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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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lieber Vetter sagt mir nur/ wer euch so
unleidlich gemacht hat?
Ren. Jch bin noch jung/ aber deßwegen
laß ich mir keinen Menschen vor die
Nase schnappen.
Them. Es ist recht/ daß ein zukünfftiger
Cavallier auff reputation hält. Aber
was ist denn geschehen?
Ren. Ha zu Hofe wollen sie mich ausla-
chen/ und ich soll darnach als ein ande-
rer Lumpenhund den Leuten vor den
Augen herum gehen. Jch leide es
nicht.
Them. Ey wer will sich zu Hofe das un-
terstehen? Der Herr Marschall von
Biron ist unser nächster Vetter.
Ren. Das Frauenzimmer hats gethan/
und wenn ich Jungfer Charlottgen
wieder was zum Possen thue/ so mag sie
darnach mit mir vorlieb nehmen.
Them. Nicht zu geschwinde/ lieber Vetter/
wer sich über das Frauenzimmer be-
klagen will/ der muß sich in acht neh-
men: Die Richter sind auff allen Sei-
ten zu gnädig.
Ren. Es verlohnt sich der Mühe/ daß man
solchen
lieber Vetter ſagt mir nur/ wer euch ſo
unleidlich gemacht hat?
Ren. Jch bin noch jung/ aber deßwegen
laß ich mir keinen Menſchen vor die
Naſe ſchnappen.
Them. Es iſt recht/ daß ein zukuͤnfftiger
Cavallier auff reputation haͤlt. Aber
was iſt denn geſchehen?
Ren. Ha zu Hofe wollen ſie mich ausla-
chen/ und ich ſoll darnach als ein ande-
rer Lumpenhund den Leuten vor den
Augen herum gehen. Jch leide es
nicht.
Them. Ey wer will ſich zu Hofe das un-
terſtehen? Der Herr Marſchall von
Biron iſt unſer naͤchſter Vetter.
Ren. Das Frauenzimmer hats gethan/
und wenn ich Jungfer Charlottgen
wieder was zum Poſſen thue/ ſo mag ſie
darnach mit mir vorlieb nehmen.
Them. Nicht zu geſchwinde/ lieber Vetter/
wer ſich uͤber das Frauenzimmer be-
klagen will/ der muß ſich in acht neh-
men: Die Richter ſind auff allen Sei-
ten zu gnaͤdig.
Ren. Es verlohnt ſich der Muͤhe/ daß man
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[364/0530] lieber Vetter ſagt mir nur/ wer euch ſo unleidlich gemacht hat? Ren. Jch bin noch jung/ aber deßwegen laß ich mir keinen Menſchen vor die Naſe ſchnappen. Them. Es iſt recht/ daß ein zukuͤnfftiger Cavallier auff reputation haͤlt. Aber was iſt denn geſchehen? Ren. Ha zu Hofe wollen ſie mich ausla- chen/ und ich ſoll darnach als ein ande- rer Lumpenhund den Leuten vor den Augen herum gehen. Jch leide es nicht. Them. Ey wer will ſich zu Hofe das un- terſtehen? Der Herr Marſchall von Biron iſt unſer naͤchſter Vetter. Ren. Das Frauenzimmer hats gethan/ und wenn ich Jungfer Charlottgen wieder was zum Poſſen thue/ ſo mag ſie darnach mit mir vorlieb nehmen. Them. Nicht zu geſchwinde/ lieber Vetter/ wer ſich uͤber das Frauenzimmer be- klagen will/ der muß ſich in acht neh- men: Die Richter ſind auff allen Sei- ten zu gnaͤdig. Ren. Es verlohnt ſich der Muͤhe/ daß man ſolchen

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/530>, abgerufen am 27.06.2024.