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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Achtes dutzent.
Der wirfft mir nun das hauß
Zu allen fenstern naus/
Und läst mich in der schande.

8. Wolan ich bin genug
Mit meinen schaden klug/
Jch mags nicht mehr erfahren/
Jch leyde was ich soll/
Und itzo seh ich wohl/
Verstand kommt nicht vor jahren.
9. Doch will ich meinen sinn/
Daß ich so alber bin/
Aus aller macht verfluchen:
Und gönnt mir GOtt die zeit/
So will ich anderweit
Mein besser glücke suchen.
X.
Auf ein verwelcktes Rößgen.
ACh mein rößgen ist verwelckt!
Welches meiner augen weide/
Meine wollust/ meine freude/
Welches durch das gantzejahr
Meine liebste farbe war/
Dieses eilet so behende
Zu dem unverhofften ende/
Ach mein rößgen ist verwelckt!
2. Ach/ mein rößgen ist verwelckt!
Wann ich etwas am geruche/
An der krafft und schönheit suche/
Find ich nur ein dürrrs blat/
Welches schlechte reitzung hat/
Gleichwohl konte mein verlangen
Gestern in derselben prangen/
Ach

Achtes dutzent.
Der wirfft mir nun das hauß
Zu allen fenſtern naus/
Und laͤſt mich in der ſchande.

8. Wolan ich bin genug
Mit meinen ſchaden klug/
Jch mags nicht mehr erfahren/
Jch leyde was ich ſoll/
Und itzo ſeh ich wohl/
Verſtand kommt nicht vor jahren.
9. Doch will ich meinen ſinn/
Daß ich ſo alber bin/
Aus aller macht verfluchen:
Und goͤnnt mir GOtt die zeit/
So will ich anderweit
Mein beſſer gluͤcke ſuchen.
X.
Auf ein verwelcktes Roͤßgen.
ACh mein roͤßgen iſt verwelckt!
Welches meiner augen weide/
Meine wolluſt/ meine freude/
Welches durch das gantzejahr
Meine liebſte farbe war/
Dieſes eilet ſo behende
Zu dem unverhofften ende/
Ach mein roͤßgen iſt verwelckt!
2. Ach/ mein roͤßgen iſt verwelckt!
Wann ich etwas am geruche/
An der krafft und ſchoͤnheit ſuche/
Find ich nur ein duͤrrrs blat/
Welches ſchlechte reitzung hat/
Gleichwohl konte mein verlangen
Geſtern in derſelben prangen/
Ach
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[155/0171] Achtes dutzent. Der wirfft mir nun das hauß Zu allen fenſtern naus/ Und laͤſt mich in der ſchande. 8. Wolan ich bin genug Mit meinen ſchaden klug/ Jch mags nicht mehr erfahren/ Jch leyde was ich ſoll/ Und itzo ſeh ich wohl/ Verſtand kommt nicht vor jahren. 9. Doch will ich meinen ſinn/ Daß ich ſo alber bin/ Aus aller macht verfluchen: Und goͤnnt mir GOtt die zeit/ So will ich anderweit Mein beſſer gluͤcke ſuchen. X. Auf ein verwelcktes Roͤßgen. ACh mein roͤßgen iſt verwelckt! Welches meiner augen weide/ Meine wolluſt/ meine freude/ Welches durch das gantzejahr Meine liebſte farbe war/ Dieſes eilet ſo behende Zu dem unverhofften ende/ Ach mein roͤßgen iſt verwelckt! 2. Ach/ mein roͤßgen iſt verwelckt! Wann ich etwas am geruche/ An der krafft und ſchoͤnheit ſuche/ Find ich nur ein duͤrrrs blat/ Welches ſchlechte reitzung hat/ Gleichwohl konte mein verlangen Geſtern in derſelben prangen/ Ach

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/171>, abgerufen am 17.05.2024.