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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Blut vergiessen wolten. Jch will vor
des lieben Printzen Seele wachen/ so
gut ich kan. Soll ich das hohe Werck
nicht ausführen/ so wird mich doch mein
redliches Gewissen vor Gott entschul-
digen.
(Gehet ab.)
Hos. Jch mercke wohl/ man darff die Frie-
dens-Zeitung nicht allenthalben erzeh-
len. Jch dachte/ es würde so hübsch
heraus kommen/ wenn sich unsere Geist-
lichen mit den Baals-Pfaffen vertrü-
gen/ so dürfften wir uns mit den Reden
nicht so in acht nehmen/ und wir könten
hernach in voller Weise plaudern/ was
wir wolten. Nun was hilffts: Die
Meynung mag bey etlichen Leuten gar
gut seyn; Daß sie nun nicht gerathen
will/ da können wir nicht wider Unglü-
cke. Meine Fr. Mutter hatte auch gar
eine gute Meynung/ wie sie mich zu Ho-
fe that. Aber ob ich vor menschlichen
Augen und in dem Habit der guten
Meynung gar zu nahe komme/ oder ob
ich mich nicht zu Zeiten närrischer an-
stellen muß/ als ich bin/ das wird der
gantzen hochansehnlichen Versamm-
lung/
Blut vergieſſen wolten. Jch will vor
des lieben Printzen Seele wachen/ ſo
gut ich kan. Soll ich das hohe Werck
nicht ausfuͤhren/ ſo wird mich doch mein
redliches Gewiſſen vor Gott entſchul-
digen.
(Gehet ab.)
Hoſ. Jch mercke wohl/ man darff die Frie-
dens-Zeitung nicht allenthalben erzeh-
len. Jch dachte/ es wuͤrde ſo huͤbſch
heꝛaus kommen/ wenn ſich unſere Geiſt-
lichen mit den Baals-Pfaffen vertruͤ-
gen/ ſo duͤrfften wir uns mit den Reden
nicht ſo in acht nehmen/ und wir koͤnten
hernach in voller Weiſe plaudern/ was
wir wolten. Nun was hilffts: Die
Meynung mag bey etlichen Leuten gar
gut ſeyn; Daß ſie nun nicht gerathen
will/ da koͤnnen wir nicht wider Ungluͤ-
cke. Meine Fr. Mutter hatte auch gar
eine gute Meynung/ wie ſie mich zu Ho-
fe that. Aber ob ich vor menſchlichen
Augen und in dem Habit der guten
Meynung gar zu nahe komme/ oder ob
ich mich nicht zu Zeiten naͤrriſcher an-
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[69/0233] Blut vergieſſen wolten. Jch will vor des lieben Printzen Seele wachen/ ſo gut ich kan. Soll ich das hohe Werck nicht ausfuͤhren/ ſo wird mich doch mein redliches Gewiſſen vor Gott entſchul- digen. (Gehet ab.) Hoſ. Jch mercke wohl/ man darff die Frie- dens-Zeitung nicht allenthalben erzeh- len. Jch dachte/ es wuͤrde ſo huͤbſch heꝛaus kommen/ wenn ſich unſere Geiſt- lichen mit den Baals-Pfaffen vertruͤ- gen/ ſo duͤrfften wir uns mit den Reden nicht ſo in acht nehmen/ und wir koͤnten hernach in voller Weiſe plaudern/ was wir wolten. Nun was hilffts: Die Meynung mag bey etlichen Leuten gar gut ſeyn; Daß ſie nun nicht gerathen will/ da koͤnnen wir nicht wider Ungluͤ- cke. Meine Fr. Mutter hatte auch gar eine gute Meynung/ wie ſie mich zu Ho- fe that. Aber ob ich vor menſchlichen Augen und in dem Habit der guten Meynung gar zu nahe komme/ oder ob ich mich nicht zu Zeiten naͤrriſcher an- ſtellen muß/ als ich bin/ das wird der gantzen hochanſehnlichen Verſamm- lung/

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/233>, abgerufen am 21.11.2024.