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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Hertze nehmen lassen. Jch lebe nun in
das dritte Jahr zu Samaria/ und kan
nicht leugnen/ daß ich etliche Personen
mit holdseligen Augen angesehen habe.
Doch wo die Narren dencken/ daß ich
ihrer diese Stunde nicht aller vergessen
wolte/ so sind sie betrogen.
Ahas. Wohl dem/ der so hertzhafftig lieben
kan!
Bad. Wohl dem/ der sich in der einfältigen
Einbildung überwinden kan; Es ist
um eine böse Viertelstunde zu thun/
da man sich resolviret der Liebsten müs-
sig zu gehen/ und um eine andere gute
Viertelstunde/ daß man eine neue sucht/
damit muß man die Thorheit verlachen/
darbey man lieber sein Leben in die
Schantze geschlagen hätte.
Ahas. Wer eine Person recht erkennet hat/
der gehet schwer daran/ wenn er eine
neue suchen soll.
Bad. Mein Printz/ sie kommen nur unter
die Damen von Sidon/ da wird man
erst erfahren/ wo die Hertzens-Diebe
zu Hause sind. Das elende Pauer-
Mägdgen ist nicht einmal werth eine
Zoffe zu bedeuten.

Ahas.
H 2
Hertze nehmen laſſen. Jch lebe nun in
das dritte Jahr zu Samaria/ und kan
nicht leugnen/ daß ich etliche Perſonen
mit holdſeligen Augen angeſehen habe.
Doch wo die Narren dencken/ daß ich
ihrer dieſe Stunde nicht aller vergeſſen
wolte/ ſo ſind ſie betrogen.
Ahaſ. Wohl dem/ der ſo hertzhafftig lieben
kan!
Bad. Wohl dem/ der ſich in der einfaͤltigen
Einbildung uͤberwinden kan; Es iſt
um eine boͤſe Viertelſtunde zu thun/
da man ſich reſolviret der Liebſten muͤſ-
ſig zu gehen/ und um eine andere gute
Viertelſtunde/ daß man eine neue ſucht/
damit muß man die Thorheit verlachen/
darbey man lieber ſein Leben in die
Schantze geſchlagen haͤtte.
Ahaſ. Wer eine Perſon recht erkennet hat/
der gehet ſchwer daran/ wenn er eine
neue ſuchen ſoll.
Bad. Mein Printz/ ſie kommen nur unter
die Damen von Sidon/ da wird man
erſt erfahren/ wo die Hertzens-Diebe
zu Hauſe ſind. Das elende Pauer-
Maͤgdgen iſt nicht einmal werth eine
Zoffe zu bedeuten.

Ahaſ.
H 2
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[171/0335] Hertze nehmen laſſen. Jch lebe nun in das dritte Jahr zu Samaria/ und kan nicht leugnen/ daß ich etliche Perſonen mit holdſeligen Augen angeſehen habe. Doch wo die Narren dencken/ daß ich ihrer dieſe Stunde nicht aller vergeſſen wolte/ ſo ſind ſie betrogen. Ahaſ. Wohl dem/ der ſo hertzhafftig lieben kan! Bad. Wohl dem/ der ſich in der einfaͤltigen Einbildung uͤberwinden kan; Es iſt um eine boͤſe Viertelſtunde zu thun/ da man ſich reſolviret der Liebſten muͤſ- ſig zu gehen/ und um eine andere gute Viertelſtunde/ daß man eine neue ſucht/ damit muß man die Thorheit verlachen/ darbey man lieber ſein Leben in die Schantze geſchlagen haͤtte. Ahaſ. Wer eine Perſon recht erkennet hat/ der gehet ſchwer daran/ wenn er eine neue ſuchen ſoll. Bad. Mein Printz/ ſie kommen nur unter die Damen von Sidon/ da wird man erſt erfahren/ wo die Hertzens-Diebe zu Hauſe ſind. Das elende Pauer- Maͤgdgen iſt nicht einmal werth eine Zoffe zu bedeuten. Ahaſ. H 2

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/335>, abgerufen am 22.11.2024.