Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Del. Jch glaub es nicht/ er wird die Un-
treu nicht begehen.
Sal. Vielleicht will er sein Leben dadurch
erkauffen.
Del. Jch will sagen/ was ich weiß. Der
König ließ sich ausdrücklich gegen mich
vernehmen/ er wolte/ daß er etliche Mo-
nat eher mit dem Laffin gesprochen hät-
te/ so würde mancher Verdacht gegen
den Herrn Marschall nicht statt gefun-
den haben; Es sey ihm lieb/ daß er in
vielen Dingen des Zweiffels sey be-
nommen worden.
Sal. So müste Laffin doch noch ein redli-
cher Mensch seyn.
Del. Wie ich sage/ der König schämet sich
seines Verdachts/ und also will er die
Schande nicht haben/ daß ein wolver-
dienter Mann in der Ungewißheit ste-
cken soll. Die Herren gedencken an
mich/ bey seiner Ankunfft wird es ihm
der König selber abbitten. Drum
lassen sie doch alle Sorgen verschwin-
den/ und wenden lieber allen Fleiß an/
daß er den König ie eher ie besser zu spre-
chen bekömmt. Sie wissen/ was ich
vor
Del. Jch glaub es nicht/ er wird die Un-
treu nicht begehen.
Sal. Vielleicht will er ſein Leben dadurch
erkauffen.
Del. Jch will ſagen/ was ich weiß. Der
Koͤnig ließ ſich ausdruͤcklich gegen mich
vernehmen/ er wolte/ daß er etliche Mo-
nat eher mit dem Laffin geſprochen haͤt-
te/ ſo wuͤrde mancher Verdacht gegen
den Herrn Marſchall nicht ſtatt gefun-
den haben; Es ſey ihm lieb/ daß er in
vielen Dingen des Zweiffels ſey be-
nommen worden.
Sal. So muͤſte Laffin doch noch ein redli-
cher Menſch ſeyn.
Del. Wie ich ſage/ der Koͤnig ſchaͤmet ſich
ſeines Verdachts/ und alſo will er die
Schande nicht haben/ daß ein wolver-
dienter Mann in der Ungewißheit ſte-
cken ſoll. Die Herren gedencken an
mich/ bey ſeiner Ankunfft wird es ihm
der Koͤnig ſelber abbitten. Drum
laſſen ſie doch alle Sorgen verſchwin-
den/ und wenden lieber allen Fleiß an/
daß er den Koͤnig ie eher ie beſſer zu ſpre-
chen bekoͤmmt. Sie wiſſen/ was ich
vor
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0589" n="423"/>
          <sp who="#DEL">
            <speaker>Del.</speaker>
            <p>Jch glaub es nicht/ er wird die Un-<lb/>
treu nicht begehen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SALI">
            <speaker>Sal.</speaker>
            <p>Vielleicht will er &#x017F;ein Leben dadurch<lb/>
erkauffen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DEL">
            <speaker>Del.</speaker>
            <p>Jch will &#x017F;agen/ was ich weiß. Der<lb/>
Ko&#x0364;nig ließ &#x017F;ich ausdru&#x0364;cklich gegen mich<lb/>
vernehmen/ er wolte/ daß er etliche Mo-<lb/>
nat eher mit dem <hi rendition="#aq">Laffin</hi> ge&#x017F;prochen ha&#x0364;t-<lb/>
te/ &#x017F;o wu&#x0364;rde mancher Verdacht gegen<lb/>
den Herrn Mar&#x017F;chall nicht &#x017F;tatt gefun-<lb/>
den haben; Es &#x017F;ey ihm lieb/ daß er in<lb/>
vielen Dingen des Zweiffels &#x017F;ey be-<lb/>
nommen worden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SALI">
            <speaker>Sal.</speaker>
            <p>So mu&#x0364;&#x017F;te <hi rendition="#aq">Laffin</hi> doch noch ein redli-<lb/>
cher Men&#x017F;ch &#x017F;eyn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DEL">
            <speaker>Del.</speaker>
            <p>Wie ich &#x017F;age/ der Ko&#x0364;nig &#x017F;cha&#x0364;met &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;eines Verdachts/ und al&#x017F;o will er die<lb/>
Schande nicht haben/ daß ein wolver-<lb/>
dienter Mann in der Ungewißheit &#x017F;te-<lb/>
cken &#x017F;oll. Die Herren gedencken an<lb/>
mich/ bey &#x017F;einer Ankunfft wird es ihm<lb/>
der Ko&#x0364;nig &#x017F;elber abbitten. Drum<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie doch alle Sorgen ver&#x017F;chwin-<lb/>
den/ und wenden lieber allen Fleiß an/<lb/>
daß er den Ko&#x0364;nig ie eher ie be&#x017F;&#x017F;er zu &#x017F;pre-<lb/>
chen beko&#x0364;mmt. Sie wi&#x017F;&#x017F;en/ was ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vor</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[423/0589] Del. Jch glaub es nicht/ er wird die Un- treu nicht begehen. Sal. Vielleicht will er ſein Leben dadurch erkauffen. Del. Jch will ſagen/ was ich weiß. Der Koͤnig ließ ſich ausdruͤcklich gegen mich vernehmen/ er wolte/ daß er etliche Mo- nat eher mit dem Laffin geſprochen haͤt- te/ ſo wuͤrde mancher Verdacht gegen den Herrn Marſchall nicht ſtatt gefun- den haben; Es ſey ihm lieb/ daß er in vielen Dingen des Zweiffels ſey be- nommen worden. Sal. So muͤſte Laffin doch noch ein redli- cher Menſch ſeyn. Del. Wie ich ſage/ der Koͤnig ſchaͤmet ſich ſeines Verdachts/ und alſo will er die Schande nicht haben/ daß ein wolver- dienter Mann in der Ungewißheit ſte- cken ſoll. Die Herren gedencken an mich/ bey ſeiner Ankunfft wird es ihm der Koͤnig ſelber abbitten. Drum laſſen ſie doch alle Sorgen verſchwin- den/ und wenden lieber allen Fleiß an/ daß er den Koͤnig ie eher ie beſſer zu ſpre- chen bekoͤmmt. Sie wiſſen/ was ich vor

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/589
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/589>, abgerufen am 22.11.2024.