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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Vierdte Handlung.
Merc. Ach allergnädigster herr/ ich befinde mich
schuldig/ meinem freywilligen versprechen nachzukom-
men/ aber - - - -
(sie weinet.)
Aqv. Rede fort/ meine tochter/ unsere gnade soll dei-
nem zweiffel zu statten kommen.
Merc. Jch kan es nicht leugnen/ wenn ich meine
wahl hätte thun sollen/ so würde dieselbige keinen andern
als eben den Philyrus betroffen haben. Doch was ich
gestern gesehen habe/ das giebt mir schlechte versicherung
zu der geringsten gegen-liebe.
Aqv. Worinn ist Philyrus straffwürdig?
Merc. Es ist ein unbekandtes frauenzimmer bey ihm
eingekehrt/ solches hat mich dieses liebsten beraubt.
Aqv. Es sind eitel einbildungen.
Merc. Meine augen betriegen mich nicht: und was
die ohren würcklich hören/ dasselbe muß sich mein hertze
bereden lassen.
Aqv. Unsere gewalt soll ihn leicht auff den rechten
weg bringen. (stigen?
Merc. Aber wer kan sich an gezwungener liebe belu-
Aqv. Wir wollen den zwang abthun.
Merc. Jch sehe mein unglück.
Aqv. Tochter/ tochter/ du mißbrauchst unser gunst.
Merc. Ach allergnädigster könig/ ist mein ansinnen
nicht rechtmäßig/ so lasse E. Maj. die höchste straffe ü-
ber mich ergehn: habe ich aber die ursache mich unter-
thänigst zu beschweren/ ach so bitte ich um die eintzige
gnade/ einer vater- und mutterlosen person keine fernere
traurigkeit auffzubürden.
Aqv. Du solst dich über keine gewalt beklagen/ ände-
re deine wahl/ wir wollen alles nach deiner lust bekräffti-
gen/ da verwechsele diesen zettel/ und schreib einen maul-
beer-baum oder einen citronen-baum dafür.
Merc.
T t 5
Vierdte Handlung.
Merc. Ach allergnaͤdigſter herr/ ich befinde mich
ſchuldig/ meinem freywilligen verſprechen nachzukom-
men/ aber ‒ ‒ ‒ ‒
(ſie weinet.)
Aqv. Rede fort/ meine tochter/ unſere gnade ſoll dei-
nem zweiffel zu ſtatten kommen.
Merc. Jch kan es nicht leugnen/ wenn ich meine
wahl haͤtte thun ſollen/ ſo wuͤrde dieſelbige keinen andern
als eben den Philyrus betroffen haben. Doch was ich
geſtern geſehen habe/ das giebt mir ſchlechte verſicherung
zu der geringſten gegen-liebe.
Aqv. Worinn iſt Philyrus ſtraffwuͤrdig?
Merc. Es iſt ein unbekandtes frauenzimmer bey ihm
eingekehrt/ ſolches hat mich dieſes liebſten beraubt.
Aqv. Es ſind eitel einbildungen.
Merc. Meine augen betriegen mich nicht: und was
die ohren wuͤrcklich hoͤren/ daſſelbe muß ſich mein hertze
bereden laſſen.
Aqv. Unſere gewalt ſoll ihn leicht auff den rechten
weg bringen. (ſtigen?
Merc. Aber wer kan ſich an gezwungener liebe belu-
Aqv. Wir wollen den zwang abthun.
Merc. Jch ſehe mein ungluͤck.
Aqv. Tochter/ tochter/ du mißbrauchſt unſer gunſt.
Merc. Ach allergnaͤdigſter koͤnig/ iſt mein anſinnen
nicht rechtmaͤßig/ ſo laſſe E. Maj. die hoͤchſte ſtraffe uͤ-
ber mich ergehn: habe ich aber die urſache mich unter-
thaͤnigſt zu beſchweren/ ach ſo bitte ich um die eintzige
gnade/ einer vater- und mutterloſen perſon keine fernere
traurigkeit auffzubuͤrden.
Aqv. Du ſolſt dich uͤber keine gewalt beklagen/ aͤnde-
re deine wahl/ wir wollen alles nach deiner luſt bekraͤffti-
gen/ da verwechſele dieſen zettel/ und ſchreib einen maul-
beer-baum oder einen citronen-baum dafuͤr.
Merc.
T t 5
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[665/0681] Vierdte Handlung. Merc. Ach allergnaͤdigſter herr/ ich befinde mich ſchuldig/ meinem freywilligen verſprechen nachzukom- men/ aber ‒ ‒ ‒ ‒ (ſie weinet.) Aqv. Rede fort/ meine tochter/ unſere gnade ſoll dei- nem zweiffel zu ſtatten kommen. Merc. Jch kan es nicht leugnen/ wenn ich meine wahl haͤtte thun ſollen/ ſo wuͤrde dieſelbige keinen andern als eben den Philyrus betroffen haben. Doch was ich geſtern geſehen habe/ das giebt mir ſchlechte verſicherung zu der geringſten gegen-liebe. Aqv. Worinn iſt Philyrus ſtraffwuͤrdig? Merc. Es iſt ein unbekandtes frauenzimmer bey ihm eingekehrt/ ſolches hat mich dieſes liebſten beraubt. Aqv. Es ſind eitel einbildungen. Merc. Meine augen betriegen mich nicht: und was die ohren wuͤrcklich hoͤren/ daſſelbe muß ſich mein hertze bereden laſſen. Aqv. Unſere gewalt ſoll ihn leicht auff den rechten weg bringen. (ſtigen? Merc. Aber wer kan ſich an gezwungener liebe belu- Aqv. Wir wollen den zwang abthun. Merc. Jch ſehe mein ungluͤck. Aqv. Tochter/ tochter/ du mißbrauchſt unſer gunſt. Merc. Ach allergnaͤdigſter koͤnig/ iſt mein anſinnen nicht rechtmaͤßig/ ſo laſſe E. Maj. die hoͤchſte ſtraffe uͤ- ber mich ergehn: habe ich aber die urſache mich unter- thaͤnigſt zu beſchweren/ ach ſo bitte ich um die eintzige gnade/ einer vater- und mutterloſen perſon keine fernere traurigkeit auffzubuͤrden. Aqv. Du ſolſt dich uͤber keine gewalt beklagen/ aͤnde- re deine wahl/ wir wollen alles nach deiner luſt bekraͤffti- gen/ da verwechſele dieſen zettel/ und ſchreib einen maul- beer-baum oder einen citronen-baum dafuͤr. Merc. T t 5

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/681>, abgerufen am 21.06.2024.