Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Der triumphirenden keuschheit thum/ da bat er mich/ ich solte doch seine Frau wer-den. Nun wer schlägts gern alten ehrlichen leu- ten ab/ ich sagte ja/ und wir sind bald ein paar/ gelt Pickelhäring/ ich bin deine mutter. Pick. (kraut sich im kopffe) O ich armer bürsten- binder-gesell! ich dachte ich wäre der eintzige erbe zu meines vatern güttern/ aber nun seh ich wohl/ ich werde doch ein halb dutzent brüder/ und ein halbe mandel schwestern bekommen. Was hat doch mein vater/ der alte Zebedäus/ gefressen/ daß er sich auff seine alten tage/ mir zum possen/ will ankom- men lassen? Sib. Fromm/ fromm/ lieber Pickelhering/ ich werde ja gut genug zu euer mutter seyn. Gelt die war- men suppen schmäcken euch gut/ und wann man un- terweilen ein biergeld kriegt/ so thuts treflich sanfft. Pick. Es sind zwey fragen/ erstlich ob die warmen sup- pen gut schmecken/ und darnach/ ob ich euch zur mutter haben will? eins ist wahr/ das ander geht auff steltzen. Sib. Lassts immer auff steltzen gehen/ wanns nur fort kömmt/ seht/ da habt ihr meine hand/ alle tage 6 Pfennige zu biere/ 4 Pf. zu einer semmel/ und 2 Pf. zu nüssen/ und die woche 1 gr. extra/ den mögt ihr hinthun/ wo ihr wollt. Pick. Aber/ wollt ihr mir das geld alle tage baar aus- zahlen? Sib. Auch wohl auf 8 tage voraus. Pick. Jch nehm aber kein ander geld/ als lauter Fran- tzösische wildemanns-thaler. Sib. Wie ihr wollt/ wie ihr wollt/ mein schatz/ guten tag unter dessen/ ich muß zu meiner Belisse gehen. (geht
Der triumphirenden keuſchheit thum/ da bat er mich/ ich ſolte doch ſeine Frau wer-den. Nun wer ſchlaͤgts gern alten ehrlichen leu- ten ab/ ich ſagte ja/ und wir ſind bald ein paar/ gelt Pickelhaͤring/ ich bin deine mutter. Pick. (kraut ſich im kopffe) O ich armer buͤrſten- binder-geſell! ich dachte ich waͤre der eintzige erbe zu meines vatern guͤttern/ aber nun ſeh ich wohl/ ich werde doch ein halb dutzent bruͤder/ und ein halbe mandel ſchweſtern bekommen. Was hat doch mein vater/ der alte Zebedaͤus/ gefreſſen/ daß er ſich auff ſeine alten tage/ mir zum poſſen/ will ankom- men laſſen? Sib. Fromm/ fromm/ lieber Pickelhering/ ich werde ja gut genug zu euer mutter ſeyn. Gelt die war- men ſuppen ſchmaͤcken euch gut/ und wann man un- terweilen ein biergeld kriegt/ ſo thuts treflich ſanfft. Pick. Es ſind zwey fragen/ erſtlich ob die warmen ſup- pen gut ſchmecken/ und darnach/ ob ich euch zur mutter haben will? eins iſt wahr/ das ander geht auff ſteltzen. Sib. Laſſts immer auff ſteltzen gehen/ wanns nur fort koͤmmt/ ſeht/ da habt ihr meine hand/ alle tage 6 Pfennige zu biere/ 4 Pf. zu einer ſemmel/ und 2 Pf. zu nuͤſſen/ und die woche 1 gr. extra/ den moͤgt ihr hinthun/ wo ihr wollt. Pick. Aber/ wollt ihr mir das geld alle tage baar aus- zahlen? Sib. Auch wohl auf 8 tage voraus. Pick. Jch nehm aber kein ander geld/ als lauter Fran- tzoͤſiſche wildemanns-thaler. Sib. Wie ihr wollt/ wie ihr wollt/ mein ſchatz/ guten tag unter deſſen/ ich muß zu meiner Beliſſe gehen. (geht
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <sp who="#SIB"> <p><pb facs="#f0234" n="218"/><fw place="top" type="header">Der triumphirenden keuſchheit</fw><lb/> thum/ da bat er mich/ ich ſolte doch ſeine Frau wer-<lb/> den. Nun wer ſchlaͤgts gern alten ehrlichen leu-<lb/> ten ab/ ich ſagte ja/ und wir ſind bald ein paar/ gelt<lb/> Pickelhaͤring/ ich bin deine mutter.</p> </sp><lb/> <sp who="#PIC"> <speaker>Pick.</speaker> <stage>(kraut ſich im kopffe)</stage> <p>O ich armer buͤrſten-<lb/> binder-geſell! ich dachte ich waͤre der eintzige erbe<lb/> zu meines vatern guͤttern/ aber nun ſeh ich wohl/ ich<lb/> werde doch ein halb dutzent bruͤder/ und ein halbe<lb/> mandel ſchweſtern bekommen. Was hat doch<lb/> mein vater/ der alte Zebedaͤus/ gefreſſen/ daß er ſich<lb/> auff ſeine alten tage/ mir zum poſſen/ will ankom-<lb/> men laſſen?</p> </sp><lb/> <sp who="#SIB"> <speaker>Sib.</speaker> <p>Fromm/ fromm/ lieber Pickelhering/ ich werde<lb/> ja gut genug zu euer mutter ſeyn. Gelt die war-<lb/> men ſuppen ſchmaͤcken euch gut/ und wann man un-<lb/> terweilen ein biergeld kriegt/ ſo thuts treflich ſanfft.</p> </sp><lb/> <sp who="#PIC"> <speaker>Pick.</speaker> <p>Es ſind zwey fragen/ erſtlich ob die warmen ſup-<lb/> pen gut ſchmecken/ und darnach/ ob ich euch zur<lb/> mutter haben will? eins iſt wahr/ das ander geht<lb/> auff ſteltzen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SIB"> <speaker>Sib.</speaker> <p>Laſſts immer auff ſteltzen gehen/ wanns nur fort<lb/> koͤmmt/ ſeht/ da habt ihr meine hand/ alle tage 6<lb/> Pfennige zu biere/ 4 Pf. zu einer ſemmel/ und 2 Pf.<lb/> zu nuͤſſen/ und die woche 1 gr. extra/ den moͤgt ihr<lb/> hinthun/ wo ihr wollt.</p> </sp><lb/> <sp who="#PIC"> <speaker>Pick.</speaker> <p>Aber/ wollt ihr mir das geld alle tage baar aus-<lb/> zahlen?</p> </sp><lb/> <sp who="#SIB"> <speaker>Sib.</speaker> <p>Auch wohl auf 8 tage voraus.</p> </sp><lb/> <sp who="#PIC"> <speaker>Pick.</speaker> <p>Jch nehm aber kein ander geld/ als lauter Fran-<lb/> tzoͤſiſche wildemanns-thaler.</p> </sp><lb/> <sp who="#SIB"> <speaker>Sib.</speaker> <p>Wie ihr wollt/ wie ihr wollt/ mein ſchatz/ guten<lb/> tag unter deſſen/ ich muß zu meiner Beliſſe gehen.</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch">(geht</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [218/0234]
Der triumphirenden keuſchheit
thum/ da bat er mich/ ich ſolte doch ſeine Frau wer-
den. Nun wer ſchlaͤgts gern alten ehrlichen leu-
ten ab/ ich ſagte ja/ und wir ſind bald ein paar/ gelt
Pickelhaͤring/ ich bin deine mutter.
Pick. (kraut ſich im kopffe) O ich armer buͤrſten-
binder-geſell! ich dachte ich waͤre der eintzige erbe
zu meines vatern guͤttern/ aber nun ſeh ich wohl/ ich
werde doch ein halb dutzent bruͤder/ und ein halbe
mandel ſchweſtern bekommen. Was hat doch
mein vater/ der alte Zebedaͤus/ gefreſſen/ daß er ſich
auff ſeine alten tage/ mir zum poſſen/ will ankom-
men laſſen?
Sib. Fromm/ fromm/ lieber Pickelhering/ ich werde
ja gut genug zu euer mutter ſeyn. Gelt die war-
men ſuppen ſchmaͤcken euch gut/ und wann man un-
terweilen ein biergeld kriegt/ ſo thuts treflich ſanfft.
Pick. Es ſind zwey fragen/ erſtlich ob die warmen ſup-
pen gut ſchmecken/ und darnach/ ob ich euch zur
mutter haben will? eins iſt wahr/ das ander geht
auff ſteltzen.
Sib. Laſſts immer auff ſteltzen gehen/ wanns nur fort
koͤmmt/ ſeht/ da habt ihr meine hand/ alle tage 6
Pfennige zu biere/ 4 Pf. zu einer ſemmel/ und 2 Pf.
zu nuͤſſen/ und die woche 1 gr. extra/ den moͤgt ihr
hinthun/ wo ihr wollt.
Pick. Aber/ wollt ihr mir das geld alle tage baar aus-
zahlen?
Sib. Auch wohl auf 8 tage voraus.
Pick. Jch nehm aber kein ander geld/ als lauter Fran-
tzoͤſiſche wildemanns-thaler.
Sib. Wie ihr wollt/ wie ihr wollt/ mein ſchatz/ guten
tag unter deſſen/ ich muß zu meiner Beliſſe gehen.
(geht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |