Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Voc. Wie komme ich heute zu den Gäster/
wo noch einer kömmt/ so verpachte ich das
Hauß/ und da mag der Pachtmann
solche Leute auff Polster setzen/ oder er
mag ihnen die Thüre weisen/ ich wil
mich darum nichts bekümmern.
Langv. Wir kommen vielleicht zu ungele-
gener Zeit?
Flav. Und sie wird etwan in ihren Ver-
richtungen von uns discommodiret
werden?
Voc. Ach nein/ sie sehen wol/ daß ich mich
nicht sehr discommodiren lasse/ sie müs-
sen mit meiner Weise vorlieb nehmen/
ich dencke/ wenn die Stube nicht recht
auffgeputzt ist/ so schickt sichs auch
nicht/ daß man gar zu höfflich darinne
thun solte.
Lang. Es wird uns mit grosser Höffligkeit
begegnet.
Flav. Und ich komme her/ meine Höfflig-
keit an sie/ als eine vornehme Person
abzustatten.
Voc. (ad Spectatores) Jhr Leute ist das
nicht eine Plage/ wenn die Kerlen ins
Hauß kommen/ und wissen nicht/ was
sie
Voc. Wie komme ich heute zu den Gaͤſter/
wo noch einer koͤm̃t/ ſo verpachte ich das
Hauß/ und da mag der Pachtmann
ſolche Leute auff Polſter ſetzen/ oder er
mag ihnen die Thuͤre weiſen/ ich wil
mich darum nichts bekuͤmmern.
Langv. Wir kommen vielleicht zu ungele-
gener Zeit?
Flav. Und ſie wird etwan in ihren Ver-
richtungen von uns diſcommodiret
werden?
Voc. Ach nein/ ſie ſehen wol/ daß ich mich
nicht ſehr diſcommodiren laſſe/ ſie muͤſ-
ſen mit meiner Weiſe vorlieb nehmen/
ich dencke/ wenn die Stube nicht recht
auffgeputzt iſt/ ſo ſchickt ſichs auch
nicht/ daß man gar zu hoͤfflich darinne
thun ſolte.
Lang. Es wird uns mit groſſer Hoͤffligkeit
begegnet.
Flav. Und ich komme her/ meine Hoͤfflig-
keit an ſie/ als eine vornehme Perſon
abzuſtatten.
Voc. (ad Spectatores) Jhr Leute iſt das
nicht eine Plage/ wenn die Kerlen ins
Hauß kommen/ und wiſſen nicht/ was
ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0947" n="779"/>
          <sp who="#VOC">
            <speaker>Voc.</speaker>
            <p>Wie komme ich heute zu den Ga&#x0364;&#x017F;ter/<lb/>
wo noch einer ko&#x0364;m&#x0303;t/ &#x017F;o verpachte ich das<lb/>
Hauß/ und da mag der Pachtmann<lb/>
&#x017F;olche Leute auff Pol&#x017F;ter &#x017F;etzen/ oder er<lb/>
mag ihnen die Thu&#x0364;re wei&#x017F;en/ ich wil<lb/>
mich darum nichts beku&#x0364;mmern.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LAN">
            <speaker>Langv.</speaker>
            <p>Wir kommen vielleicht zu ungele-<lb/>
gener Zeit?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker>Flav.</speaker>
            <p>Und &#x017F;ie wird etwan in ihren Ver-<lb/>
richtungen von uns <hi rendition="#aq">di&#x017F;commodi</hi>ret<lb/>
werden?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#VOC">
            <speaker>Voc.</speaker>
            <p>Ach nein/ &#x017F;ie &#x017F;ehen wol/ daß ich mich<lb/>
nicht &#x017F;ehr <hi rendition="#aq">di&#x017F;commodi</hi>ren la&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en mit meiner Wei&#x017F;e vorlieb nehmen/<lb/>
ich dencke/ wenn die Stube nicht recht<lb/>
auffgeputzt i&#x017F;t/ &#x017F;o &#x017F;chickt &#x017F;ichs auch<lb/>
nicht/ daß man gar zu ho&#x0364;fflich darinne<lb/>
thun &#x017F;olte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LAN">
            <speaker>Lang.</speaker>
            <p>Es wird uns mit gro&#x017F;&#x017F;er Ho&#x0364;ffligkeit<lb/>
begegnet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker>Flav.</speaker>
            <p>Und ich komme her/ meine Ho&#x0364;fflig-<lb/>
keit an &#x017F;ie/ als eine vornehme Per&#x017F;on<lb/>
abzu&#x017F;tatten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#VOC">
            <speaker>Voc.</speaker>
            <stage>(<hi rendition="#aq">ad Spectatores</hi>)</stage>
            <p>Jhr Leute i&#x017F;t das<lb/>
nicht eine Plage/ wenn die Kerlen ins<lb/>
Hauß kommen/ und wi&#x017F;&#x017F;en nicht/ was<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[779/0947] Voc. Wie komme ich heute zu den Gaͤſter/ wo noch einer koͤm̃t/ ſo verpachte ich das Hauß/ und da mag der Pachtmann ſolche Leute auff Polſter ſetzen/ oder er mag ihnen die Thuͤre weiſen/ ich wil mich darum nichts bekuͤmmern. Langv. Wir kommen vielleicht zu ungele- gener Zeit? Flav. Und ſie wird etwan in ihren Ver- richtungen von uns diſcommodiret werden? Voc. Ach nein/ ſie ſehen wol/ daß ich mich nicht ſehr diſcommodiren laſſe/ ſie muͤſ- ſen mit meiner Weiſe vorlieb nehmen/ ich dencke/ wenn die Stube nicht recht auffgeputzt iſt/ ſo ſchickt ſichs auch nicht/ daß man gar zu hoͤfflich darinne thun ſolte. Lang. Es wird uns mit groſſer Hoͤffligkeit begegnet. Flav. Und ich komme her/ meine Hoͤfflig- keit an ſie/ als eine vornehme Perſon abzuſtatten. Voc. (ad Spectatores) Jhr Leute iſt das nicht eine Plage/ wenn die Kerlen ins Hauß kommen/ und wiſſen nicht/ was ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/947
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 779. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/947>, abgerufen am 01.06.2024.