Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
sagt das/ daß unser König Baal heist? Wer des Königes Nahmen vergißt/ der ist nicht werth/ daß man in Gnade und Barmhertzigkeit an ihn gedencken soll. Mich. Jch sage Baal ist nicht unser König. Hos. Jst Baal nicht so gut als unser Kö- nig/ und ist unser König nicht so gut als Baal? Was hat der Herr alle beyde zu verachten? Mich. Jch bin unrecht ankommen. Hos. Hat der König Unrecht/ und soll er sich einen kahlen Unterthanen beschul- digen lassen? Mich. Jhr seyd nicht werth/ daß ich mit euch rede. (Gehet ab.) Hos. Nun bin ich nichts werth/ weil ich vom Könige geredt habe. Doch hei sa/ das war eine Probe von einem jungen Baals-Pfaffen. Das hatte mir mein alter Praeceptor in der Jsraeliti- schen Schule nicht zugetrauet/ daß ich so bald alle Weißheit würde fressen können. Jch will das Ding mehr practiciren. Keine Antwort oder eine verdrehete Antwort muß vor der Welt doch
ſagt das/ daß unſer Koͤnig Baal heiſt? Wer des Koͤniges Nahmen vergißt/ der iſt nicht werth/ daß man in Gnade und Barmhertzigkeit an ihn gedencken ſoll. Mich. Jch ſage Baal iſt nicht unſer Koͤnig. Hoſ. Jſt Baal nicht ſo gut als unſer Koͤ- nig/ und iſt unſer Koͤnig nicht ſo gut als Baal? Was hat der Herr alle beyde zu verachten? Mich. Jch bin unrecht ankommen. Hoſ. Hat der Koͤnig Unrecht/ und ſoll er ſich einen kahlen Unterthanen beſchul- digen laſſen? Mich. Jhr ſeyd nicht werth/ daß ich mit euch rede. (Gehet ab.) Hoſ. Nun bin ich nichts werth/ weil ich vom Koͤnige geredt habe. Doch hei ſa/ das war eine Probe von einem jungen Baals-Pfaffen. Das hatte mir mein alter Præceptor in der Jſraeliti- ſchen Schule nicht zugetrauet/ daß ich ſo bald alle Weißheit wuͤrde freſſen koͤnnen. Jch will das Ding mehr practiciren. Keine Antwort oder eine verdrehete Antwort muß vor der Welt doch
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ſoll.
Mich. Jch ſage Baal iſt nicht unſer Koͤnig.
Hoſ. Jſt Baal nicht ſo gut als unſer Koͤ-
nig/ und iſt unſer Koͤnig nicht ſo gut als
Baal? Was hat der Herr alle beyde
zu verachten?
Mich. Jch bin unrecht ankommen.
Hoſ. Hat der Koͤnig Unrecht/ und ſoll er
ſich einen kahlen Unterthanen beſchul-
digen laſſen?
Mich. Jhr ſeyd nicht werth/ daß ich mit
euch rede. (Gehet ab.)
Hoſ. Nun bin ich nichts werth/ weil ich
vom Koͤnige geredt habe. Doch hei ſa/
das war eine Probe von einem jungen
Baals-Pfaffen. Das hatte mir
mein alter Præceptor in der Jſraeliti-
ſchen Schule nicht zugetrauet/ daß ich
ſo bald alle Weißheit wuͤrde freſſen
koͤnnen. Jch will das Ding mehr
practiciren. Keine Antwort oder eine
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