Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Ah. Mit was vor Worten sollen wir die
wundersüsse Höffligkeit aussprechen?
Abd. Sie kan durch Freundligkeit der
gantzen Welt gebieten. (ad spect.)
Der höffliche Befehl hat mich gezwun-
gen/ daß ich sie lieben muß.
Ah. Auch da man sonst dem Sidonischen
Frauenzimmer etwas Wanckelmüthi-
ges zuschreiben will/ so leben wir doch
glückselig/ daß sie allezeit mit einer ein-
tzigen Person in der Liebe zufrieden ist.
Abd. (ad spect.) Ja/ ja/ sie braucht nur ei-
nen auff einmal/ aber viel meines glei-
chen nach einander.
Ah. Was saget der Herr Abgesandte?
Abd. Jch that einen Seuffzer zun Göt-
tern/ daß sie mich auch dermaleins zu
dergleichen Vergnügung befördern
möchten.
Ah. Es ist ein Hohes/ wenn man so viel er-
halten kan.
Abd. Es ist ein irrdisches Paradieß. (ad
spect.)
Aber wehe dem/ der ein solches
Paradieß verwahren soll. Es ist man-
cher in die Kirschen und in die Aepffel
gegangen/ dem ich schlechten Danck er-
weisen
Ah. Mit was vor Worten ſollen wir die
wunderſuͤſſe Hoͤffligkeit ausſprechen?
Abd. Sie kan durch Freundligkeit der
gantzen Welt gebieten. (ad ſpect.)
Der hoͤffliche Befehl hat mich gezwun-
gen/ daß ich ſie lieben muß.
Ah. Auch da man ſonſt dem Sidoniſchen
Frauenzimmer etwas Wanckelmuͤthi-
ges zuſchreiben will/ ſo leben wir doch
gluͤckſelig/ daß ſie allezeit mit einer ein-
tzigen Perſon in der Liebe zufrieden iſt.
Abd. (ad ſpect.) Ja/ ja/ ſie braucht nur ei-
nen auff einmal/ aber viel meines glei-
chen nach einander.
Ah. Was ſaget der Herr Abgeſandte?
Abd. Jch that einen Seuffzer zun Goͤt-
tern/ daß ſie mich auch dermaleins zu
dergleichen Vergnuͤgung befoͤrdern
moͤchten.
Ah. Es iſt ein Hohes/ wenn man ſo viel er-
halten kan.
Abd. Es iſt ein irrdiſches Paradieß. (ad
ſpect.)
Aber wehe dem/ der ein ſolches
Paradieß verwahren ſoll. Es iſt man-
cher in die Kirſchen und in die Aepffel
gegangen/ dem ich ſchlechten Danck er-
weiſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0362" n="198"/>
          <sp who="#AHA">
            <speaker>Ah.</speaker>
            <p>Mit was vor Worten &#x017F;ollen wir die<lb/>
wunder&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Ho&#x0364;ffligkeit aus&#x017F;prechen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABD">
            <speaker>Abd.</speaker>
            <p>Sie kan durch Freundligkeit der<lb/>
gantzen Welt gebieten. <stage><hi rendition="#aq">(ad &#x017F;pect.)</hi></stage><lb/>
Der ho&#x0364;ffliche Befehl hat mich gezwun-<lb/>
gen/ daß ich &#x017F;ie lieben muß.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AHA">
            <speaker>Ah.</speaker>
            <p>Auch da man &#x017F;on&#x017F;t dem Sidoni&#x017F;chen<lb/>
Frauenzimmer etwas Wanckelmu&#x0364;thi-<lb/>
ges zu&#x017F;chreiben will/ &#x017F;o leben wir doch<lb/>
glu&#x0364;ck&#x017F;elig/ daß &#x017F;ie allezeit mit einer ein-<lb/>
tzigen Per&#x017F;on in der Liebe zufrieden i&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABD">
            <speaker>Abd.</speaker>
            <stage> <hi rendition="#aq">(ad &#x017F;pect.)</hi> </stage>
            <p>Ja/ ja/ &#x017F;ie braucht nur ei-<lb/>
nen auff einmal/ aber viel meines glei-<lb/>
chen nach einander.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AHA">
            <speaker>Ah.</speaker>
            <p>Was &#x017F;aget der Herr Abge&#x017F;andte?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABD">
            <speaker>Abd.</speaker>
            <p>Jch that einen Seuffzer zun Go&#x0364;t-<lb/>
tern/ daß &#x017F;ie mich auch dermaleins zu<lb/>
dergleichen Vergnu&#x0364;gung befo&#x0364;rdern<lb/>
mo&#x0364;chten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AHA">
            <speaker>Ah.</speaker>
            <p>Es i&#x017F;t ein Hohes/ wenn man &#x017F;o viel er-<lb/>
halten kan.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABD">
            <speaker>Abd.</speaker>
            <p>Es i&#x017F;t ein irrdi&#x017F;ches Paradieß. <stage><hi rendition="#aq">(ad<lb/>
&#x017F;pect.)</hi></stage> Aber wehe dem/ der ein &#x017F;olches<lb/>
Paradieß verwahren &#x017F;oll. Es i&#x017F;t man-<lb/>
cher in die Kir&#x017F;chen und in die Aepffel<lb/>
gegangen/ dem ich &#x017F;chlechten Danck er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wei&#x017F;en</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0362] Ah. Mit was vor Worten ſollen wir die wunderſuͤſſe Hoͤffligkeit ausſprechen? Abd. Sie kan durch Freundligkeit der gantzen Welt gebieten. (ad ſpect.) Der hoͤffliche Befehl hat mich gezwun- gen/ daß ich ſie lieben muß. Ah. Auch da man ſonſt dem Sidoniſchen Frauenzimmer etwas Wanckelmuͤthi- ges zuſchreiben will/ ſo leben wir doch gluͤckſelig/ daß ſie allezeit mit einer ein- tzigen Perſon in der Liebe zufrieden iſt. Abd. (ad ſpect.) Ja/ ja/ ſie braucht nur ei- nen auff einmal/ aber viel meines glei- chen nach einander. Ah. Was ſaget der Herr Abgeſandte? Abd. Jch that einen Seuffzer zun Goͤt- tern/ daß ſie mich auch dermaleins zu dergleichen Vergnuͤgung befoͤrdern moͤchten. Ah. Es iſt ein Hohes/ wenn man ſo viel er- halten kan. Abd. Es iſt ein irrdiſches Paradieß. (ad ſpect.) Aber wehe dem/ der ein ſolches Paradieß verwahren ſoll. Es iſt man- cher in die Kirſchen und in die Aepffel gegangen/ dem ich ſchlechten Danck er- weiſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/362
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/362>, abgerufen am 22.11.2024.