Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Sie versehen sich elner hohen und unverrück-
ten Affection, ob sie gleich durch ihre Fehler auch
sonsten durch geringschätzige Qvalitäten zu einer
unangenehmen Gestalt wären gebracht worden.
Wünschen also von dem Grunde ihrer Seelen/ daß
der hohe Geber alles Seegens die Musicalische
Harmonie, ich will sagen/ den hocherwünschten
Frieden im Lande/ in der Stadt und in allen
Häusern beständig erhalten wolle/ damit man
sich künfftiger Zeit/ wills GOTT/ einer gleich-
mäßigen Liebe getrösten/ und auch auff diesem
Theatro was neues zu den Musicalischen Er-
getzligkeiten beytragen könne. Was noch ü-
brig ist/ so wird man wegen der Freyheit dieses
Spieles keine Entschuldigung bedörffen. Die-
se zwey Liebhaber dörffen sich bey ihren Liebsten
nicht entschuldigen/ und also versichert sich auch
die gantze spielende Gesellschafft einer Affection,
welche mitten in den Fehlern zu einem angeneh-
men Urtheil geneiget ist. Sie leben bey
diesen Gedancken beständig und
gesegnet.


Sie verſehen ſich elner hohen und unverruͤck-
ten Affection, ob ſie gleich durch ihre Fehler auch
ſonſten durch geringſchaͤtzige Qvalitaͤten zu einer
unangenehmen Geſtalt waͤren gebracht worden.
Wuͤnſchen alſo von dem Grunde ihrer Seelen/ daß
der hohe Geber alles Seegens die Muſicaliſche
Harmonie, ich will ſagen/ den hocherwuͤnſchten
Frieden im Lande/ in der Stadt und in allen
Haͤuſern beſtaͤndig erhalten wolle/ damit man
ſich kuͤnfftiger Zeit/ wills GOTT/ einer gleich-
maͤßigen Liebe getroͤſten/ und auch auff dieſem
Theatro was neues zu den Muſicaliſchen Er-
getzligkeiten beytragen koͤnne. Was noch uͤ-
brig iſt/ ſo wird man wegen der Freyheit dieſes
Spieles keine Entſchuldigung bedoͤrffen. Die-
ſe zwey Liebhaber doͤrffen ſich bey ihren Liebſten
nicht entſchuldigen/ und alſo verſichert ſich auch
die gantze ſpielende Geſellſchafft einer Affection,
welche mitten in den Fehlern zu einem angeneh-
men Urtheil geneiget iſt. Sie leben bey
dieſen Gedancken beſtaͤndig und
geſegnet.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MIS">
            <p><pb facs="#f1082" n="914"/>
Sie ver&#x017F;ehen &#x017F;ich elner hohen und unverru&#x0364;ck-<lb/>
ten <hi rendition="#aq">Affection,</hi> ob &#x017F;ie gleich durch ihre Fehler auch<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten durch gering&#x017F;cha&#x0364;tzige <hi rendition="#aq">Qvali</hi>ta&#x0364;ten zu einer<lb/>
unangenehmen Ge&#x017F;talt wa&#x0364;ren gebracht worden.<lb/>
Wu&#x0364;n&#x017F;chen al&#x017F;o von dem Grunde ihrer Seelen/ daß<lb/>
der hohe Geber alles Seegens die <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;icali</hi>&#x017F;che<lb/><hi rendition="#aq">Harmonie,</hi> ich will &#x017F;agen/ den hocherwu&#x0364;n&#x017F;chten<lb/>
Frieden im Lande/ in der Stadt und in allen<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;ern be&#x017F;ta&#x0364;ndig erhalten wolle/ damit man<lb/>
&#x017F;ich ku&#x0364;nfftiger Zeit/ wills GOTT/ einer gleich-<lb/>
ma&#x0364;ßigen Liebe getro&#x0364;&#x017F;ten/ und auch auff die&#x017F;em<lb/><hi rendition="#aq">Theatro</hi> was neues zu den <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;icali</hi>&#x017F;chen Er-<lb/>
getzligkeiten beytragen ko&#x0364;nne. Was noch u&#x0364;-<lb/>
brig i&#x017F;t/ &#x017F;o wird man wegen der Freyheit die&#x017F;es<lb/>
Spieles keine Ent&#x017F;chuldigung bedo&#x0364;rffen. Die-<lb/>
&#x017F;e zwey Liebhaber do&#x0364;rffen &#x017F;ich bey ihren Lieb&#x017F;ten<lb/>
nicht ent&#x017F;chuldigen/ und al&#x017F;o ver&#x017F;ichert &#x017F;ich auch<lb/>
die gantze &#x017F;pielende Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft einer <hi rendition="#aq">Affection,</hi><lb/>
welche mitten in den Fehlern zu einem angeneh-<lb/><hi rendition="#c">men Urtheil geneiget i&#x017F;t. Sie leben bey<lb/>
die&#x017F;en Gedancken be&#x017F;ta&#x0364;ndig und<lb/>
ge&#x017F;egnet.</hi></p>
          </sp>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[914/1082] Sie verſehen ſich elner hohen und unverruͤck- ten Affection, ob ſie gleich durch ihre Fehler auch ſonſten durch geringſchaͤtzige Qvalitaͤten zu einer unangenehmen Geſtalt waͤren gebracht worden. Wuͤnſchen alſo von dem Grunde ihrer Seelen/ daß der hohe Geber alles Seegens die Muſicaliſche Harmonie, ich will ſagen/ den hocherwuͤnſchten Frieden im Lande/ in der Stadt und in allen Haͤuſern beſtaͤndig erhalten wolle/ damit man ſich kuͤnfftiger Zeit/ wills GOTT/ einer gleich- maͤßigen Liebe getroͤſten/ und auch auff dieſem Theatro was neues zu den Muſicaliſchen Er- getzligkeiten beytragen koͤnne. Was noch uͤ- brig iſt/ ſo wird man wegen der Freyheit dieſes Spieles keine Entſchuldigung bedoͤrffen. Die- ſe zwey Liebhaber doͤrffen ſich bey ihren Liebſten nicht entſchuldigen/ und alſo verſichert ſich auch die gantze ſpielende Geſellſchafft einer Affection, welche mitten in den Fehlern zu einem angeneh- men Urtheil geneiget iſt. Sie leben bey dieſen Gedancken beſtaͤndig und geſegnet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/1082
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 914. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/1082>, abgerufen am 17.05.2024.