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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der triumphirenden keuschheit
Sib. O allergnädigster Herr/ sie habens vielleicht nicht
gerne gethan/ und ich will keine ehrliche frau seyn/
wo sie es ins künfftige mehr thun werden/ ich weiß/
sie werden so fromm seyn/ als wie ein schöps in der
schaaf-schere.
Rod. Sie sitzen schon in der armen sünder stube/ und
daraus ist keine erlösung.
Sib. Ey herr/ was vexiret ihr euch viel/ ich werde es
irgend nicht wissen/ daß ihr die schlüssel darzu habt.
Rod. Was geht aber euch daran ab/ ob die buben le-
ben oder nicht.
Sib. Jch wolte nicht gern/ daß ihr an meiner stelle
wäret/ und hättet euch in den alte herren so verliebt/
als wie ich/ mich deucht immer/ es würde euch in
dem leibe reissen/ von der armen Melane mag ich
nicht sagen/ man sihts ihr ohn diß an den augen an/
daß sie Pickelhäringen lieb hat.
Rod. Du elendes gesindgen/ wie kan sich stinckende
butter und garstiger speck so leicht zusammen fin-
den. Aber höre? ists euer rechter ernst/ und soll
ich die zwey übelthäter dem künfftigen ehestande zu
ehren loß lassen?
Sib. Wann es nicht sünde wäre/ so wolte ich bey mei-
ner armen seelen schweren/ es ist warhafftig wahr/
und wann alles wahr wäre.
Clar. Melane/ was sprichst du?
Mel. Jch kan es auch nicht läugnen.
Rod. Euch zu gefallen will ich sie einen tag eher hän-
cken lassen/ damit ihr den folgenden tag drauf gewiß
hochzeit macht.
Sib. O gnädiger Herr! wie reimt sich dann das zu-
sammen/ es solte eine schöne hochzeit werden.
Rod.
Der triumphirenden keuſchheit
Sib. O allergnaͤdigſter Herr/ ſie habens vielleicht nicht
gerne gethan/ und ich will keine ehrliche frau ſeyn/
wo ſie es ins kuͤnfftige mehr thun werden/ ich weiß/
ſie werden ſo fromm ſeyn/ als wie ein ſchoͤps in der
ſchaaf-ſchere.
Rod. Sie ſitzen ſchon in der armen ſuͤnder ſtube/ und
daraus iſt keine erloͤſung.
Sib. Ey herr/ was vexiret ihr euch viel/ ich werde es
irgend nicht wiſſen/ daß ihr die ſchluͤſſel darzu habt.
Rod. Was geht aber euch daran ab/ ob die buben le-
ben oder nicht.
Sib. Jch wolte nicht gern/ daß ihr an meiner ſtelle
waͤret/ und haͤttet euch in den alte herren ſo verliebt/
als wie ich/ mich deucht immer/ es wuͤrde euch in
dem leibe reiſſen/ von der armen Melane mag ich
nicht ſagen/ man ſihts ihr ohn diß an den augen an/
daß ſie Pickelhaͤringen lieb hat.
Rod. Du elendes geſindgen/ wie kan ſich ſtinckende
butter und garſtiger ſpeck ſo leicht zuſammen fin-
den. Aber hoͤre? iſts euer rechter ernſt/ und ſoll
ich die zwey uͤbelthaͤter dem kuͤnfftigen eheſtande zu
ehren loß laſſen?
Sib. Wann es nicht ſuͤnde waͤre/ ſo wolte ich bey mei-
ner armen ſeelen ſchweren/ es iſt warhafftig wahr/
und wann alles wahr waͤre.
Clar. Melane/ was ſprichſt du?
Mel. Jch kan es auch nicht laͤugnen.
Rod. Euch zu gefallen will ich ſie einen tag eher haͤn-
cken laſſen/ damit ihr den folgenden tag drauf gewiß
hochzeit macht.
Sib. O gnaͤdiger Herr! wie reimt ſich dann das zu-
ſammen/ es ſolte eine ſchoͤne hochzeit werden.
Rod.
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[272/0288] Der triumphirenden keuſchheit Sib. O allergnaͤdigſter Herr/ ſie habens vielleicht nicht gerne gethan/ und ich will keine ehrliche frau ſeyn/ wo ſie es ins kuͤnfftige mehr thun werden/ ich weiß/ ſie werden ſo fromm ſeyn/ als wie ein ſchoͤps in der ſchaaf-ſchere. Rod. Sie ſitzen ſchon in der armen ſuͤnder ſtube/ und daraus iſt keine erloͤſung. Sib. Ey herr/ was vexiret ihr euch viel/ ich werde es irgend nicht wiſſen/ daß ihr die ſchluͤſſel darzu habt. Rod. Was geht aber euch daran ab/ ob die buben le- ben oder nicht. Sib. Jch wolte nicht gern/ daß ihr an meiner ſtelle waͤret/ und haͤttet euch in den alte herren ſo verliebt/ als wie ich/ mich deucht immer/ es wuͤrde euch in dem leibe reiſſen/ von der armen Melane mag ich nicht ſagen/ man ſihts ihr ohn diß an den augen an/ daß ſie Pickelhaͤringen lieb hat. Rod. Du elendes geſindgen/ wie kan ſich ſtinckende butter und garſtiger ſpeck ſo leicht zuſammen fin- den. Aber hoͤre? iſts euer rechter ernſt/ und ſoll ich die zwey uͤbelthaͤter dem kuͤnfftigen eheſtande zu ehren loß laſſen? Sib. Wann es nicht ſuͤnde waͤre/ ſo wolte ich bey mei- ner armen ſeelen ſchweren/ es iſt warhafftig wahr/ und wann alles wahr waͤre. Clar. Melane/ was ſprichſt du? Mel. Jch kan es auch nicht laͤugnen. Rod. Euch zu gefallen will ich ſie einen tag eher haͤn- cken laſſen/ damit ihr den folgenden tag drauf gewiß hochzeit macht. Sib. O gnaͤdiger Herr! wie reimt ſich dann das zu- ſammen/ es ſolte eine ſchoͤne hochzeit werden. Rod.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/288>, abgerufen am 03.06.2024.