Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

soll/ das wird verhindert/ und so
wenig als mir der Pfarr anstehet/
wenn ich an einem Orte sitze/ da ich
ihn nicht sehen kan/ so wenig stehet
er mir an/ wenn er mich nicht sehen
will. Es gemahnet mich fast/ wie
mit jenem Magister, wenn er Col-
legia
hielt/ so ließ er die Auditores
in der Stube sitzen/ und kroch in sein
Cabinet, darinne profitirte er.
Einmal aber als er im besten pro-
fiti
ren war/ und die Kunst wol gar
aus einem folianten lesen wolte/ so
schlich sich einer nach dem andern
davon/ und der liebe Herr hatte sich
im Cabinet auff seine eigene Hand
lustig gemacht.

LIX.

Ferner was hat mancher
vor einen Ubelstand in Geberden?
Da wackelt er mit dem Kopffe von
einer Seite zur andern/ da zeucht
er den Kopff zwischen die Achseln/
als wenn er drey Köpffe hätte: Da

macht
c 4

ſoll/ das wird verhindert/ und ſo
wenig als mir der Pfarr anſtehet/
wenn ich an einem Orte ſitze/ da ich
ihn nicht ſehen kan/ ſo wenig ſtehet
er mir an/ wenn er mich nicht ſehen
will. Es gemahnet mich faſt/ wie
mit jenem Magiſter, wenn er Col-
legia
hielt/ ſo ließ er die Auditores
in der Stube ſitzen/ und kroch in ſein
Cabinet, darinne profitirte er.
Einmal aber als er im beſten pro-
fiti
ren war/ und die Kunſt wol gar
aus einem folianten leſen wolte/ ſo
ſchlich ſich einer nach dem andern
davon/ und der liebe Herr hatte ſich
im Cabinet auff ſeine eigene Hand
luſtig gemacht.

LIX.

Ferner was hat mancher
vor einen Ubelſtand in Geberden?
Da wackelt er mit dem Kopffe von
einer Seite zur andern/ da zeucht
er den Kopff zwiſchen die Achſeln/
als wenn er drey Koͤpffe haͤtte: Da

macht
c 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0059"/>
&#x017F;oll/ das wird verhindert/ und &#x017F;o<lb/>
wenig als mir der Pfarr an&#x017F;tehet/<lb/>
wenn ich an einem Orte &#x017F;itze/ da ich<lb/>
ihn nicht &#x017F;ehen kan/ &#x017F;o wenig &#x017F;tehet<lb/>
er mir an/ wenn er mich nicht &#x017F;ehen<lb/>
will. Es gemahnet mich fa&#x017F;t/ wie<lb/>
mit jenem <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;ter,</hi> wenn er <hi rendition="#aq">Col-<lb/>
legia</hi> hielt/ &#x017F;o ließ er die <hi rendition="#aq">Auditores</hi><lb/>
in der Stube &#x017F;itzen/ und kroch in &#x017F;ein<lb/><hi rendition="#aq">Cabinet,</hi> darinne <hi rendition="#aq">profiti</hi>rte er.<lb/>
Einmal aber als er im be&#x017F;ten <hi rendition="#aq">pro-<lb/>
fiti</hi>ren war/ und die Kun&#x017F;t wol gar<lb/>
aus einem <hi rendition="#aq">folian</hi>ten le&#x017F;en wolte/ &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chlich &#x017F;ich einer nach dem andern<lb/>
davon/ und der liebe Herr hatte &#x017F;ich<lb/>
im <hi rendition="#aq">Cabinet</hi> auff &#x017F;eine eigene Hand<lb/>
lu&#x017F;tig gemacht.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">LIX.</hi> </head>
          <p>Ferner was hat mancher<lb/>
vor einen Ubel&#x017F;tand in Geberden?<lb/>
Da wackelt er mit dem Kopffe von<lb/>
einer Seite zur andern/ da zeucht<lb/>
er den Kopff zwi&#x017F;chen die Ach&#x017F;eln/<lb/>
als wenn er drey Ko&#x0364;pffe ha&#x0364;tte: Da<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">c 4</fw><fw place="bottom" type="catch">macht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0059] ſoll/ das wird verhindert/ und ſo wenig als mir der Pfarr anſtehet/ wenn ich an einem Orte ſitze/ da ich ihn nicht ſehen kan/ ſo wenig ſtehet er mir an/ wenn er mich nicht ſehen will. Es gemahnet mich faſt/ wie mit jenem Magiſter, wenn er Col- legia hielt/ ſo ließ er die Auditores in der Stube ſitzen/ und kroch in ſein Cabinet, darinne profitirte er. Einmal aber als er im beſten pro- fitiren war/ und die Kunſt wol gar aus einem folianten leſen wolte/ ſo ſchlich ſich einer nach dem andern davon/ und der liebe Herr hatte ſich im Cabinet auff ſeine eigene Hand luſtig gemacht. LIX. Ferner was hat mancher vor einen Ubelſtand in Geberden? Da wackelt er mit dem Kopffe von einer Seite zur andern/ da zeucht er den Kopff zwiſchen die Achſeln/ als wenn er drey Koͤpffe haͤtte: Da macht c 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/59
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/59>, abgerufen am 09.11.2024.