Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
sprichst/ Naboth ist nicht im Himmel.
Bil. Jch sehe wohl/ wenn die Leute fromm
seyn/ so müssen sie alles lassen über sich
gehen. Herr Naboth hat auch wohl
in der Gruben verdienet/ daß ich mich
seinetwegen herum schmeisse. Hört/
wer sagt/ daß Naboth nicht im Him-
mel ist/ den halte ich vor einen Schel-
men.
Hos. (ad Jet.) Wo der mit Schelmen um
sich wirfft/ müst ihr mir ein paar Du-
tzend Ohrfeigen leihen. (ad spect.)
Das habe ich wohl in meiner Schule
gelernet/ wie ich die Leute im Reden be-
triegen soll/ aber wie ich die baren
Maulschellen abwenden soll/ so weit bin
ich noch nicht kommen.
Bils. Nun ist iemand da/ den meine Rede
verdreust. Jch halte den vor einen
Schelmen/ der es leugnet/ daß Herr
Naboth im Himmel ist.
Hos. Jch leugne es/ und bin doch kein
Schelm.
Bils. Nun so bist du ein Kerle/ der solche
Dinger verdienet.

(Er schläget ihn/ sie fallen über
ein-
K 2
ſprichſt/ Naboth iſt nicht im Himmel.
Bil. Jch ſehe wohl/ wenn die Leute fromm
ſeyn/ ſo muͤſſen ſie alles laſſen uͤber ſich
gehen. Herr Naboth hat auch wohl
in der Gruben verdienet/ daß ich mich
ſeinetwegen herum ſchmeiſſe. Hoͤrt/
wer ſagt/ daß Naboth nicht im Him-
mel iſt/ den halte ich vor einen Schel-
men.
Hoſ. (ad Jet.) Wo der mit Schelmen um
ſich wirfft/ muͤſt ihr mir ein paar Du-
tzend Ohrfeigen leihen. (ad ſpect.)
Das habe ich wohl in meiner Schule
gelernet/ wie ich die Leute im Reden be-
triegen ſoll/ aber wie ich die baren
Maulſchellen abwenden ſoll/ ſo weit bin
ich noch nicht kommen.
Bilſ. Nun iſt iemand da/ den meine Rede
verdreuſt. Jch halte den vor einen
Schelmen/ der es leugnet/ daß Herr
Naboth im Himmel iſt.
Hoſ. Jch leugne es/ und bin doch kein
Schelm.
Bilſ. Nun ſo biſt du ein Kerle/ der ſolche
Dinger verdienet.

(Er ſchlaͤget ihn/ ſie fallen uͤber
ein-
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#HOS">
            <p><pb facs="#f0383" n="219"/>
&#x017F;prich&#x017F;t/ Naboth i&#x017F;t nicht im Himmel.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BIL">
            <speaker>Bil.</speaker>
            <p>Jch &#x017F;ehe wohl/ wenn die Leute fromm<lb/>
&#x017F;eyn/ &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie alles la&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;ber &#x017F;ich<lb/>
gehen. Herr Naboth hat auch wohl<lb/>
in der Gruben verdienet/ daß ich mich<lb/>
&#x017F;einetwegen herum &#x017F;chmei&#x017F;&#x017F;e. Ho&#x0364;rt/<lb/>
wer &#x017F;agt/ daß Naboth nicht im Him-<lb/>
mel i&#x017F;t/ den halte ich vor einen Schel-<lb/>
men.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HOS">
            <speaker>Ho&#x017F;.</speaker>
            <stage> <hi rendition="#aq">(ad Jet.)</hi> </stage>
            <p>Wo der mit Schelmen um<lb/>
&#x017F;ich wirfft/ mu&#x0364;&#x017F;t ihr mir ein paar Du-<lb/>
tzend Ohrfeigen leihen. <stage><hi rendition="#aq">(ad &#x017F;pect.)</hi></stage><lb/>
Das habe ich wohl in meiner Schule<lb/>
gelernet/ wie ich die Leute im Reden be-<lb/>
triegen &#x017F;oll/ aber wie ich die baren<lb/>
Maul&#x017F;chellen abwenden &#x017F;oll/ &#x017F;o weit bin<lb/>
ich noch nicht kommen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BIL">
            <speaker>Bil&#x017F;.</speaker>
            <p>Nun i&#x017F;t iemand da/ den meine Rede<lb/>
verdreu&#x017F;t. Jch halte den vor einen<lb/>
Schelmen/ der es leugnet/ daß Herr<lb/>
Naboth im Himmel i&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HOS">
            <speaker>Ho&#x017F;.</speaker>
            <p>Jch leugne es/ und bin doch kein<lb/>
Schelm.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BIL">
            <speaker>Bil&#x017F;.</speaker>
            <p>Nun &#x017F;o bi&#x017F;t du ein Kerle/ der &#x017F;olche<lb/>
Dinger verdienet.</p><lb/>
            <stage>(Er &#x017F;chla&#x0364;get ihn/ &#x017F;ie fallen u&#x0364;ber<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ein-</hi></fw><lb/></stage>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0383] ſprichſt/ Naboth iſt nicht im Himmel. Bil. Jch ſehe wohl/ wenn die Leute fromm ſeyn/ ſo muͤſſen ſie alles laſſen uͤber ſich gehen. Herr Naboth hat auch wohl in der Gruben verdienet/ daß ich mich ſeinetwegen herum ſchmeiſſe. Hoͤrt/ wer ſagt/ daß Naboth nicht im Him- mel iſt/ den halte ich vor einen Schel- men. Hoſ. (ad Jet.) Wo der mit Schelmen um ſich wirfft/ muͤſt ihr mir ein paar Du- tzend Ohrfeigen leihen. (ad ſpect.) Das habe ich wohl in meiner Schule gelernet/ wie ich die Leute im Reden be- triegen ſoll/ aber wie ich die baren Maulſchellen abwenden ſoll/ ſo weit bin ich noch nicht kommen. Bilſ. Nun iſt iemand da/ den meine Rede verdreuſt. Jch halte den vor einen Schelmen/ der es leugnet/ daß Herr Naboth im Himmel iſt. Hoſ. Jch leugne es/ und bin doch kein Schelm. Bilſ. Nun ſo biſt du ein Kerle/ der ſolche Dinger verdienet. (Er ſchlaͤget ihn/ ſie fallen uͤber ein- K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/383
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/383>, abgerufen am 22.11.2024.