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Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.

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Der Bäurische
[n]on quaerit, er frist manchmal eine Bratwurst vor eine
[L]amprete. Legt sie zusammen in eine Fischreuse/ ehe
[d]er liebe Mann sieht/ was er in der Schüssel hat/ so
[si]nd sie verschlungen. Venter caret auribus, wenn es
[n]ur gut schmeckt.
Zir. Jch nehme die Lehre an/ aber auf eure Gefahr.
Scib. Rem tuam custodi, Ein jedweder sorge vor
[s]eine Haut.

(gehen ab.)
Juniperus.
Jch faste zwier in der Wochen/ und wer es nicht glau-
ben wil/ der sehe meinen Bauch an. Denn so gern
als ich die Faste wolte abbringen/ so wil ich doch nicht
gerne meine Lateinische Sprache schimpffen/ die be-
[s]teht in 4. Worten; Credo quod Ecclesia credit.
Und damit hab ich so viel erworben/ als mancher mit
einen gantzen Folianten. Das übrige lese ich aus dem
Buche/ und darum bin ich auch den Gelehrten von
Hertzen feind. Denn sie müssen mit jhren Lateinischen
Sacke kommen/ und da gibt es schwere Gedancken/
wenn man bey Ehren bleiben sol. Es ist nicht lang/
so reiste ein Ketzer oder sonst ein verlauffner Kerle
durch unsern Flecken/ und als er mich so gar schöne in
der Messe singen hörte/ so dachte er/ ich hätte alles
auswendig gelernet/ und kam bey dem Altar zu mir/
daß ich vor dem erschrecklichen Lateine kaum in der
Kirche bleiben konte. Zu meinen guten Glücke besann
ich mich auff mein Vaterland/ und sagte/ Quitsch
querle querlequitsch/ da lieff der gute Mensch zu mei-
nem Küster/ und fragte ob ich ein Moscowiter wäre?
mein Küster sagte Ja: damit stahler sich aus meinem
Gesichte/ wie die Katze vom Taubenhause.

Zi-
Der Baͤuriſche
[n]on quærit, er friſt manchmal eine Bratwurſt vor eine
[L]amprete. Legt ſie zuſammen in eine Fiſchreuſe/ ehe
[d]er liebe Mann ſieht/ was er in der Schuͤſſel hat/ ſo
[ſi]nd ſie verſchlungen. Venter caret auribus, wenn es
[n]ur gut ſchmeckt.
Zir. Jch nehme die Lehre an/ aber auf eure Gefahr.
Scib. Rem tuam cuſtodi, Ein jedweder ſorge vor
[ſ]eine Haut.

(gehen ab.)
Juniperus.
Jch faſte zwier in der Wochen/ und wer es nicht glau-
ben wil/ der ſehe meinen Bauch an. Denn ſo gern
als ich die Faſte wolte abbringen/ ſo wil ich doch nicht
gerne meine Lateiniſche Sprache ſchimpffen/ die be-
[ſ]teht in 4. Worten; Credo quod Eccleſia credit.
Und damit hab ich ſo viel erworben/ als mancher mit
einen gantzen Folianten. Das uͤbrige leſe ich aus dem
Buche/ und darum bin ich auch den Gelehrten von
Hertzen feind. Denn ſie muͤſſen mit jhren Lateiniſchen
Sacke kommen/ und da gibt es ſchwere Gedancken/
wenn man bey Ehren bleiben ſol. Es iſt nicht lang/
ſo reiſte ein Ketzer oder ſonſt ein verlauffner Kerle
durch unſern Flecken/ und als er mich ſo gar ſchoͤne in
der Meſſe ſingen hoͤrte/ ſo dachte er/ ich haͤtte alles
auswendig gelernet/ und kam bey dem Altar zu mir/
daß ich vor dem erſchrecklichen Lateine kaum in der
Kirche bleiben konte. Zu meinen guten Gluͤcke beſañ
ich mich auff mein Vaterland/ und ſagte/ Quitſch
querle querlequitſch/ da lieff der gute Menſch zu mei-
nem Kuͤſter/ und fragte ob ich ein Moſcowiter waͤre?
mein Kuͤſter ſagte Ja: damit ſtahler ſich aus meinem
Geſichte/ wie die Katze vom Taubenhauſe.

Zi-
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[50/0062] Der Baͤuriſche non quærit, er friſt manchmal eine Bratwurſt vor eine Lamprete. Legt ſie zuſammen in eine Fiſchreuſe/ ehe der liebe Mann ſieht/ was er in der Schuͤſſel hat/ ſo ſind ſie verſchlungen. Venter caret auribus, wenn es nur gut ſchmeckt. Zir. Jch nehme die Lehre an/ aber auf eure Gefahr. Scib. Rem tuam cuſtodi, Ein jedweder ſorge vor ſeine Haut. (gehen ab.) Juniperus. Jch faſte zwier in der Wochen/ und wer es nicht glau- ben wil/ der ſehe meinen Bauch an. Denn ſo gern als ich die Faſte wolte abbringen/ ſo wil ich doch nicht gerne meine Lateiniſche Sprache ſchimpffen/ die be- ſteht in 4. Worten; Credo quod Eccleſia credit. Und damit hab ich ſo viel erworben/ als mancher mit einen gantzen Folianten. Das uͤbrige leſe ich aus dem Buche/ und darum bin ich auch den Gelehrten von Hertzen feind. Denn ſie muͤſſen mit jhren Lateiniſchen Sacke kommen/ und da gibt es ſchwere Gedancken/ wenn man bey Ehren bleiben ſol. Es iſt nicht lang/ ſo reiſte ein Ketzer oder ſonſt ein verlauffner Kerle durch unſern Flecken/ und als er mich ſo gar ſchoͤne in der Meſſe ſingen hoͤrte/ ſo dachte er/ ich haͤtte alles auswendig gelernet/ und kam bey dem Altar zu mir/ daß ich vor dem erſchrecklichen Lateine kaum in der Kirche bleiben konte. Zu meinen guten Gluͤcke beſañ ich mich auff mein Vaterland/ und ſagte/ Quitſch querle querlequitſch/ da lieff der gute Menſch zu mei- nem Kuͤſter/ und fragte ob ich ein Moſcowiter waͤre? mein Kuͤſter ſagte Ja: damit ſtahler ſich aus meinem Geſichte/ wie die Katze vom Taubenhauſe. Zi-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/62>, abgerufen am 27.11.2024.