Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
und wenn ich damit fertig bin/ so will
ich dirs beweisen/ daß du ein Pfuscher
unter den Wurm-Schneidern bist.
Misch. Herr/ ich habe nicht gern vor Ge-
richte was zu thun/ und was Neues
höre ich gleichwol gerne. Wie wäre
es/ wenn wir so in gutem Vertrauen
mit einander schwatzten. Wo bin ich
denn ein Wurm?
Sol. Jch sage/ du bist ein politischer
Wurm?
Misch. Jch gläube es nicht eher/ als biß
ihr mich laßt in Kupffer stechen. Jch
habe neulich einen politischen Maul-
Affen/ einen politischen Stockfisch/
und viel solche Wunder-Thiere im
Kupffer gesehen/ wo ihr den Wurm
nicht besser trefft/ so schreibe ich darun-
ter: Stultus sculpsit, Stultus delinea-
vit.
Sol. Höre/ ist das nicht ein Wurm/ der
sich hin und her krümmen muß/ wo er
fort kommen will?
Misch. Gar recht/ aber weist mir nur
was zu Sauffen/ und seht/ ob ich lange
die Qvere will lauffen.

Sol.
und wenn ich damit fertig bin/ ſo will
ich dirs beweiſen/ daß du ein Pfuſcher
unter den Wurm-Schneidern biſt.
Miſch. Herr/ ich habe nicht gern vor Ge-
richte was zu thun/ und was Neues
hoͤre ich gleichwol gerne. Wie waͤre
es/ wenn wir ſo in gutem Vertrauen
mit einander ſchwatzten. Wo bin ich
denn ein Wurm?
Sol. Jch ſage/ du biſt ein politiſcher
Wurm?
Miſch. Jch glaͤube es nicht eher/ als biß
ihr mich laßt in Kupffer ſtechen. Jch
habe neulich einen politiſchen Maul-
Affen/ einen politiſchen Stockfiſch/
und viel ſolche Wunder-Thiere im
Kupffer geſehen/ wo ihr den Wurm
nicht beſſer trefft/ ſo ſchreibe ich darun-
ter: Stultus ſculpſit, Stultus delinea-
vit.
Sol. Hoͤre/ iſt das nicht ein Wurm/ der
ſich hin und her kruͤmmen muß/ wo er
fort kommen will?
Miſch. Gar recht/ aber weiſt mir nur
was zu Sauffen/ und ſeht/ ob ich lange
die Qvere will lauffen.

Sol.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#SOL">
            <p><pb facs="#f1070" n="902"/>
und wenn ich damit fertig bin/ &#x017F;o will<lb/>
ich dirs bewei&#x017F;en/ daß du ein Pfu&#x017F;cher<lb/>
unter den Wurm-Schneidern bi&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIS">
            <speaker>Mi&#x017F;ch.</speaker>
            <p>Herr/ ich habe nicht gern vor Ge-<lb/>
richte was zu thun/ und was Neues<lb/>
ho&#x0364;re ich gleichwol gerne. Wie wa&#x0364;re<lb/>
es/ wenn wir &#x017F;o in gutem Vertrauen<lb/>
mit einander &#x017F;chwatzten. Wo bin ich<lb/>
denn ein Wurm?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SOL">
            <speaker>Sol.</speaker>
            <p>Jch &#x017F;age/ du bi&#x017F;t ein politi&#x017F;cher<lb/>
Wurm?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIS">
            <speaker>Mi&#x017F;ch.</speaker>
            <p>Jch gla&#x0364;ube es nicht eher/ als biß<lb/>
ihr mich laßt in Kupffer &#x017F;techen. Jch<lb/>
habe neulich einen politi&#x017F;chen Maul-<lb/>
Affen/ einen politi&#x017F;chen Stockfi&#x017F;ch/<lb/>
und viel &#x017F;olche Wunder-Thiere im<lb/>
Kupffer ge&#x017F;ehen/ wo ihr den Wurm<lb/>
nicht be&#x017F;&#x017F;er trefft/ &#x017F;o &#x017F;chreibe ich darun-<lb/>
ter: <hi rendition="#aq">Stultus &#x017F;culp&#x017F;it, Stultus delinea-<lb/>
vit.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SOL">
            <speaker>Sol.</speaker>
            <p>Ho&#x0364;re/ i&#x017F;t das nicht ein Wurm/ der<lb/>
&#x017F;ich hin und her kru&#x0364;mmen muß/ wo er<lb/>
fort kommen will?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIS">
            <speaker>Mi&#x017F;ch.</speaker>
            <p>Gar recht/ aber wei&#x017F;t mir nur<lb/>
was zu Sauffen/ und &#x017F;eht/ ob ich lange<lb/>
die Qvere will lauffen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Sol.</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[902/1070] und wenn ich damit fertig bin/ ſo will ich dirs beweiſen/ daß du ein Pfuſcher unter den Wurm-Schneidern biſt. Miſch. Herr/ ich habe nicht gern vor Ge- richte was zu thun/ und was Neues hoͤre ich gleichwol gerne. Wie waͤre es/ wenn wir ſo in gutem Vertrauen mit einander ſchwatzten. Wo bin ich denn ein Wurm? Sol. Jch ſage/ du biſt ein politiſcher Wurm? Miſch. Jch glaͤube es nicht eher/ als biß ihr mich laßt in Kupffer ſtechen. Jch habe neulich einen politiſchen Maul- Affen/ einen politiſchen Stockfiſch/ und viel ſolche Wunder-Thiere im Kupffer geſehen/ wo ihr den Wurm nicht beſſer trefft/ ſo ſchreibe ich darun- ter: Stultus ſculpſit, Stultus delinea- vit. Sol. Hoͤre/ iſt das nicht ein Wurm/ der ſich hin und her kruͤmmen muß/ wo er fort kommen will? Miſch. Gar recht/ aber weiſt mir nur was zu Sauffen/ und ſeht/ ob ich lange die Qvere will lauffen. Sol.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/1070
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 902. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/1070>, abgerufen am 17.05.2024.