Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693. Harl. (zeucht die Achsel) Wir wollen hoffen. Sill. Und so lange das Widerspiel nicht bewiesen ist/ so lange wollen wir das Beste glauben. Henr. (führt Harlay auff die Seite) Jhr habt die Achsel nicht umsonst ge- zogen. Sagt in gutem Vertrauen/ ist euch von dem Marschall was bewust? Harl. Es ist mir was bewust/ doch wolte ich lieber einen andern reden lassen. Henr. Wer soll unter uns beyden reden? Harl. Der bekante Laffin hat Wunder- Dinge bey mir gesagt/ und ich wolte wünschen/ daß Ew. Königl. Maj. selbst von ihm erzehlen hörten. Henr. Seyd verschwiegen/ wir haben ge- nug. Zu diesem Gespräch soll er bald gelassen werden. Doch Mons. Sillery ist es nicht wahr/ wer seine Treu so be- weiset/ wie der Marschall von Biron, der hat an einem gnädigen Könige nicht zu zweiffeln. Sill. Es ist ein Mann/ der sich um das Va- terland wol verdienet hat. Er hat 36. Wunden am Leibe/ die er zu Dienste der
Harl. (zeucht die Achſel) Wir wollen hoffen. Sill. Und ſo lange das Widerſpiel nicht bewieſen iſt/ ſo lange wollen wir das Beſte glauben. Henr. (fuͤhrt Harlay auff die Seite) Jhr habt die Achſel nicht umſonſt ge- zogen. Sagt in gutem Vertrauen/ iſt euch von dem Marſchall was bewuſt? Harl. Es iſt mir was bewuſt/ doch wolte ich lieber einen andern reden laſſen. Henr. Wer ſoll unter uns beyden reden? Harl. Der bekante Laffin hat Wunder- Dinge bey mir geſagt/ und ich wolte wuͤnſchen/ daß Ew. Koͤnigl. Maj. ſelbſt von ihm erzehlen hoͤrten. Henr. Seyd verſchwiegen/ wir haben ge- nug. Zu dieſem Geſpraͤch ſoll er bald gelaſſen werden. Doch Monſ. Sillery iſt es nicht wahr/ wer ſeine Treu ſo be- weiſet/ wie der Marſchall von Biron, der hat an einem gnaͤdigen Koͤnige nicht zu zweiffeln. Sill. Es iſt ein Mann/ der ſich um das Va- terland wol verdienet hat. Er hat 36. Wunden am Leibe/ die er zu Dienſte der
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Sill. Und ſo lange das Widerſpiel nicht
bewieſen iſt/ ſo lange wollen wir das
Beſte glauben.
Henr. (fuͤhrt Harlay auff die Seite)
Jhr habt die Achſel nicht umſonſt ge-
zogen. Sagt in gutem Vertrauen/ iſt
euch von dem Marſchall was bewuſt?
Harl. Es iſt mir was bewuſt/ doch wolte
ich lieber einen andern reden laſſen.
Henr. Wer ſoll unter uns beyden reden?
Harl. Der bekante Laffin hat Wunder-
Dinge bey mir geſagt/ und ich wolte
wuͤnſchen/ daß Ew. Koͤnigl. Maj. ſelbſt
von ihm erzehlen hoͤrten.
Henr. Seyd verſchwiegen/ wir haben ge-
nug. Zu dieſem Geſpraͤch ſoll er bald
gelaſſen werden. Doch Monſ. Sillery
iſt es nicht wahr/ wer ſeine Treu ſo be-
weiſet/ wie der Marſchall von Biron,
der hat an einem gnaͤdigen Koͤnige
nicht zu zweiffeln.
Sill. Es iſt ein Mann/ der ſich um das Va-
terland wol verdienet hat. Er hat 36.
Wunden am Leibe/ die er zu Dienſte
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/564>, abgerufen am 21.06.2024. |