Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Thaler überhaupt/ wofern er die Barm-
hertzigkeit an mir thut/ und mich unter
seine Clienten annehmen will; Ja ich
verspreche noch eine gute Discretion bey
zutragen/ so bald ich etwas richtiges
werde begriffen haben. Es mangelt
mir nicht am Gelde/ es verdreust mich
nur/ daß ich nichts rechtes gelernet ha-
be/ und wenn ich itzund in die Compa-
gnien komme/ so heist es: Der Kerle
ist nichts/ er weiß nichts/ er wird nichts/
er verdienet nichts.
Josqv. Ja freylich ist es ein grosser Jam-
mer/ wenn man bey rechtschaffenen
Leuten seine Person nicht wol agiren
kan/ und ich verstehe des Herrn gute
Meynung gar wol/ allein ich kan dem
Herrn nicht verhalten/ daß ich gar
schlechte Zeit habe und fast nicht wisse/
wenn ich das ansehnliche Geld recht
verdienen solte. Mein gnädigster
Herr hat sich in die Opern verliebt/ und
damit wird mir die beste Zeit genommen/
daß mir also dergleichen Information
fast unmöglich fallen würde.
Fris. Ach so werde ich ohne Trost gelassen!
Josq.
G g 4
Thaler uͤberhaupt/ wofern er die Barm-
hertzigkeit an mir thut/ und mich unter
ſeine Clienten annehmen will; Ja ich
verſpreche noch eine gute Diſcretion bey
zutragen/ ſo bald ich etwas richtiges
werde begriffen haben. Es mangelt
mir nicht am Gelde/ es verdreuſt mich
nur/ daß ich nichts rechtes gelernet ha-
be/ und wenn ich itzund in die Compa-
gnien komme/ ſo heiſt es: Der Kerle
iſt nichts/ er weiß nichts/ er wird nichts/
er verdienet nichts.
Joſqv. Ja freylich iſt es ein groſſer Jam-
mer/ wenn man bey rechtſchaffenen
Leuten ſeine Perſon nicht wol agiren
kan/ und ich verſtehe des Herrn gute
Meynung gar wol/ allein ich kan dem
Herrn nicht verhalten/ daß ich gar
ſchlechte Zeit habe und faſt nicht wiſſe/
wenn ich das anſehnliche Geld recht
verdienen ſolte. Mein gnaͤdigſter
Herr hat ſich in die Opern verliebt/ und
damit wird mir die beſte Zeit genom̃en/
daß mir alſo dergleichen Information
faſt unmoͤglich fallen wuͤrde.
Friſ. Ach ſo werde ich ohne Troſt gelaſſen!
Joſq.
G g 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#FRI">
            <p><pb facs="#f0865" n="697"/>
Thaler u&#x0364;berhaupt/ wofern er die Barm-<lb/>
hertzigkeit an mir thut/ und mich unter<lb/>
&#x017F;eine <hi rendition="#aq">Clien</hi>ten annehmen will; Ja ich<lb/>
ver&#x017F;preche noch eine gute <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cretion</hi> bey<lb/>
zutragen/ &#x017F;o bald ich etwas richtiges<lb/>
werde begriffen haben. Es mangelt<lb/>
mir nicht am Gelde/ es verdreu&#x017F;t mich<lb/>
nur/ daß ich nichts rechtes gelernet ha-<lb/>
be/ und wenn ich itzund in die Compa-<lb/>
gnien komme/ &#x017F;o hei&#x017F;t es: Der Kerle<lb/>
i&#x017F;t nichts/ er weiß nichts/ er wird nichts/<lb/>
er verdienet nichts.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JOS">
            <speaker>Jo&#x017F;qv.</speaker>
            <p>Ja freylich i&#x017F;t es ein gro&#x017F;&#x017F;er Jam-<lb/>
mer/ wenn man bey recht&#x017F;chaffenen<lb/>
Leuten &#x017F;eine Per&#x017F;on nicht wol <hi rendition="#aq">agi</hi>ren<lb/>
kan/ und ich ver&#x017F;tehe des Herrn gute<lb/>
Meynung gar wol/ allein ich kan dem<lb/>
Herrn nicht verhalten/ daß ich gar<lb/>
&#x017F;chlechte Zeit habe und fa&#x017F;t nicht wi&#x017F;&#x017F;e/<lb/>
wenn ich das an&#x017F;ehnliche Geld recht<lb/>
verdienen &#x017F;olte. Mein gna&#x0364;dig&#x017F;ter<lb/>
Herr hat &#x017F;ich in die <hi rendition="#aq">Opern</hi> verliebt/ und<lb/>
damit wird mir die be&#x017F;te Zeit genom&#x0303;en/<lb/>
daß mir al&#x017F;o dergleichen <hi rendition="#aq">Information</hi><lb/>
fa&#x017F;t unmo&#x0364;glich fallen wu&#x0364;rde.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRI">
            <speaker>Fri&#x017F;.</speaker>
            <p>Ach &#x017F;o werde ich ohne Tro&#x017F;t gela&#x017F;&#x017F;en!</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">G g 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Jo&#x017F;q.</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[697/0865] Thaler uͤberhaupt/ wofern er die Barm- hertzigkeit an mir thut/ und mich unter ſeine Clienten annehmen will; Ja ich verſpreche noch eine gute Diſcretion bey zutragen/ ſo bald ich etwas richtiges werde begriffen haben. Es mangelt mir nicht am Gelde/ es verdreuſt mich nur/ daß ich nichts rechtes gelernet ha- be/ und wenn ich itzund in die Compa- gnien komme/ ſo heiſt es: Der Kerle iſt nichts/ er weiß nichts/ er wird nichts/ er verdienet nichts. Joſqv. Ja freylich iſt es ein groſſer Jam- mer/ wenn man bey rechtſchaffenen Leuten ſeine Perſon nicht wol agiren kan/ und ich verſtehe des Herrn gute Meynung gar wol/ allein ich kan dem Herrn nicht verhalten/ daß ich gar ſchlechte Zeit habe und faſt nicht wiſſe/ wenn ich das anſehnliche Geld recht verdienen ſolte. Mein gnaͤdigſter Herr hat ſich in die Opern verliebt/ und damit wird mir die beſte Zeit genom̃en/ daß mir alſo dergleichen Information faſt unmoͤglich fallen wuͤrde. Friſ. Ach ſo werde ich ohne Troſt gelaſſen! Joſq. G g 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/865
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/865>, abgerufen am 22.11.2024.