Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Neuntes dutzent. X. Der Jungfern Andrees-Gebet. ACh Sanet Andrees! erbarme dich/ Und gib mir einen mann/ Und weil ich ihn so eigentlich Jetzund nicht nennen kan/ So komm/ und bring ihn diese nacht/ Daß er vor meinen bette lacht So bin ich wohl daran. 2. Jst er nicht groß und lang genung/ So mag er kleine seyn/ Jst er nicht mehr an jahren jung/ So mag er ältlich seyn. Jst er nicht sitsam auf der freyth/ Und hat zu wenig frömmigkeit/ So mag er böse seyn. 3. Weiß und versteht er nicht gar viel/ So mag er albern seyn/ Wo er nicht hunger leiden wil/ So mag er fressig seyn. Und wo er ja von morgen an Den durst nicht wohl vertragen kan/ Mag er versoffen seyn. 4. Jst er des schweigens nicht gewohnt/ So mag er keiffig seyn/ Wo er das liebe geld nicht schont/ Mag er vertuhnlich seyn. Und wenn es sich so wohl nicht fügt/ Daß er im bette trocken liegt/ So mag er garstig seyn. 5. Jst er am leibe nicht gesund/ So mag er unpaß seyn. Hat er nicht einen glatten mund/ So
Neuntes dutzent. X. Der Jungfern Andrees-Gebet. ACh Sanet Andrees! erbarme dich/ Und gib mir einen mann/ Und weil ich ihn ſo eigentlich Jetzund nicht nennen kan/ So komm/ und bring ihn dieſe nacht/ Daß er vor meinen bette lacht So bin ich wohl daran. 2. Jſt er nicht groß und lang genung/ So mag er kleine ſeyn/ Jſt er nicht mehr an jahren jung/ So mag er aͤltlich ſeyn. Jſt er nicht ſitſam auf der freyth/ Und hat zu wenig froͤmmigkeit/ So mag er boͤſe ſeyn. 3. Weiß und verſteht er nicht gar viel/ So mag er albern ſeyn/ Wo er nicht hunger leiden wil/ So mag er freſſig ſeyn. Und wo er ja von morgen an Den durſt nicht wohl vertragen kan/ Mag er verſoffen ſeyn. 4. Jſt er des ſchweigens nicht gewohnt/ So mag er keiffig ſeyn/ Wo er das liebe geld nicht ſchont/ Mag er vertuhnlich ſeyn. Und wenn es ſich ſo wohl nicht fuͤgt/ Daß er im bette trocken liegt/ So mag er garſtig ſeyn. 5. Jſt er am leibe nicht geſund/ So mag er unpaß ſeyn. Hat er nicht einen glatten mund/ So
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Neuntes dutzent.
X.
Der Jungfern Andrees-Gebet.
ACh Sanet Andrees! erbarme dich/
Und gib mir einen mann/
Und weil ich ihn ſo eigentlich
Jetzund nicht nennen kan/
So komm/ und bring ihn dieſe nacht/
Daß er vor meinen bette lacht
So bin ich wohl daran.
2. Jſt er nicht groß und lang genung/
So mag er kleine ſeyn/
Jſt er nicht mehr an jahren jung/
So mag er aͤltlich ſeyn.
Jſt er nicht ſitſam auf der freyth/
Und hat zu wenig froͤmmigkeit/
So mag er boͤſe ſeyn.
3. Weiß und verſteht er nicht gar viel/
So mag er albern ſeyn/
Wo er nicht hunger leiden wil/
So mag er freſſig ſeyn.
Und wo er ja von morgen an
Den durſt nicht wohl vertragen kan/
Mag er verſoffen ſeyn.
4. Jſt er des ſchweigens nicht gewohnt/
So mag er keiffig ſeyn/
Wo er das liebe geld nicht ſchont/
Mag er vertuhnlich ſeyn.
Und wenn es ſich ſo wohl nicht fuͤgt/
Daß er im bette trocken liegt/
So mag er garſtig ſeyn.
5. Jſt er am leibe nicht geſund/
So mag er unpaß ſeyn.
Hat er nicht einen glatten mund/
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