Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.MACHIAVELLUS. Zod. Das jhr doch die Ursache wisset/ so war ich vor 26. Jahren zu Rumpelshausen Richter; in einen Jahre ward ich abgesetzt/ und muste bey einen Schal- meyer den andern Discant blasen: Weiter kam ich auf Zippel-Opesitz/ und ward auf dem Vorwerge Hofmei- ster: endlich solte ich zu Bettelsheim Bürgemeister werden/ wenn wir nicht zu meinen Unglück hätten ei- ne Glocke giessen lassen. Den da mir am Metall zehn Centner fehleten/ so muste ich hieher auf Querlequitsch zum Hirten-Ampte: drum wen ich an meine vorige Ehre gedencke/ so heist es freylich: Alle Dinge wäh- ren eine weile. Nesc. So gehts/ je grösser Ehre/ desto grössere Gefahr. Zod. Jch habe nicht Zeit zuwarten: Mein Vieh laufft mir nicht so gehorsam nach/ wie euch die Bet- telleute. (geht ab.) Nesc. Es hat sich wol gehorsamt: Das Bettel- volck wird in den letzten Zeiten so böse/ das ich mir al- le Spenden und Austheilungen drey Tage vor mei- nem Leben wegzürnen muß. (geht ab.) Ciaconi. Jst die Welt nicht betrüglich! der Pickel- herings Dienst ward mir versprochen/ und ich habe michs allbereit ein ehrliches kosten lassen! Gleichwol habe ich nun einen Quarg in der andern Handt. Je- mehr auch meine Gedancken mit sich selber zu Rathe gehen/ destoweniger bin ich geschickt etwas zuerfinden. Quoniam kömmt mit dem Korbe und mit dem Glöckgen. Ci- E 5
MACHIAVELLUS. Zod. Das jhr doch die Urſache wiſſet/ ſo war ich vor 26. Jahren zu Rumpelshauſen Richter; in einen Jahre ward ich abgeſetzt/ und muſte bey einen Schal- meyer den andern Diſcant blaſen: Weiter kam ich auf Zippel-Opeſitz/ und ward auf dem Vorwerge Hofmei- ſter: endlich ſolte ich zu Bettelsheim Buͤrgemeiſter werden/ wenn wir nicht zu meinen Ungluͤck haͤtten ei- ne Glocke gieſſen laſſen. Den da mır am Metall zehn Centner fehleten/ ſo muſte ich hieher auf Querlequitſch zum Hirten-Ampte: drum wen ich an meine vorige Ehre gedencke/ ſo heiſt es freylich: Alle Dinge waͤh- ren eine weile. Neſc. So gehts/ je groͤſſer Ehre/ deſto groͤſſere Gefahr. Zod. Jch habe nicht Zeit zuwarten: Mein Vieh laufft mir nicht ſo gehorſam nach/ wie euch die Bet- telleute. (geht ab.) Neſc. Es hat ſich wol gehorſamt: Das Bettel- volck wird in den letzten Zeiten ſo boͤſe/ das ich mir al- le Spenden und Austheilungen drey Tage vor mei- nem Leben wegzuͤrnen muß. (geht ab.) Ciaconi. Jſt die Welt nicht betruͤglich! der Pickel- herings Dienſt ward mir verſprochen/ und ich habe michs allbereit ein ehrliches koſten laſſen! Gleichwol habe ich nun einen Quarg in der andern Handt. Je- mehr auch meine Gedancken mit ſich ſelber zu Rathe gehen/ deſtoweniger bin ich geſchickt etwas zuerfinden. Quoniam koͤm̃t mit dem Korbe und mit dem Gloͤckgen. Ci- E 5
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MACHIAVELLUS.
Zod. Das jhr doch die Urſache wiſſet/ ſo war ich
vor 26. Jahren zu Rumpelshauſen Richter; in einen
Jahre ward ich abgeſetzt/ und muſte bey einen Schal-
meyer den andern Diſcant blaſen: Weiter kam ich auf
Zippel-Opeſitz/ und ward auf dem Vorwerge Hofmei-
ſter: endlich ſolte ich zu Bettelsheim Buͤrgemeiſter
werden/ wenn wir nicht zu meinen Ungluͤck haͤtten ei-
ne Glocke gieſſen laſſen. Den da mır am Metall zehn
Centner fehleten/ ſo muſte ich hieher auf Querlequitſch
zum Hirten-Ampte: drum wen ich an meine vorige
Ehre gedencke/ ſo heiſt es freylich: Alle Dinge waͤh-
ren eine weile.
Neſc. So gehts/ je groͤſſer Ehre/ deſto groͤſſere
Gefahr.
Zod. Jch habe nicht Zeit zuwarten: Mein Vieh
laufft mir nicht ſo gehorſam nach/ wie euch die Bet-
telleute.
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Neſc. Es hat ſich wol gehorſamt: Das Bettel-
volck wird in den letzten Zeiten ſo boͤſe/ das ich mir al-
le Spenden und Austheilungen drey Tage vor mei-
nem Leben wegzuͤrnen muß.
(geht ab.)
Ciaconi.
Jſt die Welt nicht betruͤglich! der Pickel-
herings Dienſt ward mir verſprochen/ und ich habe
michs allbereit ein ehrliches koſten laſſen! Gleichwol
habe ich nun einen Quarg in der andern Handt. Je-
mehr auch meine Gedancken mit ſich ſelber zu Rathe
gehen/ deſtoweniger bin ich geſchickt etwas zuerfinden.
Quoniam koͤm̃t mit dem Korbe und mit dem
Gloͤckgen.
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