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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Uberflüssiger gedancken
Ein wenig theuer giebt:
Es darff ein eintzig blick
Sich wider mich erregen/
So prall ich schon zurück/
Und ist mir alls entgegen.

5. Was hilffts/ ich wil hinfort
Ein bißgen klüger seyn/
Und mich auff keinen ort
So übermässig freu'n:
Es ist doch mein gebrauch/
Je ärger ich mich spitze/
Je weniger wird mir auch
Der freude selber nütze.
6. Hingegen so behält
Dieselbe lust den preiß/
Wenn daß man auff der welt
Nichts von den händeln weiß
Denn also kömmt man offt
Zu angenehmen leuten/
Die einem unverhofft
Den schönsten spaß bereiten.
7. Dem sey nun wie ihm sey/
Jtzt bin ich wol vexirt/
Und kan doch nicht vorbey/
Daß so ein stern regiert/
Jst mein gelücke gut/
So will ichs bald erleben/
Daß mir das lose blut/
Soll bessre blicke geben.
XII. Der

Uberfluͤſſiger gedancken
Ein wenig theuer giebt:
Es darff ein eintzig blick
Sich wider mich erregen/
So prall ich ſchon zuruͤck/
Und iſt mir alls entgegen.

5. Was hilffts/ ich wil hinfort
Ein bißgen kluͤger ſeyn/
Und mich auff keinen ort
So uͤbermaͤſſig freu’n:
Es iſt doch mein gebrauch/
Je aͤrger ich mich ſpitze/
Je weniger wird mir auch
Der freude ſelber nuͤtze.
6. Hingegen ſo behaͤlt
Dieſelbe luſt den preiß/
Wenn daß man auff der welt
Nichts von den haͤndeln weiß
Denn alſo koͤmmt man offt
Zu angenehmen leuten/
Die einem unverhofft
Den ſchoͤnſten ſpaß bereiten.
7. Dem ſey nun wie ihm ſey/
Jtzt bin ich wol vexirt/
Und kan doch nicht vorbey/
Daß ſo ein ſtern regiert/
Jſt mein geluͤcke gut/
So will ichs bald erleben/
Daß mir das loſe blut/
Soll beſſre blicke geben.
XII. Der
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[52/0068] Uberfluͤſſiger gedancken Ein wenig theuer giebt: Es darff ein eintzig blick Sich wider mich erregen/ So prall ich ſchon zuruͤck/ Und iſt mir alls entgegen. 5. Was hilffts/ ich wil hinfort Ein bißgen kluͤger ſeyn/ Und mich auff keinen ort So uͤbermaͤſſig freu’n: Es iſt doch mein gebrauch/ Je aͤrger ich mich ſpitze/ Je weniger wird mir auch Der freude ſelber nuͤtze. 6. Hingegen ſo behaͤlt Dieſelbe luſt den preiß/ Wenn daß man auff der welt Nichts von den haͤndeln weiß Denn alſo koͤmmt man offt Zu angenehmen leuten/ Die einem unverhofft Den ſchoͤnſten ſpaß bereiten. 7. Dem ſey nun wie ihm ſey/ Jtzt bin ich wol vexirt/ Und kan doch nicht vorbey/ Daß ſo ein ſtern regiert/ Jſt mein geluͤcke gut/ So will ichs bald erleben/ Daß mir das loſe blut/ Soll beſſre blicke geben. XII. Der

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/68>, abgerufen am 17.05.2024.