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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Ren. Weil ich einen Schimpff bey meinem
Anverwandten erleben soll/ der mich
und meinen Adel zu Boden drücken
wird.
Mar. Lieber Sohn/ euch wird niemand
schimpffen.
Ren. Doch meine Thränen machen mirs
wol bekandt/ was ich und mein Ge-
schlechte fürchten muß. Ach allergnä-
digste Königin!
Mar. Bittet doch die Gnade vor eure Per-
son: Jhr solt Gnade haben/ wenn ihr
euren löblichen Vorfahren werdet ähn-
lich seyn.
Ren. Wo mir die Gnade versaget wird/
so bin ich zugleich verdorben.
Mar. Steht doch auff/ das Widerspiel
soll euch erwiesen werden.
Ren. Hier will ich liegen und sterben.
Mar. Wenn ihr sterben wolt/ so müst ihr
wissen/ daß ich mich vor sterbenden Leu-
ten entsetze.
(macht sich loß und geht
davon.)
Charl. So ist es gleichwol beschlossen/ daß
ihr nun eben auff dem Plätzgen sterben
wolt?

Louys.
Ren. Weil ich einen Schimpff bey meinem
Anverwandten erleben ſoll/ der mich
und meinen Adel zu Boden druͤcken
wird.
Mar. Lieber Sohn/ euch wird niemand
ſchimpffen.
Ren. Doch meine Thraͤnen machen mirs
wol bekandt/ was ich und mein Ge-
ſchlechte fuͤrchten muß. Ach allergnaͤ-
digſte Koͤnigin!
Mar. Bittet doch die Gnade vor eure Per-
ſon: Jhr ſolt Gnade haben/ wenn ihr
euren loͤblichen Vorfahren werdet aͤhn-
lich ſeyn.
Ren. Wo mir die Gnade verſaget wird/
ſo bin ich zugleich verdorben.
Mar. Steht doch auff/ das Widerſpiel
ſoll euch erwieſen werden.
Ren. Hier will ich liegen und ſterben.
Mar. Wenn ihr ſterben wolt/ ſo muͤſt ihr
wiſſen/ daß ich mich vor ſterbenden Leu-
ten entſetze.
(macht ſich loß und geht
davon.)
Charl. So iſt es gleichwol beſchloſſen/ daß
ihr nun eben auff dem Plaͤtzgen ſterben
wolt?

Louyſ.
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[496/0662] Ren. Weil ich einen Schimpff bey meinem Anverwandten erleben ſoll/ der mich und meinen Adel zu Boden druͤcken wird. Mar. Lieber Sohn/ euch wird niemand ſchimpffen. Ren. Doch meine Thraͤnen machen mirs wol bekandt/ was ich und mein Ge- ſchlechte fuͤrchten muß. Ach allergnaͤ- digſte Koͤnigin! Mar. Bittet doch die Gnade vor eure Per- ſon: Jhr ſolt Gnade haben/ wenn ihr euren loͤblichen Vorfahren werdet aͤhn- lich ſeyn. Ren. Wo mir die Gnade verſaget wird/ ſo bin ich zugleich verdorben. Mar. Steht doch auff/ das Widerſpiel ſoll euch erwieſen werden. Ren. Hier will ich liegen und ſterben. Mar. Wenn ihr ſterben wolt/ ſo muͤſt ihr wiſſen/ daß ich mich vor ſterbenden Leu- ten entſetze. (macht ſich loß und geht davon.) Charl. So iſt es gleichwol beſchloſſen/ daß ihr nun eben auff dem Plaͤtzgen ſterben wolt? Louyſ.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/662>, abgerufen am 22.11.2024.