmen Den ſie dem neuen liebſten gibt/ Dann allesheiſt doch ja und amen/ Uud was ſie denckt/ das iſt verliebt/ Der halben muß ein wort allein Der neuen freundſchafft zeuge ſeyn. 2. Mein ſchatz iſt vor die handwercks-leute/ Vor dieſem wars ein huͤbſches wort: Mein liebgen ſchickt ſich auf die freythe/ Doch

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/155>, abgerufen am 17.05.2024.