Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693. Louys. Und weil sie uns wol kanten/ so konten wir gedencken/ als wenn wir der Königin zum Verdruß alles nach- sagen solten. Soiss. Wie kan der Königin ein Ver- druß entstehen/ wenn sie weiß/ daß ein unvergleichlicher Marschall im König- reiche wohnet? Charl. Ach die Vanität war zu groß! sie nennten ihn den Tapffersten/ den Schön- sten/ den Verständigsten. Louys. Jch hörte immer/ ob sie auch einen Tempel bauen wolten/ daß wir ihn an- beten und opffern solten. Soiss. Jch muß mich wundern/ daß eine Staats-Dame von einem unverhey- ratheten Cavallier so judiciret. Jst er ein GOtt/ so kan wol eine durch ihn zur Göttin werden. Charl. Er ist kein Gott/ und das Frauen- zimmer in Franckreich ist ihm viel zu ge- ringe. Louys. Es wird eine Fürstliche Printzeßin aus Savoyen seyn müssen: Ach be- hüte GOTT/ wo es nun dahin kömmt/ daß ein iedweder Marschall mit
Louyſ. Und weil ſie uns wol kanten/ ſo konten wir gedencken/ als wenn wir der Koͤnigin zum Verdruß alles nach- ſagen ſolten. Soiſs. Wie kan der Koͤnigin ein Ver- druß entſtehen/ wenn ſie weiß/ daß ein unvergleichlicher Marſchall im Koͤnig- reiche wohnet? Charl. Ach die Vanitaͤt war zu groß! ſie neñten ihn den Tapfferſten/ den Schoͤn- ſten/ den Verſtaͤndigſten. Louyſ. Jch hoͤrte immer/ ob ſie auch einen Tempel bauen wolten/ daß wir ihn an- beten und opffern ſolten. Soiſs. Jch muß mich wundern/ daß eine Staats-Dame von einem unverhey- ratheten Cavallier ſo judiciret. Jſt er ein GOtt/ ſo kan wol eine durch ihn zur Goͤttin werden. Charl. Er iſt kein Gott/ und das Frauen- zimmer in Franckreich iſt ihm viel zu ge- ringe. Louyſ. Es wird eine Fuͤrſtliche Printzeßin aus Savoyen ſeyn muͤſſen: Ach be- huͤte GOTT/ wo es nun dahin koͤmmt/ daß ein iedweder Marſchall mit
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Louyſ. Und weil ſie uns wol kanten/ ſo
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ſagen ſolten.
Soiſs. Wie kan der Koͤnigin ein Ver-
druß entſtehen/ wenn ſie weiß/ daß ein
unvergleichlicher Marſchall im Koͤnig-
reiche wohnet?
Charl. Ach die Vanitaͤt war zu groß! ſie
neñten ihn den Tapfferſten/ den Schoͤn-
ſten/ den Verſtaͤndigſten.
Louyſ. Jch hoͤrte immer/ ob ſie auch einen
Tempel bauen wolten/ daß wir ihn an-
beten und opffern ſolten.
Soiſs. Jch muß mich wundern/ daß eine
Staats-Dame von einem unverhey-
ratheten Cavallier ſo judiciret. Jſt er
ein GOtt/ ſo kan wol eine durch ihn zur
Goͤttin werden.
Charl. Er iſt kein Gott/ und das Frauen-
zimmer in Franckreich iſt ihm viel zu ge-
ringe.
Louyſ. Es wird eine Fuͤrſtliche Printzeßin
aus Savoyen ſeyn muͤſſen: Ach be-
huͤte GOTT/ wo es nun dahin
koͤmmt/ daß ein iedweder Marſchall
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