Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Bad. Jch weiß wohl/ daß du nicht so när-
risch bist/ als die Kappe von aussen schei-
net. Drum weil itzund die Abreise ge-
schwinde vor sich gehet/ so wolte ich
wünschen/ daß du unsers Herrn Resi-
den
ten geheimer Secretarius werden
woltest. Die Zeiten lassen sich sehr ge-
fährlich und besorglich an/ und wo mir
nicht alle Posten was Neues geschrie-
ben wird/ so wäre ich an dem Verder-
ben unschuldig/ welches dem Königli-
chen Hause begegnen möchte.
Hos. Jch mercke schon/ was in meiner Be-
stallung geschrieben stehet: Jch soll so
ein Zwey-Achseler seyn/ und soll sehen/
wo ich die Leute in ihrer Heimligkeit hin-
terschleichen kan/ und was ich weiß/ das
soll ich in des Herrn Abgesandten Zim-
mer dem Schreibe-Tische wieder er-
zehlen/ damit bin ich allenthalben gut
Freund/ und niemand darff mich schel-
ten/ daß ich ein verwaschen Maul habe.
Bad. Mit kurtzen Worten/ du solt des
Herrn Abgesandten sein Bedienter
seyn/ und alles deiner Baalitischen Pro-
fession
ohne Schaden. Nur mache
es
L 2
Bad. Jch weiß wohl/ daß du nicht ſo naͤr-
riſch biſt/ als die Kappe von auſſen ſchei-
net. Drum weil itzund die Abreiſe ge-
ſchwinde vor ſich gehet/ ſo wolte ich
wuͤnſchen/ daß du unſers Herrn Reſi-
den
ten geheimer Secretarius werden
wolteſt. Die Zeiten laſſen ſich ſehr ge-
faͤhrlich und beſorglich an/ und wo mir
nicht alle Poſten was Neues geſchrie-
ben wird/ ſo waͤre ich an dem Verder-
ben unſchuldig/ welches dem Koͤnigli-
chen Hauſe begegnen moͤchte.
Hoſ. Jch mercke ſchon/ was in meiner Be-
ſtallung geſchrieben ſtehet: Jch ſoll ſo
ein Zwey-Achſeler ſeyn/ und ſoll ſehen/
wo ich die Leute in ihrer Heimligkeit hin-
terſchleichen kan/ und was ich weiß/ das
ſoll ich in des Herrn Abgeſandten Zim-
mer dem Schreibe-Tiſche wieder er-
zehlen/ damit bin ich allenthalben gut
Freund/ und niemand darff mich ſchel-
ten/ daß ich ein verwaſchen Maul habe.
Bad. Mit kurtzen Worten/ du ſolt des
Herrn Abgeſandten ſein Bedienter
ſeyn/ und alles deiner Baalitiſchen Pro-
feſſion
ohne Schaden. Nur mache
es
L 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0407" n="243"/>
          <sp who="#BAD">
            <speaker>Bad.</speaker>
            <p>Jch weiß wohl/ daß du nicht &#x017F;o na&#x0364;r-<lb/>
ri&#x017F;ch bi&#x017F;t/ als die Kappe von au&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chei-<lb/>
net. Drum weil itzund die Abrei&#x017F;e ge-<lb/>
&#x017F;chwinde vor &#x017F;ich gehet/ &#x017F;o wolte ich<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chen/ daß du un&#x017F;ers Herrn <hi rendition="#aq">Re&#x017F;i-<lb/>
den</hi>ten geheimer <hi rendition="#aq">Secretarius</hi> werden<lb/>
wolte&#x017F;t. Die Zeiten la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich &#x017F;ehr ge-<lb/>
fa&#x0364;hrlich und be&#x017F;orglich an/ und wo mir<lb/>
nicht alle Po&#x017F;ten was Neues ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben wird/ &#x017F;o wa&#x0364;re ich an dem Verder-<lb/>
ben un&#x017F;chuldig/ welches dem Ko&#x0364;nigli-<lb/>
chen Hau&#x017F;e begegnen mo&#x0364;chte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HOS">
            <speaker>Ho&#x017F;.</speaker>
            <p>Jch mercke &#x017F;chon/ was in meiner Be-<lb/>
&#x017F;tallung ge&#x017F;chrieben &#x017F;tehet: Jch &#x017F;oll &#x017F;o<lb/>
ein Zwey-Ach&#x017F;eler &#x017F;eyn/ und &#x017F;oll &#x017F;ehen/<lb/>
wo ich die Leute in ihrer Heimligkeit hin-<lb/>
ter&#x017F;chleichen kan/ und was ich weiß/ das<lb/>
&#x017F;oll ich in des Herrn Abge&#x017F;andten Zim-<lb/>
mer dem Schreibe-Ti&#x017F;che wieder er-<lb/>
zehlen/ damit bin ich allenthalben gut<lb/>
Freund/ und niemand darff mich &#x017F;chel-<lb/>
ten/ daß ich ein verwa&#x017F;chen Maul habe.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BAD">
            <speaker>Bad.</speaker>
            <p>Mit kurtzen Worten/ du &#x017F;olt des<lb/>
Herrn Abge&#x017F;andten &#x017F;ein Bedienter<lb/>
&#x017F;eyn/ und alles deiner Baaliti&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Pro-<lb/>
fe&#x017F;&#x017F;ion</hi> ohne Schaden. Nur mache<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 2</fw><fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0407] Bad. Jch weiß wohl/ daß du nicht ſo naͤr- riſch biſt/ als die Kappe von auſſen ſchei- net. Drum weil itzund die Abreiſe ge- ſchwinde vor ſich gehet/ ſo wolte ich wuͤnſchen/ daß du unſers Herrn Reſi- denten geheimer Secretarius werden wolteſt. Die Zeiten laſſen ſich ſehr ge- faͤhrlich und beſorglich an/ und wo mir nicht alle Poſten was Neues geſchrie- ben wird/ ſo waͤre ich an dem Verder- ben unſchuldig/ welches dem Koͤnigli- chen Hauſe begegnen moͤchte. Hoſ. Jch mercke ſchon/ was in meiner Be- ſtallung geſchrieben ſtehet: Jch ſoll ſo ein Zwey-Achſeler ſeyn/ und ſoll ſehen/ wo ich die Leute in ihrer Heimligkeit hin- terſchleichen kan/ und was ich weiß/ das ſoll ich in des Herrn Abgeſandten Zim- mer dem Schreibe-Tiſche wieder er- zehlen/ damit bin ich allenthalben gut Freund/ und niemand darff mich ſchel- ten/ daß ich ein verwaſchen Maul habe. Bad. Mit kurtzen Worten/ du ſolt des Herrn Abgeſandten ſein Bedienter ſeyn/ und alles deiner Baalitiſchen Pro- feſſion ohne Schaden. Nur mache es L 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/407
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/407>, abgerufen am 23.11.2024.