Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
ich solte gar Inspector über den vorneh-
men Stul werden/ der dem Patienten
zur Ergötzligkeit an das Bette gesetzet
wird. Und ich halte/ die Accidentia,
die darbey abgetroffen/ die hätte ich
auch vor mich behalten mögen. Aber
aber/ aber/ ehe sich mein Dienst recht
anfangen solte/ so kam der Wächter
vom Thurm/ und brachte eine schreck-
liche Zeitung von Soldaten/ daß die
beyden Herren Könige über Hals über
Kopff anspannen liessen/ und dem lie-
ben Gott danckten/ daß der Maurer
ein Loch in der Stadt-Mauer gelas-
sen hatte. Was sie nun vor Nar-
ren im Felde fangen werden/ darum
lasse ich mich unbekümmert: Unter-
dessen hat die alte Königin das Com-
mando,
die hat mich schon sechsmal
zum Thore hinaus geschickct/ und wo
ich das siebendemal daran muß/ so
werde ich ein Rebelle/ und lauffe zum
Feinde. Doch botz tausend/ die Kö-
nigin siehet zum Fenster heraus. Jch
muß geschäfftig seyn/ daß sie mir nicht
alle 27. Kranckheiten auff den Puckel
wün-
ich ſolte gar Inſpector uͤber den vorneh-
men Stul werden/ der dem Patienten
zur Ergoͤtzligkeit an das Bette geſetzet
wird. Und ich halte/ die Accidentia,
die darbey abgetroffen/ die haͤtte ich
auch vor mich behalten moͤgen. Aber
aber/ aber/ ehe ſich mein Dienſt recht
anfangen ſolte/ ſo kam der Waͤchter
vom Thurm/ und brachte eine ſchreck-
liche Zeitung von Soldaten/ daß die
beyden Herren Koͤnige uͤber Hals uͤber
Kopff anſpannen lieſſen/ und dem lie-
ben Gott danckten/ daß der Maurer
ein Loch in der Stadt-Mauer gelaſ-
ſen hatte. Was ſie nun vor Nar-
ren im Felde fangen werden/ darum
laſſe ich mich unbekuͤmmert: Unter-
deſſen hat die alte Koͤnigin das Com-
mando,
die hat mich ſchon ſechsmal
zum Thore hinaus geſchickct/ und wo
ich das ſiebendemal daran muß/ ſo
werde ich ein Rebelle/ und lauffe zum
Feinde. Doch botz tauſend/ die Koͤ-
nigin ſiehet zum Fenſter heraus. Jch
muß geſchaͤfftig ſeyn/ daß ſie mir nicht
alle 27. Kranckheiten auff den Puckel
wuͤn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#HOS">
            <p><pb facs="#f0432" n="268"/>
ich &#x017F;olte gar <hi rendition="#aq">In&#x017F;pector</hi> u&#x0364;ber den vorneh-<lb/>
men Stul werden/ der dem <hi rendition="#aq">Patien</hi>ten<lb/>
zur Ergo&#x0364;tzligkeit an das Bette ge&#x017F;etzet<lb/>
wird. Und ich halte/ die <hi rendition="#aq">Accidentia,</hi><lb/>
die darbey abgetroffen/ die ha&#x0364;tte ich<lb/>
auch vor mich behalten mo&#x0364;gen. Aber<lb/>
aber/ aber/ ehe &#x017F;ich mein Dien&#x017F;t recht<lb/>
anfangen &#x017F;olte/ &#x017F;o kam der Wa&#x0364;chter<lb/>
vom Thurm/ und brachte eine &#x017F;chreck-<lb/>
liche Zeitung von Soldaten/ daß die<lb/>
beyden Herren Ko&#x0364;nige u&#x0364;ber Hals u&#x0364;ber<lb/>
Kopff an&#x017F;pannen lie&#x017F;&#x017F;en/ und dem lie-<lb/>
ben Gott danckten/ daß der Maurer<lb/>
ein Loch in der Stadt-Mauer gela&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en hatte. Was &#x017F;ie nun vor Nar-<lb/>
ren im Felde fangen werden/ darum<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e ich mich unbeku&#x0364;mmert: Unter-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en hat die alte Ko&#x0364;nigin das <hi rendition="#aq">Com-<lb/>
mando,</hi> die hat mich &#x017F;chon &#x017F;echsmal<lb/>
zum Thore hinaus ge&#x017F;chickct/ und wo<lb/>
ich das &#x017F;iebendemal daran muß/ &#x017F;o<lb/>
werde ich ein Rebelle/ und lauffe zum<lb/>
Feinde. Doch botz tau&#x017F;end/ die Ko&#x0364;-<lb/>
nigin &#x017F;iehet zum Fen&#x017F;ter heraus. Jch<lb/>
muß ge&#x017F;cha&#x0364;fftig &#x017F;eyn/ daß &#x017F;ie mir nicht<lb/>
alle 27. Kranckheiten auff den Puckel<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;n-</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0432] ich ſolte gar Inſpector uͤber den vorneh- men Stul werden/ der dem Patienten zur Ergoͤtzligkeit an das Bette geſetzet wird. Und ich halte/ die Accidentia, die darbey abgetroffen/ die haͤtte ich auch vor mich behalten moͤgen. Aber aber/ aber/ ehe ſich mein Dienſt recht anfangen ſolte/ ſo kam der Waͤchter vom Thurm/ und brachte eine ſchreck- liche Zeitung von Soldaten/ daß die beyden Herren Koͤnige uͤber Hals uͤber Kopff anſpannen lieſſen/ und dem lie- ben Gott danckten/ daß der Maurer ein Loch in der Stadt-Mauer gelaſ- ſen hatte. Was ſie nun vor Nar- ren im Felde fangen werden/ darum laſſe ich mich unbekuͤmmert: Unter- deſſen hat die alte Koͤnigin das Com- mando, die hat mich ſchon ſechsmal zum Thore hinaus geſchickct/ und wo ich das ſiebendemal daran muß/ ſo werde ich ein Rebelle/ und lauffe zum Feinde. Doch botz tauſend/ die Koͤ- nigin ſiehet zum Fenſter heraus. Jch muß geſchaͤfftig ſeyn/ daß ſie mir nicht alle 27. Kranckheiten auff den Puckel wuͤn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/432
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/432>, abgerufen am 27.06.2024.