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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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bewegen/ daß er in Pallästen/ Gär-
ten und andern Monumenten seine
Gloire suchen möchte. Wie nun
der Grundriß in Jesreel zu einem
Baue geleget wird/ so scheinet der
nahgelegene Weinberg sehr be-
qvem zum Lust-Garten. Der Be-
sitzer ist Naboth/ des Königs Va-
tern Bruder/ der soll sich durch ei-
nen Kauff/ oder auch durch einen
guten Tausch bewegen lassen/ das
väterliche Erbgut abzutreten. Al-
lein da man sich fürchtet/ es möch-
te der Pallast den Baals-Pfaf-
fen zum Collegio eingeräumet
werden/ will sich Naboth durch-
aus nicht darzu verstehen. Der
König zeucht sich die abschlägli-
che Antwort zu Gemüthe/ daß
er kranck wird. Die Gemahlin
erforschet das Geheimniß/ und
mischet die Karte durch gewisse
Personen so künstlich/ daß der

un-

bewegen/ daß er in Pallaͤſten/ Gaͤr-
ten und andern Monumenten ſeine
Gloire ſuchen moͤchte. Wie nun
der Grundriß in Jeſreel zu einem
Baue geleget wird/ ſo ſcheinet der
nahgelegene Weinberg ſehr be-
qvem zum Luſt-Garten. Der Be-
ſitzer iſt Naboth/ des Koͤnigs Va-
tern Bruder/ der ſoll ſich durch ei-
nen Kauff/ oder auch durch einen
guten Tauſch bewegen laſſen/ das
vaͤterliche Erbgut abzutreten. Al-
lein da man ſich fuͤrchtet/ es moͤch-
te der Pallaſt den Baals-Pfaf-
fen zum Collegio eingeraͤumet
werden/ will ſich Naboth durch-
aus nicht darzu verſtehen. Der
Koͤnig zeucht ſich die abſchlaͤgli-
che Antwort zu Gemuͤthe/ daß
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[2/0166] bewegen/ daß er in Pallaͤſten/ Gaͤr- ten und andern Monumenten ſeine Gloire ſuchen moͤchte. Wie nun der Grundriß in Jeſreel zu einem Baue geleget wird/ ſo ſcheinet der nahgelegene Weinberg ſehr be- qvem zum Luſt-Garten. Der Be- ſitzer iſt Naboth/ des Koͤnigs Va- tern Bruder/ der ſoll ſich durch ei- nen Kauff/ oder auch durch einen guten Tauſch bewegen laſſen/ das vaͤterliche Erbgut abzutreten. Al- lein da man ſich fuͤrchtet/ es moͤch- te der Pallaſt den Baals-Pfaf- fen zum Collegio eingeraͤumet werden/ will ſich Naboth durch- aus nicht darzu verſtehen. Der Koͤnig zeucht ſich die abſchlaͤgli- che Antwort zu Gemuͤthe/ daß er kranck wird. Die Gemahlin erforſchet das Geheimniß/ und miſchet die Karte durch gewiſſe Perſonen ſo kuͤnſtlich/ daß der un-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/166>, abgerufen am 26.11.2024.