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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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vertrauet/ und sehe fast keinen/ der mich
öffentlich verrathen solte.
Franc. So mag es auch verborgen blei-
ben/ und so wahr ich solche Sünde ver-
geben werde/ so wahr soll auch in der
Welt daran nicht mehr gedacht wer-
den.
Bir. Aber wenn ich deßwegen über kurtz o-
der über lang von dem Könige zur Re-
de gesetzt würde.
Franc. So können Jhro Gnaden sprechen/
sie wissen nichts. Denn sie wissen
auch nichts/ das der König wissen soll/
sie wissen auch nichts/ das ihnen nicht
wäre vergeben worden.
Bir. Darff ich mich darauff verlassen?
Franc. Jch nehme es auff mich; Ew.
Gnaden sind nicht schuldig/ weder dem
Könige noch einem andern etwas zu sa-
gen/ nachdem sie mir gebeichtet haben.
Bir. So begehre ich also die Absolution.
Franc. (Murmelt etwas Lateinisches
heimlich her/ und legt ihm endlich
die Hände auff den Kopff.)
Bir. Jch sage vor die Wolthat demü-
thigen Danck/ werde es auch ihr
Klo-
vertrauet/ und ſehe faſt keinen/ der mich
oͤffentlich verrathen ſolte.
Franc. So mag es auch verborgen blei-
ben/ und ſo wahr ich ſolche Suͤnde ver-
geben werde/ ſo wahr ſoll auch in der
Welt daran nicht mehr gedacht wer-
den.
Bir. Aber wenn ich deßwegen uͤber kurtz o-
der uͤber lang von dem Koͤnige zur Re-
de geſetzt wuͤrde.
Franc. So koͤnnen Jhro Gnaden ſprechen/
ſie wiſſen nichts. Denn ſie wiſſen
auch nichts/ das der Koͤnig wiſſen ſoll/
ſie wiſſen auch nichts/ das ihnen nicht
waͤre vergeben worden.
Bir. Darff ich mich darauff verlaſſen?
Franc. Jch nehme es auff mich; Ew.
Gnaden ſind nicht ſchuldig/ weder dem
Koͤnige noch einem andern etwas zu ſa-
gen/ nachdem ſie mir gebeichtet haben.
Bir. So begehre ich alſo die Abſolution.
Franc. (Murmelt etwas Lateiniſches
heimlich her/ und legt ihm endlich
die Haͤnde auff den Kopff.)
Bir. Jch ſage vor die Wolthat demuͤ-
thigen Danck/ werde es auch ihr
Klo-
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[434/0600] vertrauet/ und ſehe faſt keinen/ der mich oͤffentlich verrathen ſolte. Franc. So mag es auch verborgen blei- ben/ und ſo wahr ich ſolche Suͤnde ver- geben werde/ ſo wahr ſoll auch in der Welt daran nicht mehr gedacht wer- den. Bir. Aber wenn ich deßwegen uͤber kurtz o- der uͤber lang von dem Koͤnige zur Re- de geſetzt wuͤrde. Franc. So koͤnnen Jhro Gnaden ſprechen/ ſie wiſſen nichts. Denn ſie wiſſen auch nichts/ das der Koͤnig wiſſen ſoll/ ſie wiſſen auch nichts/ das ihnen nicht waͤre vergeben worden. Bir. Darff ich mich darauff verlaſſen? Franc. Jch nehme es auff mich; Ew. Gnaden ſind nicht ſchuldig/ weder dem Koͤnige noch einem andern etwas zu ſa- gen/ nachdem ſie mir gebeichtet haben. Bir. So begehre ich alſo die Abſolution. Franc. (Murmelt etwas Lateiniſches heimlich her/ und legt ihm endlich die Haͤnde auff den Kopff.) Bir. Jch ſage vor die Wolthat demuͤ- thigen Danck/ werde es auch ihr Klo-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/600>, abgerufen am 21.06.2024.